Bei einem Anschlag auf eine katholische Kirche in Nigeria sind zahlreiche Menschen getötet worden. Vieles ist noch unklar. Wie eine Polizeisprecherin mitteilte, drangen am Sonntagmorgen mehrere Angreifer in die katholische Kirche in der Stadt Owo im südwestlichen Bundesstaat Ondo ein und konnten nach dem Angriff entkommen.
Angriffe von Dschihadisten sowie kriminellen Banden kommen in Nigeria immer wieder vor, allerdings nicht im nun betroffenen Südwesten des Landes. Bewaffnete Angreifer stürmten die Pfingstmesse der katholischen St. Francis Church, schossen wahllos auf die Gottesdienstbesucher und entführten den Priester und weitere Christen.
Ein Augenzeuge, der sich selbst mit dem Namen Abayomi identifizierte, sagte der Nachrichtenagentur „AFP“, mindestens 20 Menschen seien getötet worden. Bevor er weggelaufen sei, habe er mindestens fünf Angreifer gesehen, berichtete der Mann. Laut lokalen Medienberichten wurden bis zu 100 Christen getötet. Unter den Toten befänden sich zahlreiche Kinder sowie schwangere Frauen, sagte Oluwole Ogunmolasuyi, ein Lokalpolitiker im südwestlichen Bundesstaat Ondo, am Montag.
„Selbst als Mediziner: Ich habe eine erhebliche Anzahl schwerer Verletzungen erlebt, aber was ich gestern gesehen habe, ging weit über alles hinaus, was ich jemals in meinem Leben und meiner Praxis gesehen habe“, sagte der Arzt.
Steven Gruzd vom Institut für Internationale Angelegenheiten in Johannesburg zu BILD: „Es gibt Anzeichen einer islamistischen Attacke. Afrika und die Welt sind schockiert von dieser Brutalität.“ Es sei „beunruhigend“ dass solche Aktivitäten innerhalb Nigerias nun offenbar auch auf den Süden des Landes übergriffen.
Die Mörder trugen khakifarbene Hosen, die von vielen paramilitärischen Gruppen Nigerias getragen wurden, sagte Herr Nwovu, also hätte es jeder sein können.
Der Angriff erfolgt genau eine Woche, nachdem das Oberhaupt der Methodistenkirche in Nigeria zusammen mit zwei weiteren Geistlichen im Südosten des Landes entführt und nach Zahlung von 240.000 Dollar (190.000 Pfund) befreit wurde.
Außerdem wurden vor zwei Wochen zwei katholische Priester in Katsina, dem Heimatstaat von Präsident Buhari im Norden des Landes, entführt. Sie wurden nicht freigegeben.
In Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas, ist der Süden christlich geprägt, im Norden leben vorwiegend Muslime. Das Land bereitet sich derzeit auf die Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr vor.
In Nigeria ist Gewalt gegen Christen keine Seltenheit: Im Norden tötet und entführt die islamisch-extremistische Boko Haram seit Jahren Christen. Militante Fulani-Kämpfer greifen gezielt christlich geprägte Dörfer an. Nun ist zum ersten Mal auch im Süden Nigerias ein großer Anschlag verübt worden.
Der Nordwesten Nigerias wird von kriminellen Banden destabilisiert, die immer öfter Dörfer überfallen und in Ortschaften und Schulen Massen-Geiselnahmen verüben. Im Südosten des Landes sind außerdem Separatisten aktiv.
Nigeria – Entführungen eine lukrative Einnahmequelle
Banditen mit Geld und Fahrzeugen zu belohnen. Eine solche Politik kann zu katastrophalen Folgen führen.