Ab sofort kann jeder Jerusalemreisende steinerne Argumente in Augenschein nehmen, die für die uralte Überlieferung von Golgatha und dem Grab Jesu an der Stelle der heutigen Grabeskirche sprechen. Und zwar unter der heutigen evangelischen Erlöserkirche, die sich dort steht, wo sich zur Zeit Jesu außerhalb der Stadtmauern Jerusalems ein Steinbruch und wohl auch die »Schädelstätte« Golgatha befand.
Seit sehr früher Zeit wird die Grabeskirche von orthodoxen und katholischen Christen als der Ort verehrt, an dem Jesus gekreuzigt und begraben wurde. Aber stimmt das auch historisch? Lässt sich das durch die wissenschaftliche Forschung belegen? Nun kann jeder Jerusalemreisende Argumente in Augenschein nehmen, die für die uralte Überlieferung von Golgatha und dem Grab Jesu an der Stelle der heutigen Grabeskirche sprechen.
Der Bereich um die Grabeskirche und die heutige Erlöserkirche lagen zur Zeit Jesu außerhalb der Stadtmauern Jerusalems. Sowohl im Bereich der heutigen Erlöserkirche wie der Grabeskirche wurden Steine gebrochen zum Bau des alttestamentlichen Jerusalems. Der bis ins erste vorchristliche Jahrhundert genutzte große Steinbruch lag vor den Toren der Stadt, später gab es dort Gärten. Um 135 n. Chr. ließ der römische Kaiser Hadrian hier ein heidnisches Heiligtum errichten, offensichtlich bewusst an dem von Christen schon sehr früh verehrten Hinrichtungs- und Auferstehungsort Jesu.
Kaiser Konstantin riss im vierten Jahrhundert diesen Tempel nieder und errichtete die Grabeskirche. Südlich angrenzend befand sich zu dieser Zeit ein Marktplatz.
Als Sultan Abdul Aziz 1869 dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen das Muristan-Grundstück schenkte, gab es darauf nur noch Ruinen oder sogar Äcker; zerfallene Reste des doppelstöckigen Kreuzgangs des Johanniterhospizes und der Kirche St. Maria Latina erhoben sich aus dem Schutt.
1893 legte man in die Ruinen der Kreuzfahrerkirche den Grundstein der Erlöserkirche; Der Grundstein, ein Stück Mosaikboden der mittelalterlichen Kirche, ein gepflasterter Weg und eine Wasserablaufrinne, ein tiefer Schacht und noch einiges mehr sind nun im archäologischen Park zu besichtigen.
Dieser Schacht, der bis auf den Boden des Steinbruchs reicht, mit verschiedenen aufschlussreichen Schichten, ist das eigentlich aufregende an dieser Ausgrabung. Er zeigt, dass im 1. Jahrhundert nach Christus tatsächlich hier ein Steinbruch war, der nur außerhalb der Mauern sein konnte, und Golgatha also um 30. n. Chr. tatsächlich an der Stelle nahe der Erlöserkirche gewesen sein kann.