Im Buch «Den Weg zu Ende gehen» setzt sich die Evangelische Landeskirche Thurgau mit dem Thema freiwillig aus dem Leben scheiden auseinander. Ida Sandl befragt in Tagblatt.ch Wilfried Bührer, Präsident des Evangelischen Kirchenrates Thurgau.
Begleiteter Suizid – wird das bald schon normal?
Wilfried Bührer: Es würde die Gesellschaft grundlegend verändern.
Ist es Sünde, mit Hilfe einer Sterbeorganisation wie Exit seinem Leben ein Ende zu setzen?
Ich würde nicht von «Sünde» reden. Denn das würde heissen, wir massen uns an, über die Not eines Menschen zu urteilen, und das steht uns nicht zu. Aber als Kirchenrat und als evangelische Landeskirche melden wir Bedenken an, was den begleiteten Suizid betrifft.
Was sind das für Bedenken?
Das betrifft einmal meinen Glauben: Für mich hat Gottesfurcht etwas zu tun mit Ehrfurcht vor dem Leben – wozu auch das eigene Leben gehört. Und dann hat es eine gesellschaftliche Dimension: Wenn es zur normalen Option wird, seinem Leben im Alter selbst ein Ende zu setzen, wird das die Gesellschaft verändern. Die Hochbetagten oder die Pflegebedürftigen, die es nicht tun, geraten dann unter Druck. Müssen sie sich vielleicht sogar rechtfertigen, warum sie noch am Leben sind?
Was soll dieses Buch bewirken?
Es soll zum Nachdenken über diese Fragen anregen, zu einer vertieften Auseinandersetzung. Wir wollen zeigen, dass der begleitete Suizid keine banale Sache ist. Es macht klar, dass die Würde des Menschen unabhängig von Krankheit und Schwachheit bis zum Schluss bestehen bleibt.
Wir wollen im Anschluss sogenannte «Letzte Hilfe»-Kurse anbieten. Gedacht für Menschen, die Scheu haben, jemanden beim Sterbeprozess in den letzten Wochen und Tagen zu begleiten.
Warum sollte ein Mensch, der nicht an Gott glaubt, sein Leben bis zu Ende leben, wenn es nur noch Leid und Schmerz bedeutet?
Weil auch die letzte Etappe des Weges noch bereichernd sein kann. Weil es vielleicht noch Gespräche gibt, die es sonst nicht gegeben hätte, Versöhnung, oder auch eine bisher nicht gekannte Nähe. Die Erfahrungsberichte im Buch zeigen das sehr eindrücklich. Vieles würde fehlen, wenn man diesen Weg abkürzt. mehr Informationen
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