In chinesischen Onlineshops kann die Bibel offenbar nicht länger gekauft werden. Das melden unter anderem die New York Times und CNN. Auch wenn Peking den Druck und Verkauf von Bibeln stets kontrollierte, war es im Internet möglich, das Buch zu kaufen. Dies ist nun offenbar vorbei.
Die Maßnahmen zur Beschränkung der Bibelverkäufe seien am Osterwochenende 2018 bekannt gegeben worden und anschließend in Kraft getreten, schreibt die New York Times.
Seit Anfang Februar ist in China eine neue Religionsverordnung in Kraft. Das überkonfessionelle christliche Hilfswerk Open Doors erklärt auf Anfrage von pro: „Mit der neuen Religionsverordnung vom 1. Februar 2018 will Präsident Xi Jinping den Druck auf die Kirchen erhöhen und ihre Aktivitäten weiter einschränken. Jegliches Engagement im Bereich religiöser Online-Dienste muss beispielsweise laut Artikel 47 von den Behörden genehmigt werden. Dazu passt das neue Verbot vom Verkauf der Bibel über Onlineverkaufsdienste.“
Chinas Bürger litten unter Xi Jinping zwar keine Not, „wohl aber an geistlichem Hunger“. Markus Rode, der Leiter von Open Doors Deutschland, erläutert: „In der leidvollen Geschichte der Christenverfolgung in China hat sich gezeigt, dass der extreme Verfolgungsdruck auf Chinas Christen dazu geführt hat, dass die chinesischen Untergrundgemeinden noch schneller gewachsen sind.“ Deshalb glaubt Rode, dass ein Verkaufsstopp von Bibeln im Internet dazu führen werde, „dass die Bibel von den chinesischen Christen noch mehr wertgeschätzt werden wird als zuvor“. Die Kommunistische Partei werde „das Wachstum der christlichen Gemeinden in China nicht aufhalten“.
Christen seien in China die größte gesellschaftliche Kraft, die nicht von der Kommunistischen Partei kontrolliert werde. Das Evangelium breitet sich „in einer seit Jahrzehnten anhaltenden Erweckung besonders durch die Hauskirchennetzwerke aus“. Schätzungen zufolge beläuft sich die Anzahl der Christen auf etwa 130 Millionen, heißt es von Open Doors. Auf dem Weltverfolgungsindex der Organisation ist China aktuell auf Rang 43.
Die Regelung, dass Bibeln nur über kirchliche Buchläden verkauft werden dürfen, besteht schon seit den 1980er Jahren, wurde aber nicht immer konsequent angewendet. Trotz den Einschränkungen sei „das große Interesse an Bibeln in China ungebrochen“, sagt Horst Scheurenbrand, der Direktor der internationalen Arbeit der Deutschen Bibelgesellschaft.
Laut CNN hätten zwei Onlinehändler auf Anfrage angegeben, dass Kunden auch weiterhin Bibeln bei ihnen kaufen könnten. Dies müsse jedoch durch eine private Nachricht an den jeweiligen Händler angefragt werden.
China habe stets den Verkauf von Bibeln kontrolliert und den Druck und Vertrieb nur staatlich anerkannten Kirchen erlaubt. Diesem Engpass konnte durch den aufkommenden Onlineverkauf über Händler im Internet begegnet werden. Dieser Weg ist nun scheinbar geschlossen worden.
In einer Pressemitteilung der Gesellschaft für bedrohte Völker aus dem Februar hieß es: „Die Volksrepublik China hat unter Staatspräsident Xi Jinping systematisch die Unterdrückung der Religions-, Presse-, Meinungs- und Internetfreiheit verschärft.“ So seien die neuen Vorschriften des chinesischen Religionsgesetzes „so unpräzise formuliert, dass für vermeintlich illegale religiöse Aktivitäten willkürlich hohe Geldstrafen verhängt oder Kircheneigentum beschlagnahmt werden kann“. Kontakte mit Christen im Ausland würden massiv erschwert und kriminalisiert. Alle Priester und Pastoren seien aufgefordert, sich offiziell registrieren zu lassen, „um eine lückenlose Überwachung zu ermöglichen“. mehr Informationen
Die Volksrepublik China plant eigene Bibelübersetzungen.
Kurz vor Durchsetzung des Verkaufsverbots hatte die chinesische Religionsbehörde ein Dokument mit dem Titel „Prinzipien zur Förderung des chinesischen Christentums in China für die kommenden fünf Jahre“ veröffentlicht. Darin wird als eine der größten Aufgaben der Behörde die Förderung eines „Christentums und einer Theologie nach chinesischem Stil“ genannt. Dies solle durch Neuinterpretationen und neue Übersetzungen der Bibel erreicht werden.
Schon seit einiger Zeit zensiert die Regierung auf chinesischen Social-Media-Plattformen wie Weibo und WeChat religiöse Inhalte in großem Stil.
Unmittelbar nach den Sanktionen gegen Verkäufer von Bibeln veröffentlichte die chinesische Regierung am Mittwoch 4.4.18 ein Weißbuch über Chinas Politik zur Religionsfreiheit und wie die Behörden sie umsetzen. Darin wird neben Religionsfreiheit auch die Herstellung „religiöser und gesellschaftlicher Harmonie“ als Ziel genannt. Der Staat leite Religionen an, „sich der sozialistischen Gesellschaft anzupassen“. Religiöse Schriften würden „wie es das Gesetz vorschreibt“ veröffentlicht werden.
Die Zahl der Gläubigen aller Religionen in China habe sich seit dem letzten Weißbuch zur Religionsfreiheit, das 1997 veröffentlicht wurde, auf 200 Millionen verdoppelt. Darunter seien sechs Millionen Katholiken und 38 Millionen Protestanten. Diese Zahlen geben jedoch nur die registrierten Mitglieder der offiziellen staatsnahen Religionsgemeinschaften wieder. mehr Informationen
5.000 Menschen kommen in China jeden Tag neu zum Glauben an Jesus Christus. Das sind rund 1 Million Menschen pro Jahr. Deshalb werden in China jährlich mehr Bibeln benötigt als irgendwo anders auf der Welt.
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