In der umkämpften syrischen Stadt Homs geraten Christen zunehmend unter Druck. Einem Bericht der „Christian Post“ (Washington) zufolge haben militante Islamisten einen Großteil der Christen bereits aus der Stadt vertrieben. Vertreter der syrisch-orthodoxen Kirche, die rund 60 Prozent der Christen im Land repräsentiert, sprechen sogar von „anhaltenden ethnischen Säuberungen“. Verantwortlich dafür sei die radikal-islamische „al-Faruk-Brigade“, die auch Kontakte zum Terrornetzwerk al-Quaida unterhalte. Ihre Mitglieder hätten schätzungsweise bereits 90 Prozent der Christen aus Homs vertrieben. Sie seien von Haus zu Haus gezogen und hätten Christen gezwungen, ihre Wohnungen zu verlassen.
Auch in anderen Städten gerate die christliche Minderheit zunehmend zwischen die Fronten von Machthaber Baschar al-Assad, der Opposition und radikalen islamischen Gruppierungen, die ebenfalls nach der Macht streben. So sei erst vor einer Woche in Aleppo in der Nähe einer christlichen Schule eine Autobombe explodiert. Wie durch ein Wunder sei dabei aber kein Kind verletzt worden. Ein Lehrer hatte die Schüler 15 Minuten früher als sonst üblich gehen lassen.
Die syrischen Christen sind in einer Zwickmühle gefangen. Einerseits wünschen auch sie demokratische Reformen; andererseits genossen sie relative Sicherheit unter dem seit 1963 herrschenden Assad-Regime. Ferner fürchten sie, dass ihre Lage wie in anderen Ländern des Arabischen Frühlings noch schwieriger werden könnte, wenn islamische Extremisten mehr Macht bekommen. Von den 22,5 Millionen Einwohnern Syriens sind 90 Prozent Muslime und 6,3 Prozent Christen; davon sind jeweils drei Prozent Katholiken und Orthodoxe plus kleine Gruppen von Protestanten.