Die schweizerisch-jemenitische Menschenrechtsaktivistin Elham Manea passt nicht allen. Die Erdogan-nahe Seta-Stiftung mit Sitz in der Türkei drängt die Politologin im aktuellen Islamophobiebericht in die Ecke der Islamfeinde.
Islamfeindliche Netzwerke sind ein zentrales Thema im Bericht. Darin tauchen aber nicht nur Rechtspopulisten aus ganz Europa auf, auch Namen von anerkannten Menschenrechtsaktivisten. Zum Beispiel jener von Elham Manea. Die schweizerisch-jemenitische Politologin lehrt als Privatdozentin an der Universität Zürich, plädiert für einen säkularen Islam und ist bekannt für eine differenzierte Argumentation.
Weshalb wird Manea nun als «islamophob» etikettiert? Ihr «Vergehen» war ein Interview mit der österreichischen Zeitung «Volksblatt», in dem sie das Kopftuchverbot an der Schule für Mädchen bis 10 Jahre verteidigte. Kinder seien nicht in der Lage, selber zu entscheiden. Es sei eine neue Erscheinung, dass darauf beharrt werde, dass Kinder Kopftuch tragen. «Hier merkt man, da gibt es eine Ideologie, die dahinter steht.» Manea will dem Bericht nicht zu viel Gewicht beimessen. Sie zeigte sich überrascht, dass sie darin vorkommt. Sie begrüsse alle Bemühungen, um gegen Diskriminierung von Muslimen vorzugehen, sagt sie. Aber das sei bei diesem Bericht nicht der Fall.
«Die Herausgeber versuchen jene Forscher und Stimmen zu diffamieren, die dem Projekt des politischen Islam kritisch gegenüberstehen.»
Als Beleg für Islamfeindlichkeit wird im Kapitel über Österreich auch die Forderung nach einem Verbot für Kinderehen aufgeführt.
Quasi «Stammgast» im Islamophobie-Rapport ist Saida Keller-Messahli. Der Vorwurf lautet ähnlich wie im letzten Jahr: Die Präsidentin für einen fortschrittlichen Islam kommentiert den Islam öffentlich und gibt Medien Auskunft. Angeprangert wird sie zum Beispiel für die Aussage, das Minarettverbot habe keine Auswirkungen gehabt und diene lediglich Islamisten, den Opferdiskurs zu kultivieren. «Mit dem Schlagwort Islamophobie wollen die Autoren jede Kritik am Islam unterbinden und ausgewiesene Kenner der Materie einschüchtern», sagt sie.
Der Islamophobiebericht 2018 sorgte für eine Kontroverse, weil die EU das mehr als 800 Seiten dicke Wert mit rund 140’000 Franken mitfinanzierte. Rund ein Dutzend Verfechter eines liberalen Islams, darunter Keller-Messahli, forderten EU-Kommissionspräsident Ursula von der Leyen dazu auf, den Rapport nicht mehr zu unterstützen. Die Unterzeichnenden monierten, mit dem Begriff Islamophobie würden zwei unterschiedliche Phänomene in einen Topf geworfen: Diskriminierung und Feindschaft gegenüber Muslimen auf der einen Seite und Religionskritik auf der anderen. mehr Informationen