Im gegenwärtigen Konflikt in Syrien spielt der Iran eine wichtige Rolle. Während das Land von westlichen Ländern, allen voran Israel und die USA, als ernsthafte Bedrohung angesehen wird, feiern Anti-Zionisten und al-Assad-Anhänger Mahmoud Ahmadinejad.
Für sie steht der Iran für Freiheit. Der Iran „verkauft sich nicht an den Westen“ und verteidigt die Freiheit der Muslime. Der Iran vertritt anti-amerikanische Werte und steht somit für die palästinensische Sache.
In dieser Hinsicht wird nur auf die Außenpolitik des Landes geschaut, während das Innenpolitische völlig außer Acht gelassen wird. Der Iran sollte nicht mit den Finger auf andere zeigen und „Freiheit“ verlangen, denn die Minderheiten im eigenen Land werden eiskalt unterdrückt.
Im Iran leben viele verschiedene Völker, insbesondere viele Afghanen. Offiziell sind es um eine Million, wahrscheinlich sind es viel mehr. Afghanische Flüchtlinge haben es alles andere als einfach. Während Präsident Ahmadinejad seinen Amtskollegen Karzai immer wieder freundlich in Teheran empfängt und dort die „afghanisch-iranische Freundschaft“ hochleben lässt, werden die Afghanen in Teheran, Mashhad, Schiraz und anderen Städten aufs Schlimmste diskriminiert.
Obwohl der Iran für die westliche Zivilisation als ein Land mit einem totalitären Regime bekannt ist, so ist es für viele Afghanen ein Ort der Freiheit. Als die Sowjets in Afghanistan an die Macht kamen, brach im Iran die islamische Revolution aus. Demnach zogen es viele Afghanen vor, in den Iran zu flüchten, als bei den „gottlosen Kommunisten“ zu bleiben.
Als Mullah Omar und seine Taliban-Gefährten Kabul eroberten und damit begannen, jegliche Freiheiten zu unterdrücken, zog es abermals viele Afghanen in den Iran. Während die Iraner zu dieser Zeit in Massen vor dem schiitischen Mullah-Regime flohen, war der Iran für viele Afghanen ein Ort der Freiheit und des Friedens.
Afghanen sind im Iran Menschen zweiter Klasse. Illegale afghanische Einwanderer bleiben von jeglicher Bildung und Arbeit fern, dennoch sind sie für die iranische Wirtschaft ein wichtiger Faktor und werden ausgebeutet. Die meisten von ihnen arbeiten in den großen Städten des Landes auf Baustellen unter härtesten, teils lebensgefährlichen Bedingungen. Viele von ihnen sind Jugendliche, fast Kinder, die dreizehn bis vierzehn Jahre alt sind. Sie haben keine Sozialversicherung, bekommen einen Hungerlohn und hausen in ärmlichen Baracken. Sobald diese Arbeiter nicht mehr gebraucht werden, werden sie einfach abgeschoben. Großstädte wie Teheran wachsen täglich, neue Hochhäuser werden gebaut und das U-Bahnnetzwerk wird erweitert. Die meiste Arbeit wird von diesen Afghanen verrichtet, da die gebildete iranische Jugend kein Interesse an solche „niederen Tätigkeiten“ hat.
Das größte Problem ist jedoch, dass auch Afghanen der zweiten Generation, sprich, Menschen die im Iran geboren sind, der gleichen Diskriminierung ausgesetzt sind. So werden junge Hazara-Frauen, die Hazara sind eine afghanische Minderheit, die man an ihren Gesichtszügen erkennt, auf der Straße bespuckt und beschimpft. „Afghani“ ist für einige Iraner zu einem Schimpfwort geworden, mit dem die „wilden, zurückgeblieben Afghanen“ in Verbindung gebracht werden.
Das iranische Bildungsministerium plant, manche Studiengänge für afghanische Migranten zu verbieten. Fächer wie Atomphysik, Nuklear- und Chemietechnik und Militärtechnologie wären somit für Afghanen tabu. Damit will man erreichen, dass die Afghanen im Iran niemals eine Anstellungsverpflichtung des Staates erlangen. Man will nicht, dass Afghanen zur gebildeten Elite des Landes gehören. In der Praxis so gut wie unmöglich für einen Afghanen, einen iranischen Pass zu erhalten.
Erwähnenswert ist, dass diese gezielte Unterdrückung nicht nur sunnitische Afghanen betrifft, sondern auch schiitische. Viele männliche Afghanen heirateten im Laufe der Zeit iranische Frauen. Deren Kinder wurden aber aufgrund des afghanischen Vaters nicht als iranische Staatsbürger anerkannt, so sagt es das iranische Gesetz. Demnach sind sie der gleichen Diskriminierung ausgesetzt wie all die anderen Afghanen.
Im April dieses Jahres wurde Afghanen in einem öffentlichen Park in der Stadt Isfahan der Eintritt verboten. Man erklärte, dass dies aufgrund der Sicherheit von iranischen Parkgästen beschlossen wurde. Diese hatten sich angeblich von afghanischen Familien gestört gefühlt. Dieses Prozedur erinnert an ähnliche Verbote im früheren Südafrika oder in den USA.
Jährlich werden hunderte von ihnen nach fadenscheinigen Gerichtsverfahren aufgrund von Schwarzarbeit oder Drogenhandels hingerichtet. Mehrere tausend Afghanen sitzen gegenwärtig in iranischen Gefängnissen, auf ihnen wartet das gleiche Schicksal.
In der Zwischenzeit wurde viel gegen die illegale Einreise seitens der Regierung unternommen. So wurde eine große Mauer an der iranisch-afghanischen Grenze gebaut, die bestens überwacht wird. Scharfschützen halten ihre Stellung und zeigen keinerlei Scheu, auf Afghanen zu schießen.
Den Afghanen im Iran wird der soziale Aufstieg verwehrt. Trotzdem fliehen immer noch viele von ihnen in das Land, um den gegenwärtigen Krieg zu entkommen.