Beginn einer neuen Reformation

Das Christentum steht aus Sicht des tschechischen Theologen Tomas Halik vor einer neuen Reformation. Die von Papst Franziskus geplante synodale Reform der katholischen Kirche könne eine viel tiefergehende Wirkung haben als bisher angenommen, sagte Halik vor der Vollversammlung des Lutherischen Weltbunds in Krakau.

„Ich bin überzeugt, dass wir es hier mit dem möglichen Beginn einer neuen Reformation des Christentums zu tun haben, die sowohl auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil als auch auf der pfingstlichen Neubelebung des weltweiten Christentums aufbaut.“ Eine Reform der Kirche müsse viel tiefer gehen als eine bloße Reform der Institutionen, so der Theologe. Notwendig sei eine Neuentdeckung der spirituellen und existenziellen Dimensionen des Glaubens.

Der zu Zeiten des Kalten Kriegs im Untergrund zum Priester geweihte Halik gilt als einer der wichtigsten katholischen Intellektuellen und Schriftsteller der Tschechischen Republik.

Halik betonte, dass neue Wege der Verkündigung des Evangeliums zu den wichtigsten kirchlichen Aufgaben zählten. Nur Jesus selbst sei die Wahrheit. Das Ziel der Mission bestehe auch nicht darin, neue Kirchenmitglieder zu rekrutieren und sie in bestehende Strukturen hineinzupressen. Viel wichtiger sei ein gegenseitig bereichernder Dialog – nicht zuletzt mit Menschen anderer Glaubensrichtungen oder ohne Glauben.  mehr Informationen

Reformation, die Umgestaltung der Form, ist dort notwendig, wo die Form den Inhalt behindert, wo sie die Dynamik des lebendigen Kerns hemmt. Der Kern des Christentums ist der auferstandene, lebendige Christus, der im Glauben, in der Hoffnung und in der Liebe von Männern und Frauen in der Kirche und jenseits ihrer sichtbaren Grenzen lebt. Diese Grenzen müssen erweitert werden, und alle unsere äußeren Ausdrucksformen des Glaubens müssen verändert werden, wenn sie unserem Wunsch, Gottes Wort zu hören und zu verstehen, im Wege stehen. …. Das Zweite Vatikanische Konzil markierte den Übergang (Exodus) der katholischen Kirche vom „Katholizismus“ (konfessionelle Geschlossenheit, Gegenkultur zum Protestantismus und zur Moderne) zur Katholizität, der universellen ökumenischen Offenheit. ….Der heilige Paulus ruft die Christen nicht zur Uniformität auf, sondern zur gegenseitigen Achtung und zur Harmonie zwischen den verschiedenen Gliedern des Leibes, die gerade wegen ihrer Verschiedenheit und Einzigartigkeit unersetzlich sind.  ….Wenn sich das Christentum nicht radikal verändert, werden sich geschlossene und leere Kirchen, Klöster und Seminare weiter vermehren. …  Die Hauptaufgabe der Kirche ist die Evangelisierung. Fruchtbare und wirksame Evangelisierung besteht in der Inkulturation – in der kreativen Verkörperung des Glaubens in der lebendigen Kultur, in der Art und Weise, wie die Menschen denken und leben. mehr Informationen

„dennoch.“-Konferenz

Warum bleiben Menschen in der Kirche und was motiviert sie, weiterzumachen? Das war Thema der „dennoch.“-Konferenz in Hannover. Bei der dennoch.Konferenz am Wochenende ging es um die Zukunft der Kirche, um neue Wege der Glaubensverkündigung, via Facebook oder Instagram zum Beispiel. Das sind moderne Wege, die auch junge Menschen ansprechen sollen. Was machen wir denn mit dem Teil der Kirche, der diese innovativen Wege gar nicht mitgehen möchte?

Heiner Wilmer (Bischof von Hildesheim): Ich würde vorschlagen, dass jeder bei sich bleibt und seine Spiritualität lebt, dass man sich Zeit für Stille, fürs Gebet und für eine große innere Liebe nimmt. Und zweitens, dass ich dem Anderen, der einen anderen Weg denkt, mit einer großen Güte und Wärme begegne und ihm oder ihr bedeute, dass sich die Kirche letztlich immer schon verändert hat. Die Wahrheit bleibt, Gott bleibt, aber die Form der Kirche hat sich immer schon durch die Jahrhunderte verändert. Von daher dürfen wir getrost auf die Kraft des Heiligen Geistes hoffen, der bei uns ist und der schon dafür sorgen wird, dass hier nichts zusammenbricht. Ich sehe das persönlich recht gelassen, weil es in der Geschichte der Kirche nie ein uniformes Lager oder eine völlig homogene Gruppe gab. Wir hatten immer heterogene Gruppen.

Auf der „dennoch-Konferenz“ beschäftigen sich in Hannover rund 520 Personen mit der Zukunft der Kirche.

Papst Franziskus schrieb zweitausend-dreizehn in „Evangelii
Gaudium“:  “Die Seelsorge unter missionarischem Gesichtspunkt verlangt, das bequeme pastorale Kriterium des „Es wurde immer so gemacht“ aufzugeben. Ich lade alle ein, wagemutig und kreativ zu sein in dieser Aufgabe, die Ziele, die Strukturen, den Stil und die Evangelisierungs- Methoden der eigenen Gemeinden zu überdenken“.

Es existieren praktisch keine kirchlichen Angebote für junge Erwachsene zwischen 18 und 35 Jahren.  «Churching» ist ein grosser Zukunftsprozess im Bistum St. Gallen. Wir wollen junge Menschen finden, die sich aktiv mit ihren Ideen und Visionen einbringen und konkret an deren Umsetzung arbeiten. Wir unterstützen sie dabei. Es soll nicht so sein, dass wir ein Angebot schaffen, das sie wiederum konsumieren können. Es geht darum, dass die jungen Menschen selber innovativ tätig werden.

Die Lücke gibt es auch anderswo. Ein junger Theologe, Daniel Gewand, aus dem Bistum Münster lancierte frei.raum.coesfeld. Der Theologe setzte sich in ein Café und war dort einfach ansprechbar.

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