Johannes will uns nicht spekulative Zukunftserwartungen vermitteln, sondern aufzeigen, wer uns die Hilfe und Kraft zur Bewältigung der Gegenwart gibt. Das Schlussstatement ruft den Leser dazu auf, den Fokus auf Jesus zu richten.
Dreimal sagt Jesus: Ich komme bald (Offenbarung 22,7; Offenbarung 22,12; Offenbarung 22,20). Das griechische Wort, das mit „bald“ übersetzt wird, bedeutet sowohl „schnell“ als auch „überraschend“.
Als Jesus in den Himmel auffuhr, sagten die Engel, dass Jesus wieder auf die Erde kommen wird (Apostelgeschichte 1,11). Wir haben nicht nur einfach eine Zukunft – wir haben einen, der auf uns zukommt. Unser Glaube richtet sich auf eine Person. Die Gewissheit, dass Jesus kommt, gibt uns auch in den täglichen Herausforderungen Halt.
In Offenbarung 22,13 sagt Jesus: „Ich bin der Erste und der Letzte“ und nimmt damit Bezug auf Jesaja 44,6: „So spricht der HERR, Israels König, sein Erlöser, der HERR der Heerscharen: Ich bin der Erste, ich bin der Letzte, außer mir gibt es keinen Gott.“ Es gibt keinen Tag auf dieser Erde ohne ihn. Er ist immer da.
In Offenbarung 22,16 nennt Jesus selbst das einzige Mal im Buch der Offenbarung seinen Eigennamen. Der Menschgewordene ist zugleich der Wiederkommende. Sein Name hat hier sein volles Gewicht. Der Name „Jesus“ bedeutet „Der HERR rettet“. Durch Jesus erfahren wir göttliche Rettung.
Es gibt keine Vollendung ohne Erfüllung der Verheißungen im Alten Testament (Wurzel, Stamm Davids, Morgenstern). Alles kommt zum Ziel. Er ist der glänzende Morgenstern, das letzte Zeichen, bevor der neue Tag anbricht. Unsere Not hat ein Ende. Wir gehen dem Licht entgegen.
„Bald“ ist für uns eine Zeitgrenze, die wir noch zu erleben hoffen. Doch dieses „bald“ kann auch mit „plötzlich“ übersetzt werden. Dann sagt Jesus: „Siehe, ich komme überraschend.“ So handelt es sich nicht mehr um eine Zeitspanne, sondern um die Art und Weise seines Kommens.
Jesus kommt, damit jeder erntet, was er gesät hat (Offenbarung 22,12). Hier wird nicht das Wort „Gericht“ gebraucht, sondern das Wort „Lohn“. Wir sollen wissen, dass all unser Ausharren nicht umsonst gewesen ist. Es bleibt nichts ungesehen und ungewürdigt.
Aber es gibt auch ein Draußen. Es gilt für die, welche sich von Gott abgewandt haben (Offenbarung 22,15). Das Grundwesen der Menschen wird sich in kommenden Zeiten nicht verändern. Umso dringlicher ist der Ruf der Seligpreisung: Selig sind, die ihr Leben bereinigen (ihre Kleider waschen, siehe Offenbarung 22,14). Selig ist, wer an den Worten Gottes festhält (Offenbarung 22,7). Alle, die nach Gott dürsten, sind eingeladen (Offenbarung 22,17).
Die Worte der Offenbarung sind ein Weckruf und nicht ein versiegeltes, geheimnisvolles Buch für Spezialisten (Offenbarung 22,10). Dieser Weckruf ertönt auch im letzten Abschnitt.
Den hier aufgeschriebenen Worten soll nichts hinzugefügt oder weggenommen werden, sondern man soll sich an ihnen festhalten (Offenbarung 22,7; Offenbarung 22,9). Festhalten müssen wir etwas, dass uns leicht entrissen werden kann. Festhalten heißt, darauf zu vertrauen, auch wenn es in der Gegenwart noch nicht so aussieht, dass Gott zu seinem Ziel kommt. Wir halten aus und vertrauen.
Der Hauptakzent vom Buch der Offenbarung liegt darin, dass Gott zum Ziel kommt. Er hat die Welt in seiner Hand. Er wirbt auf alle erdenklichen Weisen um die Menschen. Die Mächte der Finsternis werden nicht bagatellisiert, aber sie haben nur beschränkte Macht. Letztlich müssen wir sie nicht fürchten. Jesu Tod und Auferstehung haben sie grundsätzlich entmachtet. Der Tod hat nicht mehr das letzte Wort.
Der Glaube an die Auferstehung gibt uns eine Perspektive, die über den irdischen Horizont hinausgeht. Aus diesem Blickwinkel betrachtet sieht unser Leben ganz anders aus. Selbst das „sinnloseste Leben“ hat dann einen Sinn, weil Jesus uns liebt. Alle, die sich ihm nicht entgegenstellen, verändert und vollendet er.
Das irdische und das ewige Leben sind keine getrennten Bereiche, sondern fließen ineinander über. Wir erleben hier ein Stück Himmel auf Erden und werden in unserem irdischen Leben auf die Gemeinschaft mit Gott vorbereitet. Nicht die Bilder sind wichtig, sondern das Ziel: die Gemeinschaft mit Gott. Dieses tiefe Sehnen nach Jesus soll uns hier anstecken und auf Gott ausrichten.
„Der Geist und die Braut, sie sprechen: Komm!“ (Offenbarung 22,17). Der Heilige Geist zeigt den Menschen ihre Zielverfehlung auf, bietet Rettung in Jesus an und macht auf die Konsequenzen aufmerksam (Johannes 16,8). Dies macht er mit und ohne uns. Wer auf diesen Ruf hört, der sagt: „Jesus, komm in mein Leben!“ (Johannes 1,12). Wer durstig ist, der empfängt unentgeltlich das Wasser des Lebens. Aus dem Glauben soll man kein Geschäft machen. Der Glaube erwartet die Hilfe allein von Gott (alles ist Gnade, siehe Offenbarung 22,21) und unsere Knie beugen sich allein vor ihm (Offenbarung 22,8-9).
Die Offenbarung hat Johannes so ergriffen, dass er nicht darum bittet, dass diese Dinge so lange wie möglich nicht geschehen sollen, sondern dass Jesus kommen soll. Wer von Gott ergriffen ist, der denkt in anderen Dimensionen.
Text: Hanspeter Obrist
Apokalypse – Das biblische Buch der Offenbarung
Das Buch der Offenbarung (1)
Briefe aus dem Himmel (2)
Jesus sorgt sich um jede Gemeinde (3)
Ein Blick auf den Thron Gottes (4)
Wer ist würdig? (5)
Das Lamm enthüllt die Geheimnisse (6)
Rettung kommt von Gott (7)
Die Antwort auf die Gebete der Heiligen (8)
Das Böse hat Grenzen (9 und 10)
Gott sucht Anbeter (11)
Die Frau und der Drache (12)
Der Drache mobilisiert die ganze Welt (13)
Die Ernte (14)
Der Mensch verharrt in seiner Auflehnung gegen Gott (15-16)
Babylon und ihr Fall (17-18)
Das große Halleluja (19)
Die letzte Einladung (20)
Das himmlische Jerusalem (21)
Das Schluss-Statement von Jesus (22)
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