Ein Jahr nach Beginn der Unruhen in Syrien herrscht Unklarheit: Wie beliebt ist Präsident Baschar Assad tatsächlich?
„Assad ist der beste Führer der Welt“, sagt Farhat, welche auf den Golanhöhen lebt. „Er ist der stärkste Mann Syriens und der einzige, der Reformen umsetzen kann. Syrer wollen eine echte Regierung, keinen islamischen Familienbetrieb wie in den arabischen Golfstaaten. Was erzählen die uns Syrern von Demokratie? Dort dürfen Frauen doch nicht einmal Auto fahren!“
Ein Besuch bei den syrischen Bewohnern auf den von Israel besetzten Golanhöhen gibt einen seltenen Einblick darauf, welche Faktoren das Regime Assads am Leben erhalten.
Rund 280 Drusen vom Golan studieren in Damaskus, viele Familien haben Verwandte jenseits der Grenze: „Der syrische Geheimdienst hat drusische Studenten vorgeladen und davor gewarnt, an Protesten teilzunehmen“, sagt Scheifa eine 26 Jahre alte Juristin. Ihre Verwandten in Syrien baten sie, Proteste gegen Assad einzustellen, weil sie bedroht worden seien.
Doch oft handle es sich nicht bloß um Furcht: „Es wird oft unterschätzt, dass das Assad Regime vielen Syrern gut getan hat“, sagt Professor Mosche Maos, Syrien-Experte an der Hebräischen Universität von Jerusalem. „Seine Landreformen halfen armen Bauern, er schuf einen neuen Mittelstand.“ Der säkulare Charakter Syriens böte religiösen Minderheiten Sicherheit: „Sie fürchten sich vor einem intoleranten sunnitischen Gottesstaat, und sehen, dass Assads Verteidigungsminister ein Christ ist“, sagt Maor.
Farhat, ein 64 Jahre alter Bauer aus Buqata, spiegelt diese Ängste wider: „Al Qaeda und die Golfstaaten finanzieren den Krieg in Syrien. Die wollen einen islamischen Staat und uns vergessen machen, dass wir alle Araber sind“, sagt er.