Als Paulus vor dem römischen Statthalter Felix in Cäsarea angeklagt wird (Apostelgeschichte 24,1-23), wird ihm etwas angehängt, was die Kläger selbst verursacht haben. Paulus hat in den sieben Tagen in Jerusalem weder einen Aufstand noch irgendwelche Disputationen angezettelt. Der eigentliche Grund, warum man Anstoß an Paulus nahm, lag darin, dass Paulus Nichtjuden den Glauben an den jüdischen Gott ohne religiöse Rituale wie die Beschneidung zugänglich machte. Beim Apostelkonzil hatte auch Petrus den Glauben an Gott als eine Herzenssache verstanden und erklärt (Apostelgeschichte 15,8-9).
Die Kläger selbst erscheinen nicht vor dem Gericht. Die Gefahr, dass sie selbst angeklagt werden, scheint zu hoch. Es ist immer wieder spannend, dass Leute andere verurteilen oder ihnen das Leben schwer machen, nur weil sie von anderen etwas gehört haben. Der Statthalter Felix dagegen wollte es sich mit den Juden nicht verderben und erfand die Ausrede, dass er erst die Sache beurteilen könne, wenn der Kommandant von Jerusalem in Cäsarea sei, obschon dieser ihm einen klaren Brief geschrieben hatte (Apostelgeschichte 23,26-30).
Paulus beruft sich auf seinen Glauben an die Auferstehung aller. Er will aufrichtig seinen Weg gehen (Apostelgeschichte 24,16), weil er an eine letzte Gerechtigkeit glaubt. Zugleich erfährt er Ungerechtigkeit. Er geht aber nicht zum Gegenangriff über und klagt die anderen nicht an.
So steht Paulus nun im römischen Palast unter Hausarrest. Gottes Humor ist, das nun genau das eintrifft, was die Gegner von Paulus verhindern wollten. Sie dachten, dass Paulus, der Anführer der Jesusbewegung, die „der Weg“ genannt wurde, blockiert ist, wenn er im Gefängnis ist. Tatsächlich dienten jedoch gerade die Zeiten im Gefängnis dazu, dass Paulus alles aufschreiben musste und so die Jesusbewegung mehr prägte als die Leiter Petrus und Jakobus. So bewahrheitet sich, was Paulus im Römerbrief aufgeschrieben hat, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen (Römer 8,28).