Israel kündigte am Samstag die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zum Königreich Bhutan im östlichen Himalaya an.
„Der Kreis der Anerkennung Israels wächst weiter. Die Aufnahme von Beziehungen zum Königreich Bhutan wird eine neue Etappe bei der Vertiefung der Beziehungen Israels in Asien darstellen“, sagte die israelische Außenministerin Gabi Ashkenazi in einer Erklärung.
Das Abkommen wurde vom israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu unterzeichnet, der in einer Erklärung sagte, Israel stehe „in Kontakt mit anderen Ländern, die Beziehungen aufbauen wollen“.
Israel hat in den letzten Monaten Vereinbarungen zur Normalisierung seiner Beziehungen zu den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Sudan und Marokko getroffen. Die Unterzeichnung des Abkommens mit dem Königreich Bhutan erfolgte nach Angaben des israelischen Außenministeriums in der Residenz des israelischen Botschafters in Indien, Ron Malka, zusammen mit seinem bhutanischen Amtskollegen.
„Dieses Abkommen wird viel mehr Möglichkeiten für eine Zusammenarbeit zum Nutzen unserer beiden Völker eröffnen“, twitterte Malka, nannte den Tag „historisch“ und teilte Fotos mit Beamten aus beiden Ländern, die lächelten, Dokumente unterschrieben und Hände schüttelten.
Das abgelegene Königreich Bhutan, ein Land mit weniger als einer Million Einwohnern, liegt zwischen den Giganten China und Indien. Dieses Land ist berühmt für seinen Brutto-Glücksindex, der eher auf Glück als auf Wirtschaftswachstum basiert. Bhutan stellt die Zufriedenheit seiner Bürger über das Wirtschaftswachstum. Es versucht auch, sich vor den Nachteilen der Globalisierung zu schützen, indem das Land eine kohlenstoffarme Wirtschaft und eine geringe Anzahl von Touristen mit einem Tagespreis von 250 USD pro Besucher in der Hochsaison aufrechterhält. Das Land ist stolz auf seine politische und kulturelle Unabhängigkeit und unterhält nur diplomatische Beziehungen zu etwa fünfzig Ländern. mehr Informationen
Laut dem Botschafter hat die bhutanische Regierung den Kontakt zu Israel gesucht. Israel könne durch sein Wissen in den Bereichen Landwirtschaft, Medizin und Pädagogik dem Himalaya-Staat, der doppelt so groß ist wie Israel, helfen und ihn beraten. Schon zu dem jetzigen Zeitpunkt haben hunderte bhutanische Bürger an einem von Israel entwickelten landwirtschaftlichen Programm teilgenommen. Das Königreich sieht in Israel einen Spitzenreiter in Sachen Innovation und Technologie und hofft auf weitere Zusammenarbeit in diesen Bereichen. mehr Informationen
Deutschland etwa nahm erst im vergangenen Monat Beziehungen mit Bhutan auf. Österreich pflegt schon seit 1989 diplomatische Beziehungen mit Bhutan.
Einer gemeinsamen Erklärung zufolge wollen die beiden Länder in den Bereichen Wirtschaft, Technologie und Landwirtschaft enger zusammenarbeiten. Auch der kulturelle Austausch und der Tourismus sollen vorangetrieben werden. Mit seiner negativen Bilanz beim Ausstoß des Treibhausgases CO2 ist Bhutan zudem eines der klimafreundlichsten Länder der Welt.
2008 ging hier die absolutistische Monarchie zu Ende, und zwar ohne Blutvergießen. Seitdem ist Bhutan eine Demokratie. Es ist außerdem eins der wenigen Länder, das als klimaneutral gilt; mehr als zwei Drittel seiner Fläche sind bewaldet, auch das ist Gesetz.
Die indische Armee bildet bhutanesische Truppen aus. Neu-Delhi kauft Bhutan jedes Jahr große Mengen Energie aus Wasserkraft ab, einer der wenigen Exporte des Landes. Aber viele Bhutaner empfinden Indiens Umarmung zunehmend auch als erstickend. Sie fürchten, dass ihr Land – ein durch und durch friedlicher Staat – in einen gefährlichen Konflikt gezogen werden könnte.
2017 war das schon einmal beinahe der Fall. Damals bauten chinesische Arbeiter eine Straße, die nach Doklam hineinragte. Indische Streitkräfte rückten umgehend in die Region vor. Es dauerte 73 Tage, bis der Konflikt beigelegt werden konnte. Es ist bis heute unklar, ob Bhutan damals Indien um Hilfe angerufen hat oder ob Neu-Delhi auf eigene Faust handelte.
Im Sommer 2020 erklärte China, dass es Anspruch auf große Teile eines Naturschutzgebiets erhebt, das bislang nicht zur Diskussion stand. Seit Frühjahr stehen sich chinesische und indische Streitkräfte an einer anderen Stelle im Himalaja gegenüber. Bei einem Zusammenstoß starben mindestens 20 indische und eine unbekannte Anzahl chinesischer Soldaten. Die bilateralen Beziehungen sind so schlecht wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Bhutan ist ein Zwerg, der das Kunststück vollbringen muss, mit zwei Riesen zu tanzen, ohne dabei zerquetscht zu werden. mehr Informationen