In deutschen Medien wird das Abkommen als historischer Durchbruch gefeiert. Netanjahu wird vorgeworfen, er schüre die Angst vor dem Iran aus innenpolitischen Gründen, weil ihm diese schon drei Wahlsiege beschert habe.
Nach Einschätzung von israelischen Experten benötigt der Iran derzeit etwa ein Jahr oder wenige Wochen, um eine Nuklearwaffe zu bauen und sie einsetzen zu können.
Der Kolumnist Ron Ben-Yishai schreibt im Nachrichtenportal ynetnews: „Israel sollte die nötigen Vorkehrungen treffen, falls der Iran das Abkommen verletzt.“ Aus israelischer Sicht hat das Abkommen die militärische Option wieder auf den Tisch gebracht. mehr Informationen
Amos Gilad, ein Sicherheitsexperte im Verteidigungsministerium, sieht das Wiener Abkommen sogar als «Lizenz zum Töten wie in einem James-Bond-Film». Es verleihe Teheran ein neues Gefühl der Legitimität und nach Aufhebung der Sanktionen auch die finanziellen Mittel zur stärkeren Unterstützung islamischer Terrororganisationen in der Region, sagte er zur Begründung.
Israel befürchtet nun auch einen Rüstungswettlauf unter den Nachbarländern, die sich durch den Iran bedroht fühlten. mehr Informationen
Die Türkei, Saudi-Arabien und Ägypten fühlen sich ebenfalls von einem übermächtigen Iran bedroht.
Carlo Strenger meint in tageschau.de: Es ist einfach eine sehr unangenehme und gefährliche Situation. Im Ausland wird oft nicht verstanden, dass die Hauptgefahr nicht darin besteht, dass der Iran Israel frontal mit Nuklearwaffen angreift. Der Iran betreibt schon seit vielen Jahren die Strategie, die Angriffe auf Israel durch ausländische Gruppierungen, maßgeblich die Hisbollah, auszuführen. Eine der Befürchtungen ist, dass der Iran einer Organisation wie der Hisbollah Atomwaffen übertragen könnte und dann ein Angriff auf Israel stattfindet, der nicht direkt auf den Iran hindeutet.
Israel befürchtet, wenn die Sanktionen aufgehoben werden und mehrere Milliarden US-Dollar für den Iran sehr schnell frei werden, der Iran Gruppen wie die Hisbollah noch stärker bewaffnen wird.
Der geistliche Führer Ayatollah Ali Khamenei hat vor einigen Tagen gesagt, dass der Kampf gegen die USA auch mit einem Abkommen weitergeführt wird. Das Ziel der Vernichtung Israels bleibe ein zentraler Teil der iranischen Strategie und der iranischen Grundwerte. mehr Informationen
Zum jährlich stattfindenden „Al-Quds-Tag“ sind im Iran während der Zeit in der das Abkommen unterzeichnet wurde Zehntausende auf die Straßen gegangen. Bei den von der Regierung organisierten Kundgebungen im ganzen Land skandierten sie „Nieder mit Amerika“ und „Tod für Israel“. Die Demonstranten verbrannten israelische Flaggen und das Konterfei des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu. Pünktlich zum „Al-Quds-Tag“ ist im Iran ein Spiel für Smartphones erschienen, das die Zerstörung Israels simuliert. In „Raketenangriff“ feuert der Spieler verschiedene iranische Raketen auf die israelische Küstenstadt Haifa ab.
Silvan Shalom: „Allerdings sind wir enttäuscht, dass der Iran einfach so in die Völkergemeinschaft zurückkehren kann – obwohl die Islamische Republik weiter den Terror unterstützt. Niemand hat ein „Hört auf damit!“ zur Bedingung für die Übereinkunft gemacht. In zehn, 15 Jahren kann Teheran alles tun, was es möchte.“ „Wir können mit dieser Übereinkunft nicht leben. Für uns ist es eine grauenvolle Vorstellung, dass Teheran zur Atommacht wird. Das stellt nicht nur militärisch unsere Sicherheit infrage, sondern hätte auch erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen. Stellen Sie sich mal vor, der Iran richtet Atomraketen auf Israel – wer wird da noch investieren wollen? Die Touristen werden ausbleiben. Und junge Israelis darüber nachdenken, ob sie nicht besser ihre Heimat verlassen.“ „Wir haben schon viele Abkommen erlebt, an die sich Hoffnungen auf Frieden und Stabilität knüpften. Aber sie gingen nicht in Erfüllung. Abertausende mussten deshalb sterben.“ Israels Vizeregierungschef und Innenminister in einem Interview mit „Der Tagesspiegel“. Silvan Shalom gilt als Vertrauter von Premier Benjamin Netanjahu und ist Beauftragter für die Gespräche mit den Palästinensern.