Mit Entsetzen und tiefer Erschütterung hat der Zentralrat der Juden in Deutschland die Nachrichten vom Anschlag und der Schießerei in Halle vernommen. »Die Tat von Halle am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur hat unsere Gemeinschaft auf das Tiefste in Sorge versetzt und verängstigt. Zuallererst sind wir jedoch erschüttert, dass zwei Menschen von dem skrupellosen Täter umgebracht wurden«, sagte Schuster.
Wie durch ein Wunder ist nicht noch mehr Unheil geschehen.
In einer ersten Stellungsnahme nach Jom Kippur bezeichnete Premier Netanyahu am Mittwoch den Zwischenfall von Halle als ein weiteres Anzeichen für den zunehmenden Antisemitismus in Europa. Außenminister Israel Katz ging noch weiter und sprach davon, dass der Zwischenfall die «dunkelsten Perioden in der jüdischen Geschichte in Erinnerung rufen» würde. Deutschland müsse den Kampf gegen den Antisemitismus intensivieren und alles tun, um diese Art von Erscheinung zu verhindern. mehr Informationen
Ein schwer bewaffneter Täter hatte am Mittag versucht, in die Synagoge in Halle einzudringen. Er scheiterte jedoch. Er legte bei dem Angriff nach Informationen aus Sicherheitskreisen auch selbstgebastelte Sprengsätze vor der Synagoge ab. Es seien mehrere Schüsse gefallen. In der Synagoge begingen zu dem Zeitpunkt Dutzende Menschen den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur.
Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Halle, Max Privorozki, sagte, über die Kamera der Synagoge sei zu sehen gewesen, wie der Täter mit Stahlhelm und Gewehr versucht habe, die Türen aufzuschießen. Außerdem hätten der oder die Täter versucht, das Tor des benachbarten jüdischen Friedhofs aufzuschießen, sagte Privorozki der »Stuttgarter Zeitung« und den »Stuttgarter Nachrichten« (Donnerstag).
Eine Frau vor der Synagoge von den tödlichen Schüssen getroffen. Außerdem habe es einen männlichen Toten im einem Döner-Imbiss gegeben. Der Imbiss befindet sich rund 600 Meter entfernt von der Synagoge. Auch im rund 15 Kilometer entfernten Landsberg gab es Polizeiangaben zufolge Schüsse.
Im Universitätsklinikum Halle werden Angaben eines Sprechers zufolge zwei Verletzte behandelt. Dabei handele es sich um einen Mann und eine Frau. Beide hätten Schussverletzungen, seien aber außer Lebensgefahr.
Bei dem mutmaßlichen Täter soll es sich nach dpa-Informationen um den 27 Jahre alten Stephan B. handeln. Es soll deutscher Staatsangehöriger sein. Der Mann war den Behörden ersten Informationen zufolge bisher nicht als Teil der rechtsextremen Szene in Sachsen-Anhalt aufgefallen. mehr Informationen
Er übertrug die Tat live im Internet. Er befindet sich in Polizeigewahrsam. Ein mögliches „Manifest“ des Angreifers von Halle im Internet aufgetaucht. In dem PDF-Dokument, das FOCUS Online vorliegt, werden Fotos von bei der Attacke verwendeten Waffen und Munition gezeigt. Es werde auf den Livestream der Tat verwiesen. Als Ziel der Attacke werde in dem Dokument genannt, soviele „Anti-Weiße“ wie möglich zu töten, vorzugsweise Juden.
Das Dokument sei anscheinend am 1. Oktober angefertigt worden. „Er hat geplant, Menschen zu töten“, so ein Ermittler. Letztlich habe er aber seinen Anschlagsplan nicht umsetzen können.
Gegenüber der „Bild“ spricht der Vater von Stephan B. über seinen Sohn. „Er war weder mit sich selbst noch mit der Welt im Reinen, gab immer allen anderen die Schuld“, so der Vater. „Es kam immer wieder zu Streit, meine Meinung zählte nicht. Ich komme nicht mehr an ihn ran“, so der sichtlich erschütterte Vater.
Die Gaming-Plattform Twitch.tv hat mittlerweile bestätigt, dass Terrorist Stephan B. seine Tat live auf ihrer Website übertragen hat. „Der Account-Besitzer streamte diese schreckliche Tat 35 Minuten lang auf Twitch“. Den Livestream hätten fünf Personen verfolgt. Eine automatisch generierte Aufnahme des Streams sei von 2200 Personen in 35 Minuten gesehen worden, bevor Twitch das Video und den Account von Stephan B. offline nahm.
Stephan B. habe zuvor versucht, einem Ehepaar dessen Auto wegzunehmen, berichtet der Anwohner weiter. Als die beiden Senioren sich zur Wehr setzten, eröffnete B. das Feuer und verletzte sie schwer. In einer benachbarten Werkstatt stahl der Attentäter schließlich ein Taxi, indem er den Werkstattmeister mit der Waffe bedrohte.
Die Polizei die Festnahme des mutmaßlichen Schützen bestätigt. „Die festgenommene Person ist der Tatverdächtige“, sagte ein Polizeisprecher am Mittwochabend auf AFP-Anfrage.
In dem 35 Minuten langen Video, das FOCUS Online vorliegt, offenbart sich die rechtsextreme Gesinnung von Stephan B. In einem offenbar vorbereiteten Statement zu Beginn spricht er davon, dass er glaube, der Holocaust sei nie passiert und der Feminismus sei die Ursache für den Untergang der westlichen Zivilisation. Das Judentum sei an allem Schuld. mehr Informationen
Privorozki berichtete, dass in der Gemeinde 51 Menschen waren – das habe die Polizei bei der späteren Evakuierung erzählt. Neben Gemeindemitgliedern war nach seiner Darstellung auch eine Gruppe junger US-Amerikaner bei der Feier zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur dabei. mehr Informationen
Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, sprach von zehn US-Bürgern in der Synagoge.
Kommentar von Bild: Der Terror von Halle mag die Tat eines einzelnen Neonazis sein. Aber viel zu oft hat sich dieser Mörder bestätigt fühlen dürfen. Bestätigt in der Annahme, dass sich niemand ihm wehrhaft in den Weg stellen wird. Vor wenigen Tagen noch ließen die Behörden in Berlin einen Attentäter laufen, der mit einem Messer eine Synagoge überfallen wollte – kein Haftgrund. Wenn Juden in Deutschland angegriffen werden, fallen die Strafen meist lächerlich gering aus. Wenn Juden in Deutschland nicht an Bord einer arabischen Airline gehen dürfen, tut die Politik NICHTS.
inSolche Taten sind der Untergang der westlichen Zivilisation.
Focus gibt die Möglichkeit , den Angehörigen der Opfer ihr Beileid auszusprechen. Hier zu Facebook oder Webseite
Diese Holztür hat wie durch ein Wunder dem Anschlag an Jom Kippur standgehalten.
https://www.facebook.com/hnaftali/videos/2343382225972093/
https://www.facebook.com/hnaftali/videos/660772640995857/
Täglich mindestens fünf Attacken gegen Juden. Angriffe, Beleidigungen, Anfeindungen, Einschüchterung, Gewalt und Sachbeschädigung von jüdischen Einrichtungen: Für Jüdinnen und Juden in Deutschland gehört Antisemitismus zum Alltag. 1.799 im Jahr 2018 – das waren im Schnitt gut fünf Attacken pro Tag.
Laut BKA-Statistik gab es im vergangenen Jahr 69 Gewaltangriffe mit einer politischen Hassmotivation auf Jüdinnen und Juden in der Bundesrepublik – das waren mehr als eine Tat pro Woche. Die Zahl ist leicht angestiegen.
Insgesamt unterscheiden Expertinnen und Experten zudem fünf verschiedene Formen von Antisemitismus – den religiösen, sozialen, politischen, nationalen und rassistischen. Alle fünf Formen unterscheiden sich durch die Ideologie, die hinter dem Hass steckt. Mitunter gibt es Angriffe auf Jüdinnen und Juden, die eigentlich antiisraelisch motiviert sind.
Zuletzt war vor allem über antisemitische Angriffe von Muslimen auf Jüdinnen und Juden diskutiert worden. Immer wieder kommt es auch vor, dass Hisbollah-Anhänger auf einer Demonstration gegen Israel einen Hitlergruß zeigen oder dabei Parolen wie „Juden raus“ rufen. Und häufig werden solche Taten dann in der Statistik über antisemitische Angriffe dann als rechtsextrem eingestuft. mehr Informationen
Am Mittwoch wurde Jana L. kaltblütig in Halle getötet. Die deutsche Frau (links im Bild) wurde brutal von hinten erschossen. Der Attentäter hat nochmals auf sie eingeschossen als sie am Boden lag. Jana L. war gerade in Halle in der Nähe der Synagoge unterwegs. Sie war zur falschen Zeit am falschen Ort. Bei dem ersten Opfer handelt es sich laut dpa um eine 40 Jahre alte Frau, die unweit der Synagoge wohnte. Auf dem Tätervideo ist zu sehen, wie sie an dem bewaffneten Mann vorbeiläuft und ihn direkt ansprach. Daraufhin schoss er mehrfach auf sie. Ein älterer Mann wollte sich um die leblose Frau kümmern. Als der Täter ihn sah, versuchte er ihn ebenfalls zu erschießen. Da die Waffe scheinbar eine Ladehemmung hatte, konnte der Mann in seinem Auto entkommen.
Auch Kevin S. wurde vom Attentäter erschossen. Seine Mutter, Mandy S., musste mit ansehen, wie ihr Sohn starb. Sie habe ein unveröffentlichtes Video gesehen, das die Sekunden der tödlichen Schüsse zeigt. Die Helm-Kamera des Schützen filmte, wie der 20-jährige Kevin starb. Der Maler arbeitete zuvor auf einer Baustelle in der Nähe des Tatorts. mehr Information Kevin starb, als er sich in seiner Mittagspause einen Döner holte. Das ist nicht der erste Schicksalsschlag in ihrem Leben: Sie habe schon mal einen Sohn verloren, berichtet sie. „Ich weiß nicht, wie mein Leben jetzt weitergehen soll“, sagt die 43-jährige Mandy S.. Kevin S. wurde vom Täter zunächst in einem Dönerladen nahe der Synagoge verletzt und zurückgelassen. Im Anschluss schoss der Angreifer zunächst auf einen jüngeren Passanten, der entkommen konnte, und wenig später noch einmal auf zwei weitere Personen, die er zu Fuß verfolgte. Auch diese konnten entkommen. Erst dann kehrte der Täter in den Dönerladen zurück und erschoss den bereits verletzten Kevin S.
Auf seiner Flucht verletzte der Rechtsextremist dann zwei Menschen. Bei ihnen soll es sich laut Informationen von dpa um ein Ehepaar handeln, das im 15 Kilometer entfernten Landsberg ein Geschäft betreibt. Die 40 Jahre alte Frau und der 41 Jahre alte Mann werden derzeit mit Schussverletzungen im Uniklinikum Halle behandelt. Ein Sprecher des Universitätsklinikum in Halle sagte am Mittwochabend, sie seien nach einer Notoperation außer Lebensgefahr.