10.9.20 Die pakistanische Katholikin „Asia Bibi“ hat die Blasphemiegesetze in ihrem Heimatland verteidigt und sich von einer Biografie distanziert. Verfasserin ist die französische Journalistin und Schriftstellerin Anne-Isabelle Tollet. Das Buch ist Ende Januar unter dem Titel „Enfin Libre“ (Endlich frei/Verlag Editions du Rocher) auf Französisch erschienen.
Bibi saß wegen Blasphemievorwürfen – sie soll den Propheten Mohammed beleidigt haben – acht Jahre lang in der Todeszelle und war im Oktober 2019 freigesprochen worden. Mittlerweile lebt Asia Bibi in Kanada.
Nun hat sie sich laut einem Bericht des asiatischen katholischen Pressedienstes Ucanews gegenüber dem Sender Voice of America (Stimme Amerikas) in ihrer Muttersprache Urdu kritisch über Tollet geäußert. Sie wisse nicht, wann Tollet das Buch geschrieben habe und um wessen Geschichte es darin gehe, so Bibi: „Ich bin mit diesem Buch absolut nicht einverstanden, weil es nicht meine Autobiografie ist.“
Ferner lobte sie laut Ucanews das Rechtssystem und die Blasphemiegesetze in Pakistan. Es sei ihr Land, das sie befreit habe. „Wenn Leute Anschuldigungen erheben, muss der betreffenden Person die Gelegenheit zur Rechtfertigung gegeben werden. Das Gesetz ist absolut gut, aber Menschen missbrauchen es.“
Tollet wies auf Anfrage der Evangelischen Nachrichtenagentur idea die Vorwürfe scharf zurück. Sie sei sprachlos. Gemeinsam mit anderen Personen habe sie geholfen, Bibi vor dem Fundamentalismus und dem Tod zu retten. Sie vermisse ihre Heimat und wolle gerne zurückkehren. Deshalb distanziere sie sich von dem Buch. Sie werde von Menschen beraten, die ihr einredeten, dass sie wieder nach Pakistan zurück könne, wenn sie diejenigen verteidige, „die ihr den Strick um den Hals legen wollten“. „Ich kann nicht glauben, dass Bibi die Blasphemiegesetze und die Extremisten verteidigt, die nur eine Idee haben: Sie zu hängen.“
Eine Veröffentlichung der Biografie auf Deutsch war für Ende September geplant. Der Renovamen-Verlag (Bad Schmiedeberg) hat dies erst einmal gestoppt, um den Sachverhalt zu prüfen.
In einem kürzlich geführten Interview sagte Erzbischof Lawrence Saldanha, der ehemalige Erzbischof von Lahore, der heute in Kanada lebt, dass Bibi in Kanada unauffällig bleibt. „Sie wollte den Kampf gegen die Blasphemiegesetze fortsetzen, aber ich nehme an, jemand hat ihr gesagt, dass es nicht sicher ist, wieder aktiv zu werden„, sagte er.
Nadeem Bhatti, Gründungsmitglied der Christian Liberation Front (CLF) Pakistan, verurteilte Bibis „gefährliche“ Aussage. Der getötete Shahbaz Bhatti war auch CLF-Präsident. „Bibi hat den USA gesagt, dass das Blasphemiegesetz richtig ist. … Milliarden wurden für ihre Freiheit ausgegeben. Sie hat alles vergessen.“
Update 8.5.2019: Die pakistanische Christin ist in Kanada eingetroffen und mit ihrer Familie vereint, wie der Anwalt der pakistanischen Christin mitteilte. Am Mittwochmittag bestätigte nun ein nicht näher genannter hochrangiger Regierungsvertreter der Nachrichtenagentur AFP in Islamabad: „Asia Bibi hat Pakistan aus freien Stücken verlassen.“
Der Fall zeigte nicht nur exemplarisch, dass es um die Rechtsstaatlichkeit in Pakistan schlecht bestellt ist. An ihm wurde auch klar, welch schweren Stand Angehörige religiöser Minderheiten in dem 200-Millionen-Land haben. Deutlich wurde zudem, wie leicht es für islamistische Splittergruppen ist, Politik und Justiz in die Ecke zu treiben und zu Zugeständnissen zu zwingen.
Update 13.3.19: dailymail.co.uk schreibt am 10. März 2019: Die Familie befürchtet, dass das Risiko, dass Asia Bibi angegriffen wird, steigt, je länger sie sich in Pakistan aufhält. „Im Moment hat sie Sicherheit, aber sie könnte jederzeit und jederzeit mit Problemen konfrontiert werden, und dies kann sehr schnell geschehen“, sagte ihre jüngste Tochter Eisham Ashiq (18).
Als sie am Sonntag aus einem geheimen Ort in Kanada exklusiv mit The Mail sprach, sagte sie: „Ich vermisse sie so sehr, ich denke ständig an sie und ich spreche mit ihr am Telefon. Ich sage zu ihr: „Glaube an Gott, denn wenn Gott dich aus dem Gefängnis befreien kann, kann Gott dich von dort, wo du jetzt bist, befreien. Er wird dich rausbringen.“
Update 7.3.19 KIRCHE IN NOT Deutschland schreibt am 6.3.2019: Noch immer konnte Asia Bibi Pakistan nicht verlassen. Auch wir wissen nicht, wo sie sich derzeit aufhält.
Am 7.3.19 schreibt permier.org.uk: Berichten zufolge wird ihr die medizinische Versorgung in der „Schutzhaft“ verweigert. Asia Bibi, die im vergangenen Monat in ein sicheres Haus in Karatschi verlegt wurde, nachdem ihr Freispruch vom Obersten Gerichtshof des Landes bestätigt wurde, leidet Berichten zufolge unter sehr niedrigem Blutdruck. „Obwohl die Regierung sagt, dass sie gehen kann, hat die Armee in diesem Fall alle Macht“. Es wird behauptet, dass Beamte befürchten, dass Frau Bibi Pakistan in ein negatives Licht wirft, wenn sie Medieninterviews über ihre langwierigen Gerichtsverfahren und die Gefängnisstrafe spricht.
Update 18.2.19: Entgegen ursprünglichen Meldungen, hat Asia Bibi laut der Associated Press (AP) Pakistan noch nicht verlassen können. Trotz rechtsgültigen Freispruchs halten pakistanische Behörden die 54-jährige Mutter in einem geheimen Versteck in Karatschi gegen ihren Willen fest, berichtet Aman Ullah der AP. Premierminister Trudeau erklärt, er sei bereits im Gespräch mit der pakistanischen Regierung. Obwohl Bibis Töchter bereits in Kanada sind, die Mutter einen positiven Asylbescheid bekommen hat und sie laut Gerichtsurteil Pakistan verlassen dürfte, wird ihre Ausreise, laut pakistanischen Diplomaten nicht bald erfolgen, sondern „in medium term“, also erst mittelfristig. mehr Informationen
Update 12.2.19: Asia Bibi durfte Pakistan anscheinend doch nicht verlassen. Sie wurde von einem geheimen Ort in der Nähe von Karachi gebracht, nachdem er zuvor an einem anderen Ort in der Nähe von Islamabad, der Hauptstadt der Nation, versteckt worden war, berichtete The Associated Press am Samstag. mehr Informationen
Update 8.2.19 Asia Bibi ist am Donnerstag in Toronto eingetroffen und wieder mit ihrer Familie vereint, wie aus einem Beitrag in Winnipeg Sun zu entnehmen ist.
Update 3.2.19 Nach Angaben des katholischen Hilfswerks „Kirche in Not“ hält sich die zum Tode verurteilte und wieder freigesprochene Christin Asia Bibi offenbar immer noch in Pakistan auf. „Nach den Informationen, die wir von der Familie bekommen haben, ist Asia Bibi nicht in Kanada. Sie ist weiterhin in Pakistan“, sagte eine Sprecherin der Organisation der Zeitung „Bild am Sonntag“. „Kirche in Not“ steht nach eigenen Angaben mit Bibis Familie in Kontakt.
Update 1.2.19 abends: Anwalt, Saif ul Malook, hatte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) am Freitagmorgen telefonisch gesagt, sie habe Pakistan verlassen und befinde sich in Kanada. „Sie ist mit ihrer Familie vereint“, sagte der Anwalt.
Später bestätigte er diese Aussage gegenüber anderen Journalisten nicht mehr oder schränkte sie dahingehend ein, dass er nicht sicher wisse, ob sie schon ausgereist sei. Weiteren Quellen zufolge soll Asia Bibi sich nach wie vor in Pakistan aufhalten, in der Hauptstadt Islamabad.
Ob das nur taktisch ist, um die Demonstationen zu beruhigen ist unklar.
Update 1.2.19: Asia Bibi hat Pakistan verlassen und befindet sich jetzt in Kanada. „Sie ist mit ihrer Familie vereint“, bestätigte ihr Anwalt, Saif ul Malook, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (F.A.Z.) am Freitagmorgen telefonisch. Es hatte zuvor geheißen, dass sie nicht mit einem regulären Flug aus Pakistan ausreisen könne.
Der Anwalt Malook bestätigte, dass Asia Bibi und ihr Mann nun nach Kanada übergesiedelt seien. Dort hielten sich seit dem 24. Dezember schon ihre zwei Töchter auf.
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„Endlich ist zu 100 Prozent sicher, dass Asia Bibi freikommt!“ Heute (29.1.19) hat das Oberste Gericht Pakistans den Freispruch bestätigt, nachdem islamistische Gruppen das Urteil angefochten hatten und ihr Antrag abgelehnt wurde. Ob und wann Asia Bibi ausreisen kann, ist noch nicht klar.
„Mehr als 10 Jahre haben wir dafür gebetet“, sagt ein Partner von Open Doors aus Pakistan. „Wir danken allen, die all diese Jahre mit uns gebetet haben“.
Die Kirchen erwarten eine Gegenreaktion, doch sie hoffen darauf, dass sie nicht so schlimm sein wird wie im vergangenen Oktober, da viele Anführer der damaligen Proteste verhaftet wurden. Beten wir weiter für die Sicherheit der Christen in Pakistan und auch besonders Asia Bibis – und danken wir Gott für sein Eingreifen! mehr Informationen
Die Christin Asia Bibi kann Pakistan verlassen. Das Oberste Gericht in Islamabad hat am Dienstag einen Berufungsantrag gegen den Freispruch Bibis für unzulässig erklärt. Es ordnete gleichzeitig die sofortige Freilassung Bibis an. Somit kann die 51-Jährige nun ausreisen.
Der radikalislamische Kleriker Khadim Rivzi von der Partei Tehreek-e Labbaik Pakistan (TLP) hatte im Zuge der Proteste die Entlassung der Richter und Bibis Tod gefordert. Laut Behördenangaben wurden mehr als 3000 Mitglieder und Funktionäre der Partei festgenommen. TLP-Chef Khadim Rizvi und weitere Parteimitglieder wurden wegen Aufwiegelung zum Aufruhr angeklagt.
Ungeachtet dessen wurden aus Sorge vor erneuten Protesten am Dienstag Tausende Sicherheitskräfte in die Städte entsandt. Man werde erneute Demonstrationen wie im Oktober von Gruppen wie der TLP nicht mehr zulassen, sagte der Informationsminister der Provinz Punjab, Fayyaz Chohan, am Montag. mehr Informationen
Einem unbestätigten Bericht zufolge sind Bibis Kinder bereits nach Kanada geflohen. Bibis Anwalt Saif-ul-Mulook deutete an, dass seine Mandantin schon sehr bald außer Landes sein könnte. „Ich denke, derzeit ist sie hier (in Pakistan) – aber bis heute Abend, ich weiß nicht“, sagte er vor dem Gerichtsgebäude.
Der Amnesty International-Generalsekretär für Deutschland, Markus Beeko, erklärte, Bibi hätte „nie inhaftiert“ werden dürfen. Die Blasphemie-Gesetze widersprächen Pakistans internationalen Verpflichtungen, „Menschenrechte wie Meinungs-, Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit zu schützen“. mehr Informationen
Bibis Anwalt Saiful Malook, der im Herbst nach Europa geflohen war, hatte sich entschlossen, Anfang der Woche nach Islamabad zurückzukehren, um seine Mandantin vor Gericht noch einmal zu vertreten. Wie die Zeitungen «Express Tribune» und «Dawn» berichteten, machte Richter Asif Saeed Khosa deutlich, wie fragwürdig die Zeugenaussagen gewesen seien, die das Todesurteil rechtfertigen sollten. Und dann stellte er die Frage in den Raum: «Sagt der Islam etwa, dass man bestraft werden soll, wenn das Verbrechen nicht bewiesen ist?» Jene, die die Justiz anzweifelten und zur Verfolgung der Frau und der Richter aufriefen, hätten das Urteil vom Herbst gar nicht gelesen, kritisierte Khosa. Wahrheit und Lüge im Namen des Propheten zu mischen, sei auch eine Form der Gotteslästerei, klagte der Richter.
Nicht nur Bibi, sondern auch die Richter schweben in Lebensgefahr, nachdem islamistische Führer im Herbst erklärten, dass die Juristen wegen des Freispruchs den Tod verdienten. mehr Informationen
Bibis Anwalt Saiful Malook im Reformatorisch Dagblad (NL) (Mi 12 Uhr) wartet Asia auf ihre Papiere und dann geht sie nach Kanada. Dort wohnen ihre Kinder. Die kanadische Regierung arrangiert ihren Transfer.
Der Anwalt bleibt in Pakistan und möchte Shagufta Kausar unterstützen, die seit vier Jahren im Todestrakt ist. Ihr Fall ist dem von Asia Bibi ähnlich. Zu sich selbst sagt er: Die „Sicherheitsdienst“ behält mein Zuhause und mein Büro im Auge, ansonsten habe ich keine persönliche Sicherheit. Allah beschützt mich. mehr Informationen
Philipp Ozores von „Kirche in Not“ sagte: „Eine Hoffnung, die auch die 187 weiteren pakistanischen Christen beflügelt, die wie Asia Bibi wegen Blasphemie angeklagt sind, in Gefängnissen sitzen oder auf ihre Hinrichtung warten.“ Es bleibe zu hoffen, dass die Entscheidung des Gerichts auch ein Umdenken der Regierung zufolge habe und die Blasphemiegesetze Pakistans gelockert oder am besten ganz aufgehoben würden.
Der pakistanische Menschenrechtsaktivist Paul Bhatti – Bruder des 2011 von einem Islamisten ermordeten Minderheitenministers Shahbaz Bhatti – rechnet indes nicht mehr mit großen Protesten wie nach dem ersten Urteilsspruch zur Aufhebung des Todesurteils. „Ich glaube, die Reaktion wird sehr schwach ausfallen. Zunächst einmal, weil die Leute über das Fernsehen, die Talkshows, sehr genau verstanden haben, dass das eine gerechte Entscheidung ist. Und zweitens, weil die dreihundert Menschen, die Proteste organisieren wollten, verhaftet worden sind“, sagte er dem vatikanischen Onlineportal „Vatican News“ (Dienstag).
Bhatti sprach mit Blick auf den Höchstrichterspruch von einer „Wende“. Die pakistanische Justiz habe damit auf höchster Ebene anerkannt, „dass die Christen in Frieden leben und die Religion und den Glauben aller Menschen respektieren wollen“. mehr Informationen
Nach der Pakistanischen Zeitung Khaleej Times ist Asia Bibi immer noch in Pakistan. „Meines Wissens ist Asia Bibi immer noch in Pakistan„, sagte der Sprecher des Außenministeriums Mohammad Faisal in einer wöchentlichen Pressekonferenz am Donnerstag gegenüber den Reportern in Islamabad. Es gibt neue Proteste, die ihre Hinrichtung fordern. Die Behörden weigern sich aus Angst um ihre Sicherheit, ihren Aufenthaltsort preiszugeben. Selbst unbewiesene Anschuldigungen der Blasphemie in Pakistan haben schon zu Lynch-Morde und Tötungen geführt. Aktivisten haben gewarnt, dass ihr Leben in Gefahr ist, wenn sie in Pakistan bleibt. mehr Informationen
Islamisten fordern Tod des Richters
Update 8.11.18: Asia Bibi ist frei – befindet sich aber weiterhin in Pakistan. Das erklärte ein Sprecher das pakistanischen Außenministeriums, Mohammad Faisal, am Donnerstagmorgen. Ein Sprecher der TLP, Zubair Kasuri, sagte am Donnerstag, die Regierung habe durch die Freilassung von Asia Bibi gegen die Vereinbarung verstoßen. Die Partei halte nun ein Treffen ab, um das weitere … Islamisten fordern Tod des Richters weiterlesen Mohammed im göttlichen Status
Update: „In Pakistan ist das Todesurteil gegen die Christin Asia Bibi wegen Gotteslästerung aufgehoben worden. Der Oberste Gerichtshof des Landes sprach die Frau, deren Fall international für Aufsehen gesorgt hatte, am Mittwoch 31.10.2018 frei. „Sie wurde von allen Vorwürfen freigesprochen“, sagte Richter Saqib Nisar.“ Mehr als 3.000 muslimische Demonstranten haben in der pakistanischen Hauptstadt Islamabad … Mohammed im göttlichen Status weiterlesen
Freispruch von Blasphemie für pakistanische Taglöhnerin
Asia Bibi wurde am 17. Mai 2010 freigesprochen. Ihr war vorgeworfen worden, Blasphemie begangen zu haben. Dafür wurde sie in erster Instanz zu 25 Jahren Gefängnis verurteilt. Der Freispruch erfolgte vor dem Obergericht in Lahore – wo auch Asia Bibis Fall weiterhin hängig ist. Hoffentlich wird sie auch freigelassen. Die Tagelöhnerin Asia Bibi schmachtet fast … Freispruch von Blasphemie für pakistanische Taglöhnerin weiterlesen