Gottesdienst 7. April 2024
Was ist seelisch, was intellektuell und was ist das Wirken des Heiligen Geistes?
Die Frage aus dem Fragekasten lautet: „Wie werde ich sicher, dass Jesus bzw. der Heilige Geist in mir lebt?“ Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten, denn der Glaube kann auch intellektuell oder seelisch sein.
Als erstes fällt auf, dass der Heilige Geist zu allen Menschen spricht. In Johannes 16,8 heißt es: „Und wenn er (der Heilige Geist) gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht.“
Gott spricht also zu allen Menschen. Entscheidend ist, wie wir darauf reagieren. Wollen wir uns ihm öffnen oder verbarrikadieren wir uns und wollen ihn von uns fernhalten? Das erste, was der Heilige Geist in uns bewirkt, ist echtes Interesse an Gott. Es geht also um die Frage: Will ich mehr von ihm erfahren oder stelle ich ihn nur in Frage?
Das zweite, was der Geist Gottes in uns bewirkt, ist Erkenntnis über Gott und unsere Verfehlungen. Wir erkennen, dass es Gott gut mit uns meint und dass seine Lebensordnungen zu unserem Besten sind. Wenn wir aber von seinem Weg abweichen, entfernen wir uns immer mehr von Gott, bis er für uns nicht mehr relevant ist. Eine andere Reaktion ist, wenn wir begreifen, dass wir uns nicht selbst retten können und die Hand Gottes ergreifen, die er uns in Jesus entgegenstreckt.
Wenn wir uns an Jesus festhalten, dann bewirkt der Heilige Geist in uns eine Liebe zum himmlischen Vater, zu Jesus und zum Wirken des Heiligen Geistes. Die entscheidende Frage, die Jesus dem Petrus in Johannes 21 stellt, lautet: „Liebst du mich?“ Wir können versagen, aber wenn wir bereuen und uns wieder an Jesus wenden, dann wird er uns helfen. Im Bibel-Treff haben wir in Apostelgeschichte 3,26 gelesen. Dort sagt Petrus: „Gott hat Jesus, seinen Diener, zuerst zu euch geschickt, nachdem er ihn in diese Welt gesandt hatte, und ihn beauftragt, euch zu segnen. Er wird euch helfen, umzukehren und euer Leben zu ändern.«
Schon Jesus sagte in Markus 12,30-31: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen und aus deiner ganzen Seele und aus deinem ganzen Verstand und aus deiner ganzen Kraft! Das zweite ist dies: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst!“
Der Heilige Geist bewirkt in uns eine Liebe zum himmlischen Vater, zu Jesus und zur Bibel, dem Werk des Heiligen Geistes.
Paulus sagt in Römer 8,15: „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, wieder zur Furcht, sondern einen Geist der Sohnschaft habt ihr empfangen, in dem wir rufen: Abba, Vater!“
Der Heilige Geist bewirkt in uns, dass wir Gott als vertrauenswürdigen Vater annehmen können. In uns entsteht ein inneres Wissen, dass wir Kinder von Gott sind. In Galater 4,6 schreibt Paulus: „Weil ihr aber Söhne seid, sandte Gott den Geist seines Sohnes in unsere Herzen, der da ruft: Abba, Vater!“
Der Heilige Geist wirkt in uns auch den göttlichen Frieden. Paulus schreibt in Philipper 4,6 «Seid um nichts besorgt, sondern in allem sollen durch Gebet und Flehen mit Danksagung eure Anliegen vor Gott kundwerden; 7 und der Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus.»
Gott schenkt uns also durch den Heiligen Geist einen inneren Frieden, den wir nicht rational erklären können.
Der Heilige Geist bewirkt in uns auch die Früchte des Heiligen Geistes: „Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, 23 Sanftmut (Demut), Selbstbeherr-schung“ (Galater 5, 22-23).
Unser Leben verändert sich langsam. Warum langsam? Keine Frucht ploppt plötzlich auf. Sie wächst und reift mit der Zeit. Unser Leben wird sich durch das Wirken des Heiligen Geistes allmählich verändern.
Man kann sich also fragen: Habe ich mich über die Jahre verändert?
Es gibt zwei Stolpersteine.
Der eine ist: Ich will mich aus eigener Kraft verändern und beweisen, dass ich aus mir selbst heraus ein guter Mensch sein kann. Menschlich mag das gut aussehen. Aber innerlich fehlen dann die innere Gewissheit und der göttliche Friede. Man lebt dann auch nicht in einer tiefen Beziehung zu Jesus. So entsteht plötzlich der Jesusdienst ohne Jesus. Man will Segen, aber man will Gott nicht. Zu solchen Menschen sagte Jesus: „Ich kenne euch nicht“ (Matthäus 25,12 / Matthäus 7,23 / Lukas 13,25). Ihr habt euch mir nicht geöffnet. Ihr habt mich nicht teilhaben lassen an eurem Leben. Ich stand vor eurer Tür und klopfte an (Offenbarung 3,20). Aber ihr habt die Tür nicht geöffnet.
Gott schaut nicht auf unseren Zustand, sondern ob wir IHN wollen. Das ist die entscheidende Frage. Entweder wir gehen auf ihn zu oder wir verlieren immer mehr den Zugang zu ihm.
Der zweite Stolperstein ist, wenn wir elitär werden und uns auf unseren Glauben etwas einbilden. Der ältere Sohn im Gleichnis vom barmherzigen Vater wollte nicht so werden wie der Vater, der sich über den verlorenen Sohn erbarmte. Mit Gott unterwegs zu sein bedeutet, sich mit Ehrfurcht und Respekt Gott zuzuwenden. Sich nichts auf sich selbst einzubilden. Auch zu akzeptieren, dass wir manches nicht verstehen, aber dennoch dem himmlischen Vater vertrauen. Dazu gehört auch, Gott zu vertrauen, dass ER ALLEIN alles gerecht beurteilt.
Paulus schreibt: Epheser, 4,27 „Gebt dem Teufel keinen Raum! … 30 Und betrübt nicht den Heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt worden seid auf den Tag der Erlösung hin! Dann in Kapitel 5, werdet voller Geist, 19 indem ihr zueinander in Psalmen und Lobliedern und geistlichen Liedern redet und dem Herrn mit eurem Herzen singt und spielt!“
Der Heilige Geist drängt sich uns nicht auf. Es liegt an uns, ob wir ihm Raum geben und dem Widersacher immer weniger Platz in unserem Leben einräumen. Die Veränderung beginnt in unserem Denken, schreibt Paulus in Epheser 4,17. Unser Leben wird dadurch geprägt, wem und was wir in unserem Leben Raum geben (Vers 27). Erneuerung geschieht von innen nach außen.
Ist Glaube also nur intellektuell? Nein, denn der Heilige Geist bewirkt in uns, dass wir göttliche Dinge annehmen können, auch wenn wir sie nicht verstehen. So sagt Jesus in Johannes 14,16: „Ich werde den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand geben, dass er bei euch ist in Ewigkeit, 17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch ihn erkennt. Ihr erkennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. 18 Ich werde euch nicht verwaist zurücklassen, ich komme zu euch. 19 … Weil ich lebe, werdet auch ihr leben. 20 An jenem Tag werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch. 21 Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbaren.
Der Heilige Geist wirkt also von außen auf uns ein. Wenn wir Jesus in unser Leben einladen, dann wird er durch den Heiligen Geist in uns sein. Dann können wir auch Dinge annehmen, die wir nicht nachvollziehen können. Der Heilige Geist bewirkt in uns Glauben, ein kindliches Vertrauen in Gott.
Aber ist das alles nicht nur seelisch?
Glaube kann auch seelisch sein. Mit kraftvollen Veranstaltungen kann man Menschen zu etwas bewegen oder stimulieren. Ein seelischer Glaube lebt aber nur aus der ständigen Stimulierung. Das Wirken des Heiligen Geistes hat jedoch einen anderen Ursprung. Selbst wenn die äußeren Stimulierungen wegfallen, bleibt der innere Wunsch, Gott näher zu kommen.
Auch die sogenannten Gaben des Heiligen Geistes können seelisch oder intellektuell erzeugt werden und sind daher keine Garantie für das Wirken des Heiligen Geistes.
Der Heilige Geist zeigt sich darin, dass er uns prägt, verändert und ein Vertrauen und eine Liebe zu Gott weckt.
Die Erweckung an der Asbury Universität vor einem Jahr war ein typisches Wirken des Heiligen Geistes. Der ununterbrochene Lobpreis und die Anbetung dauerten fast 400 Stunden. Es gab ein tiefes Verlangen nach Gebet und Gottes Gegenwart war da. Keine Blinklichter, keine Nebelmaschine oder andere Hilfsmittel. Das Ganze war auch nicht auf andere Orte übertragbar.
Wie hat das begonnen? Nach dem Segen der Andacht begann der Gospelchor ein Lied zu singen und dann gingen die Studenten nicht mehr aus der Kapelle. Sie wurden von einer scheinbar stillen, aber mächtigen Gegenwart Gottes überwältigt und wollten nicht gehen. Sie blieben und beteten weiter. Viele sagten, sie hätten kaum gemerkt, wie viel Zeit vergangen war. Es war, als ob Zeit und Ewigkeit ineinander übergingen, als ob Himmel und Erde sich berührten.
Die heilige Liebe des dreieinigen Gottes war offensichtlich und übte eine unaussprechliche Anziehungskraft aus. Es war sofort klar, weshalb niemand weggehen wollte und weshalb diejenigen, die gehen mussten, so schnell wie möglich wiederkommen wollten.
Auch ein Jahr später sind die Auswirkungen noch immer zu spüren. Die 20-jährige Studentin Riley McChord sagt: „Gott hat meiner Welt eine andere Farbe gegeben, und ich weiß nicht, wie ich es sonst beschreiben soll, aber das Gebet ist lebendig geworden“.
Glaube ist plötzlich nicht mehr ein Hoffen und Wünschen, sondern wird durch den Heiligen Geist zur inneren Gewissheit. So wie es Hiob sagte: „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt“ (Hiob 19,25).
Hanspeter Obrist, April 2024