Der aus dem Libanon stammende Islamwissenschaftler, Autor und Politologe Ralph Ghadban (Berlin) steht unter Polizeischutz. Wie er gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea bestätigte, wurde in den Sozialen Medien eine Hetzkampagne gegen ihn gestartet, die teilweise indirekte Morddrohungen enthielt. Daraufhin musste er gemeinsam mit seiner Frau aus der Wohnung fliehen. Als Grund für die Einschüchterungsversuche vermutet Ghadban ein Interview, das er einem libanesischen Fernsehsender gab.
Ghadban sprach dabei über sein Buch „Arabische Clans – Die unterschätzte Gefahr“, das in Deutschland im Herbst 2018 erschien. Der Experte schildert darin die Entwicklung und Einflüsse libanesisch-kurdischer Clans in deutschen Großstädten wie Berlin, Frankfurt am Main und Essen. Auf die Ausstrahlung hin habe er über soziale Netzwerke Drohungen aus dem „Umfeld libanesischer Großfamilien aus Berlin und Essen“ erhalten
„Sie fühlen sich in ihrer Ehre gekränkt und angegriffen“, so Ghadban.
Wie er idea weiter sagte, werde er sich trotz der Einschüchterungsversuche weiter öffentlich äußern. „Ich möchte denjenigen zu verstehen gaben, dass eine Auseinandersetzung in Deutschland nicht mit Gewalt und Drohungen, sondern mit Argumenten in einer sachlichen Diskussion geführt wird“, so der Autor. mehr Informationen
Die Beschimpfungen und Bedrohungen würden die Thesen seines Buches bestätigen. Der 1949 im Libanon geborene Autor wirft den Clans vor, Deutschland als „Beutegesellschaft“ zu betrachten, den Rechtsstaat nicht zu achten und sich nicht integrieren zu wollen. „Wenn Mitglieder der Clans das Gefühl haben, durch mein Buch beleidigt worden zu sein, müssten sie den Rechtsweg beschreiten oder in einer sachlichen Diskussion Argumente finden“, sagte Ghadban.
Bemerkenswert sei auch, dass die Clan-Mitglieder die Bedrohungen gegen ihn unter ihren Klarnamen im Internet veröffentlicht hätten. „Sie haben vor dem deutschen Staat offenbar keine Angst“, sagt Ghadban. mehr Informationen
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.11.2018
Karin Truscheit liest mit Schrecken, was der Politologe Ralph Ghadban zum Thema Clan-Kriminalität in Deutschland schreibt. Als ehemaliger Sozialarbeiter und Leiter der Beratung für Araber beim Diakonischen Werk weiß der Autor, worüber er berichtet, erklärt Truscheit. Umso dramatischer, was der Autor detailliert ausführt über den Familienbegriff im Islam, Stammeskultur und Patriarchat und den mächtigen Clan der Mhallami. Ghadbans Verbitterung über die laxe Rechtssprechung in Sachen Clan-Kriminalität (in Berlin vor allem) und seinen leidenschaftlichen Einsatz gegen Clan-Strukturen kann die Rezensentin nach der Lektüre besser verstehen. Ghadbans Vorschläge (Einfrieren von Konten, Beweislastumkehr, besserer Austausch zwischen Sozialämtern und Polizei) findet Truscheit hörenswert.
Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 19.11.2018
Bloß keine heikle Punkte ansprechen, sonst ist man bei Wolfgang Freund gleich unten durch. Diesmal meldet sich der Pensionär aus Südfrankreich zu Wort, um Ralph Ghdabans Buch über „Arabische Clans“ in Berlin zu missbilligen. Zuerst unterstellt Freund Ghadban, das Bild des „wildgewordenen Araber“ an die Wand zu malen, dann findet er die Fehler im Text. Aber schließlich erfährt man doch, worum es geht: Um Clans, die in den siebziger Jahren aus dem Libanon nach Deutschland gekommen sind und nun das Milieu mit Raub, Prostitution und Rauschgifthandel beherrschen. Freund gesteht dem Autor durchaus Kenntnisse der Szenerie zu und seiner Darstellung „dokumentarische Qualität“, vor allem wenn es um die historischen Hintergründe der Familien geht, aber das kann ihn wohl nicht über „pauschale Urteile“ und „fürchterliche Sätze“ hinwegtrösten.
Klappentext vom Buch
Arabische Clans beherrschen die Berliner Unterwelt. Auch in Frankfurt, Bremen und Essen dominieren libanesisch-kurdische Großfamilien die Geschäfte mit Raub, Drogenhandel, Schutzgelderpressung, Prostitution und Geldwäsche.
Mittlerweile sind die kriminellen Clans so stark, dass sie zum Angriff auf die Staatsgewalt übergehen. Sie
versuchen,
Familienmitglieder bei der Berliner
Polizei einzuschleusen, suchen Konfrontation mit Justiz und Jugendämtern und
machen Stadtteile zu No-Go-Areas. Der Migrationsforscher Ralph Ghadban macht das
erschreckende Phänomen sichtbar. Er erklärt, woher die Clans kommen und wie sie sich entwickelt haben. Er benennt die Fehler in der Integrationsarbeit und warnt davor, dass neue Einwanderer ebenfalls Clan-Strukturen ausbilden und
Banden unsere Städte terrorisieren.
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