Israels Vizeregierungschef Mosche Jaalon fand drastische Worte: „Das waren Terrorakte und Verbrechen, die aus Hass begangen wurden.“ Nicht nur die Regierung, weite Teile der israelischen Gesellschaft sind erschüttert über die jüngsten Gewaltausbrüche gegenüber Arabern.
Am Donnerstagabend wurde die Jerusalemer Innenstadt zum Schauplatz eines Verbrechens, das der israelische Polizeisprecher Schmuel Schenhav später als „Lynchversuch“ bezeichnete. Eine Gruppe jüdischer Teenager attackierte auf dem zentralen Zionsplatz mehrere arabische Jugendliche. Der 17-jährige Dschamal Dschulani wurde dabei lebensgefährlich verletzt. „Nur ein Wunder rettete ihn vor dem Tod“, sagte Schenhav.
Die Polizei hat eine Sonderkommission eingerichtet, um die Tat aufzuklären. Fünf Jugendliche, darunter ein 15-jähriges Mädchen, wurden inzwischen festgenommen – der jüngste Verdächtige ist gerade einmal 13, der älteste 19 Jahre alt. Weitere Festnahmen sollten in den nächsten Tagen folgen, so die Polizei. Der Bruder des beschuldigten 13-Jährigen sagte der Zeitung „Haaretz“, die arabischen Jugendlichen hätten jüdische Mädchen „angemacht“. Außerdem hätten Araber kein Recht, sich in der Gegend um den Zionsplatz aufzuhalten: „Das ist unser Gebiet.“
Laut Zeugenaussagen sollen mehr als ein Dutzend Jugendliche Jagd auf Araber gemacht haben. Dabei hätten sie Parolen wie „Tod den Arabern“ gerufen. Ihr Opfer Dschulani traktierten sie auch noch mit Fußtritten, als dieser schon bewusstlos zu Boden gegangen war. Die alarmierten Notärzte brauchten zehn Minuten, um den Jugendlichen aus dem arabischen Ost-Jerusalem mit Hilfe von Defibrillatoren wiederzubeleben. Inzwischen ist Dschulani wieder bei Bewusstsein und sein Zustand stabil. Seine drei Cousins, die ihn begleitet hatten, wurden nur leicht verletzt.
Für großes Entsetzen sorgt die Tatsache, dass der Angriff vor den Augen Hunderter Passanten stattfand, die nicht eingriffen. Einige versuchten später, den Vorfall als harmlose Rangelei zwischen Jugendlichen darzustellen.
Ebenfalls am Donnerstag bewarfen mutmaßlich jüdische Siedler nahe der Siedlung Gusch Etzion im Westjordanland ein palästinensisches Taxi mit einem Molotow-Cocktail beworfen. Die sechs Insassen, unter ihnen zwei Kinder, wurden schwer verletzt. Der Wagen brannte völlig aus.
Umfragen belegen, dass neun von zehn Israelis Gewalt gegen Araber ablehnen. Leider erscheinen immer wieder Hetzparolen auf beiden Seiten von Extremisten. Auf israelischer Seite werden diese hart verurteilt.
Peres zu dem Vorfall: „Das für uns alle geltende Gebot ‚Du sollst nicht töten‘ ist nicht verhandelbar. Es ist ein religiöses Gebot, jedoch auch unser Gesetz“.
Barakat erklärte: „Ich verurteile aufs Schärfste jede Form von Gewalt, sowohl verbal als auch physisch, von jeder Seite. Ich bin sicher, die Polizei wird alle Angreifer der Gerechtigkeit überführen.“