Abraham, Melchisedek und Sodom

Melchisedek begegnet Abraham inmitten vom Drama um Sodom und Gomorra. Zwei schwierig nachvollziehbare Geschichten haben ihre Logik in der Kombination. Wir sehen Gottes Geduld, sein Weckruf und sein Angebot von Frieden und Gerechtigkeit.

Der Missbrauch anderer Menschen und der Verlust eines Gottesbewusstseins, war der Kern der Sünde von Sodom. Die Demütigung des Fremden wurde in Sodom zur Methode. Es geht also um Entwürdigung, Entmenschlichung und Respektlosigkeit vor Gott. Die Chance zur Umkehr wurde ignoriert.

Sendung Spiritualität, Montag, 4. Oktober, Genesis 13-14 und 18-19

Die Sendung kann auch auf dem Podcast von Radio Maria Schweiz gehört werden: Link zu den Sendungen im Radio Maria  https://www.radiomaria.ch/de/podcasts?combine=Hanspeter+Obrist

Zuerst ein Überblick:

Abraham und Lot sind so gesegnet, dass sie für ihre Herden zu wenig Raum und Wasser haben. So schlägt Abraham vor, dass sich ihre Wege im guten Einvernehmen trennen. Darüber sprachen wir in der Sendung vom 7. Juni „Abraham – Segen durch Aufgabe“. Lot wählte die fruchtbare Jordansenke und wurde so in Sodom ansässig. Abraham baute in der Wüste wieder Brunnen und Gott war mit ihm.

Schon in 1.Mose 13,12-13 steht: „Abram ließ sich im Land Kanaan nieder, während Lot sich in den Städten jener Gegend niederließ und seine Zelte bis Sodom hin aufschlug. Die Männer von Sodom aber waren sehr böse und sündigten vor dem HERRN.“

Eines Tages gab es Krieg zwischen den Stadtkönigen (1.Mose 14). Der König von Sodom musste sich im Kampf zurückziehen und fiel in eine Erdpechgrube. So konnten sie ihre Stadt nicht verteidigen und alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde mitgenommen – auch Lot und seine Familie. Als Abraham dies hörte, machte er sich mit 318 Männern auf den Weg und befreite die Leute von Sodom.

Als Abraham wieder dem König von Sodom begegnet, erscheint auf einmal Melchisedek, der König von Salem. Er gibt Abraham Brot und Wein und segnet ihn. Abraham gibt Melchisedek 10% von allem, was er zurückerobert hat.

Der König von Sodom bietet Abraham an, dass er die Beute haben kann und er dafür die Menschen erhält. Abraham lehnt die Wertgegenstände ab, damit nicht der Eindruck entstehe, der König von Sodom hätte ihn reich gemacht.

Später in Kapitel 18 besucht Gott Abraham und sagt ihm, dass er die Stadt Sodom aufgrund ihres Verhaltens vernichten will. Abraham bittet Gott, die Stadt nicht zu vernichten, da ja sicher auch Gerechte darin leben. So entsteht ein Ringen um die Zahl der Gerechten, die notwendig sind, damit Gott Sodom nicht vernichtet. Von 50 Personen handelt Abraham Gott hinunter auf 10. (Siehe Artikel: Das Gespräch von Gott mit Abraham).

Zwei Engel gehen nach Sodom (1.Mose 19). Lot erblickt sie und lädt sie zu sich nach Hause ein. Doch die Männer von Sodom rennen ihm die Türe ein, weil er ihrer Meinung nach die zwei Männer herausgeben soll. Lot weigert sich und wird selbst angegriffen. Die zwei Engel ziehen Lot ins Haus und schlagen die Männer von Sodom mit Blindheit, so dass sie die Türe nicht mehr finden.

Am nächsten Tag fliehen Lot, seine Frau und die beiden Töchter mit den Engeln aus der Stadt. Dann fällt etwas vom Himmel, das die Stadt und die ganze Umgebung vernichtet. Die Frau von Lot blickt zurück, obwohl die Engel ihnen gesagt hatten, dass sie sich nicht umdrehen dürfen. Und so trifft auch sie das Unglück. Lot und seine Töchter leben danach für sich zurückgezogen in einer Höhle.

Wir merken: In dieser Geschichte gibt es viele spannende Fragen.

Was hat Gott dazu veranlasst, Sodom und die umliegenden Städte zu vernichten?

Landauf, landab zieht man den einfachen Schluss, dass es die homosexuellen Gewohnheiten in Sodom waren. Genau betrachtet ist das zu kurz gedacht. Gott fragt nach den Gerechten. Die Männer von Sodom fordern Lot auf, die Gäste herauszugeben, damit sie mit ihnen machen können, was SIE wollen. Die Gäste werden gar nicht gefragt, sondern sind für die Männer Sodoms nur Objekte, mit denen man machen kann, was man will.

Um genau herauszufinden, was der springende Punkt ist, müssen wir in der Bibel schauen, was sonst noch über Sodom gesagt wird. In Hesekiel 16,49 steht: „Siehe, dies war die Schuld deiner Schwester Sodom: In Hochmut, Überfluss an Brot und in sorgloser Ruhe lebte sie mit ihren Töchtern, ohne die Hand des Elenden und Armen zu stärken.“

Hier wird beschrieben, dass es den Menschen in Sodom gut ging, aber sie hochmütig wurden. Sie dachten, sie müssen niemanden Rechenschaft für ihr Handeln geben und können machen, was sie wollen. Das sehen wir auch in der Antwort, die die Männer von Sodom Lot geben.

Ich lese aus 1.Mose 19,4-9: „Sie waren noch nicht schlafen gegangen, da umstellten die Männer der Stadt das Haus, die Männer von Sodom, Jung und Alt, alles Volk von weit und breit. 5 Sie riefen nach Lot und fragten ihn: Wo sind die Männer, die heute Nacht zu dir gekommen sind? Bring sie zu uns heraus, wir wollen mit ihnen verkehren. 6 Da ging Lot zu ihnen hinaus vor die Tür, schloss sie hinter sich zu 7 und sagte: Meine Brüder, tut doch nicht das Böse! 8 Seht doch, ich habe zwei Töchter, die noch nicht mit einem Mann verkehrt haben. Ich will sie zu euch herausbringen. Dann tut mit ihnen, was euch gefällt. Nur diesen Männern tut nichts; denn deshalb sind sie ja unter den Schutz meines Daches getreten. 9 Sie aber sagten: Geh weg! Und sie sagten: Kommt da so einer daher, ein Fremder, und will sich als Richter aufspielen! Nun wollen wir dir Böseres antun, noch mehr als ihnen. Sie setzten dem Mann, nämlich Lot, arg zu und waren schon dabei, die Tür aufzubrechen.“

Sie sagen zu Lot, dass er sich als Richter aufspielen will. Sie werfen ihm also vor, dass er sagt, was gelten soll. Das geht für sie nicht. Ihrer Ansicht nach können sie tun und lassen, was sie wollen. Das ist die totale Abkehr von Gott und seinen Normen. Der Mensch ist nicht mehr ein Geschöpf Gottes, welches man achtet, sondern ein Objekt, mit dem man machen kann, was man will. Eine letzte Verantwortung vor Gott lehnen sie ab.

Laut einer Untersuchung des Erfurter Instituts „INSA Consulere“ für die katholische Wochenzeitung „Die Tagespost“ ist der Glaube an das Jüngste Gericht heute vielfach nicht mehr vorhanden. Auf die Frage: „Ich glaube, dass ich nach meinem Tod für mein Leben zur Rechenschaft gezogen werde, egal ob im Guten oder im Schlechten“, antworteten 24 Prozent der Befragten mit Ja. Von den katholischen Befragten glauben 34 Prozent daran, dass sie nach ihrem Tod für ihr Leben zur Rechenschaft gezogen werden. 36 Prozent sind gegenteiliger Ansicht.

Wir leben also in einer Zeit, in der die Menschen ebenfalls glauben, dass sie sich nur nicht erwischen lassen müssen, es aber keine letzte Gerechtigkeit mehr gibt.

Der Missbrauch anderer Menschen und der Verlust eines Gottesbewusstseins waren also der Kern der Sünde von Sodom. Dabei geht es nicht nur um sexuelle Formen, sondern um die Würde des Menschen und den Respekt vor Gott. Man kann auch außerhalb der Sexualität Menschen als Objekte betrachten, mit denen wir machen, was wir wollen.

Die Demütigung des Fremden wurde in Sodom zur Methode, andere abzuweisen. Sie lebten im Paradies und wollten nicht teilen. Es geht also um Entwürdigung und Entmenschlichung.

Jeremia schreibt in Kapitel 23 Vers 14: „Aber bei den Propheten Jerusalems sah ich Grauenhaftes: Sie brechen die Ehe, gehen mit Lügen um und bestärken die Bösen, sodass keiner umkehrt von seiner Bosheit. Für mich sind sie alle wie Sodom und die in Jerusalem wohnen, sind für mich wie Gomorra.“

Die fehlende Umkehr von Sodom wird hier bemängelt. Das hat übrigens auch Jesus getan. Ich lese in Matthäus 10,14-15: „Und wenn man euch nicht aufnimmt und eure Worte nicht hören will, geht weg aus jenem Haus oder aus jener Stadt und schüttelt den Staub von euren Füßen! Amen, ich sage euch: Dem Gebiet von Sodom und Gomorra wird es am Tag des Gerichts erträglicher ergehen als dieser Stadt.“

Und in Matthäus 11,20.23 steht über Jesus: „Dann begann er den Städten, in denen er die meisten Machttaten getan hatte, Vorwürfe zu machen, weil sie nicht Buße getan hatten. …23 Wenn in Sodom die Machttaten geschehen wären, die bei dir geschehen sind, dann stünde es noch heute.“

Doch worin bestand die Chance zur Umkehr von Sodom?

Der erste Punkt ist: Da lebt ein Lot mit einer Familie. Er steht für andere Werte. Er war sogar in einem gewissen Sinne geschätzt, denn er hielt sich bei den respektierten Männern im Tor auf (1.Mose 19,1) und sprach sie als Brüder an. Doch Lot war eigenartig. Er machte nicht bei allem mit. Als er erkannte, dass göttliche Gesandte in die Stadt kamen, nahm er sie auf. Vielleicht haben sie ihm Grüße von Abraham übermittelt, so dass er sie aufgenommen hatte und sie als Herren (1.Mose 19,2), also als zu achtende Persönlichkeiten, bezeichnete.

Als die Männer von Sodom mit Blindheit geschlagen wurden, hätte es ihnen dämmern sollen. Doch sie gingen nicht in sich, zeigten keinen Ansatz von Umkehr und Busse.

Ein anderer Weckruf war der verlorene Krieg und die Wiederherstellung durch Abraham. Da hätten die Leute von Sodom ins Nachdenken kommen können, warum Abraham siegreich und gesegnet war. Das Erdloch, in das der König fiel, hätte ihn ins Nachdenken bringen sollen: Sogar die Erde, und damit Gott, hat sich ihm in den Weg gestellt.

Ein weiterer Aufruf war die Gnade, die der König und das Volk erfahren hatten. Abraham hätte als Eroberer zum König von Sodom werden können. Doch Abraham nimmt nichts für sich, weil er Melchisedek erlebt hat. Was ist eigentlich dieser Melchisedek für eine sonderbare Person? Nach einem Musikstück wollen wir darüber nachdenken.

Was hat es mit dem Melchisedek auf sich?

Melchisedek ist eine geheimnisvolle Person. Wir kennen weder seine Herkunft noch weitere Hintergründe. Nur Folgendes ist uns bekannt: Als Abraham aus dem Krieg zurückkommt und vor dem König von Sodom steht, ist auf einmal Melchisedek von Salem da. Sein Name bedeutet: Mein König der Gerechtigkeit aus Frieden.

Ich lese in 1.Mose 14,17-20: „17 Als Abraham nach dem Sieg über Kedor-Laomer und die mit ihm verbündeten Könige zurückkam, zog ihm der König von Sodom ins Schawetal entgegen, das jetzt Tal des Königs heißt. 18 Melchisedek, der König von Salem, brachte Brot und Wein heraus. Er war Priester des Höchsten Gottes. 19 Er segnete Abram und sagte: Gesegnet sei Abram vom Höchsten Gott, dem Schöpfer des Himmels und der Erde, 20 und gepriesen sei der Höchste Gott, der deine Feinde an dich ausgeliefert hat. Darauf gab ihm Abraham den Zehnten von allem.“

Der friedvolle Glaubensvater Abraham steht mit blutverschmierten Kleidern da. In 1.Chronik 28,3 lesen wir vom König David, dass er den Tempel für Gott nicht bauen durfte, weil er zu viel Blut an den Händen hatte. Was geschieht nun mit Abraham?

Spannend ist, was dieser König der Gerechtigkeit tut. Er bringt mit Brot und Wein die Versöhnung, Reinigung und Heiligung von Abraham vor Gott zum Ausdruck.

Wer sich bewusst ist, dass wir, so wie wir sind, vor Gott nicht bestehen können und das Angebot der Vergebung in Anspruch nimmt, der steht wieder neu unter dem Segen Gottes. Deshalb segnet Melchisedek den Abraham. Der Segen zeigt an, dass hier Brot und Wein nicht nur ein normales Essen waren. Melchisedek lenkt den Blick auch auf Gott und preist ihn als den eigentlich Handelnden. Er ist es, der uns den Sieg gibt.

Melchisedek, der König der Gerechtigkeit und des Friedens, ist ein Bild für den versöhnenden Dienst von Jesus.

David schreibt in Psalm 110,1.4 über den Messias: „So spricht der HERR zu meinem Herrn … 4 Du bist Priester auf ewig nach der Ordnung Melchisedeks.

Gott JHWH hat also der göttlichen Bezugsperson von David zugesagt, dass er ein Priester wie Melchisedek sein wird. Auch der Schreiber des Hebräerbriefs zieht in Kapitel 7 eine Parallele zwischen Melchisedek und Jesus, indem er sich in Hebräer 7,17 auf Psalm 110 bezieht.

Und Abraham ließ sich dienen. Er hätte sich auch etwas auf den Sieg einbilden können, den er errungen hatte. Aber das tat er nicht. Er nahm das Mahl an. Er ließ sich segnen. Er stimmte ein ins Lob Gottes und gab Gott, was ihm gehört. In seiner Begeisterung für den erhaltenen Segen Gottes gibt er Melchisedek zehn Prozent von allem zurückeroberten. Der Zehnte als Dank gegenüber Gott wird erst 400 Jahre später eingeführt.

Der König von Sodom stand daneben. Doch bei ihm drehte sich alles darum, dass er wieder sein Kapital, die Menschen, zurückerhielt. Hätte er sich hier nicht neu orientieren und umkehren können? Hätte er sich nicht auch den Segen von Melchisedek erbitten können? Denn das war offensichtlich das Geheimnis von Abraham, dass er Gott die Ehre gab und Gottes Heiligung in Anspruch nahm.

Was genau war das Gericht?

Nach den neusten Erkenntnissen von September 2021 zerstörte ein Meteorit Sodom und Gomorra. Heute lokalisiert man die Ausgrabung „Tall el-Hammam“ nördlich vom Toten Meer als den Ort, an dem dies geschah. Dabei schlug der Meteorit nicht direkt in die Stadt ein. Vielmehr verbrannte der Hitzeschild alles und das durch die Druckwelle aufgewirbelte Salzwasser ließ dann alles erstarren. So auch Lots Frau, die durch das Zurückschauen geblendet wurde und nicht mehr weitergehen konnte.

Wo und ob dieser Meteorit eingeschlagen hat, ist eine ungeklärte Frage. Spannend in diesem Zusammenhang ist, dass die Muslime an der Kaaba einen Meteoriten – den schwarzen Stein – haben, der die Sünden aufnehmen soll.

Petrus schreibt in 2. Petrus 2,6„Die Städte Sodom und Gomorra hat er eingeäschert und zum Untergang verurteilt, als ein Beispiel für die Gottlosen in späteren Zeiten.“

Spannend ist auch, dass Lot sich nach diesem Erlebnis nicht mehr an Abraham wandte. Er lebte mit seinen Töchtern im Gebirge in einer Höhle. Man kann die Hilfe Gottes erfahren, doch das bedeutet nicht, dass man sich mit Gott auf einen neuen Weg begibt, sondern kann auch zur Folge haben, dass man sich in seine Höhle zurückzieht. Die Interpretation unserer eigenen Geschichte kann uns im Weg stehen, einen offenen Blick für Gott und seine Möglichkeiten zu haben. Abraham blickte auf Gott und konnte loslassen. Lot blieb in der Vergangenheit stecken.

Wie interpretieren Juden und Muslime diese Geschichte?

Zentral für die Juden ist, dass Abraham mit Gott diskutiert und Fragen stellt. Karl Erich Grötzinger sagt dazu im Deutschlandfunk: „Abraham lässt nie nach und fragt immer weiter und fragt immer weiter. Das ist gewissermaßen die Urzelle des jüdischen Fragens. Das heißt, in der jüdischen Religion ist man auch Gott gegenüber nichts fraglos. Man nimmt die Gottesurteile nicht hin, sondern man fragt zurück, man protestiert und will wissen, warum.“

Auch in den Psalmen oder dem Buch Hiob bilde sich diese spezielle Hinwendung zur Frage ab, sagt Grözinger. Im nachbiblischen Judentum habe sich dieser Grundtenor jüdischer Frömmigkeit fortgesetzt und eine regelrechte Kultur des Fragens ausgebildet. Nur richteten sich die Fragen später nicht mehr unmittelbar an Gott, sondern an die Texte. Einen besonderen Ausdruck finden die Techniken des Fragens und Gegenfragens im Talmudstudium. Das fängt alles schon im Kindesalter an. Zu Pessach werden die Jüngsten animiert, Fragen zu stellen. Ausgehend von der Frage, warum diese Nacht anders sei als andere, folgen zunächst weitere ritualisierte Fragen. Die Fragen sind ebenso im jüdischen Alltag aufgenommen worden, was sich in einem berühmten jüdischen Witz niederschlägt, der nur zwei Sätze hat: „Warum antwortet ein Jude auf eine Frage immer mit einer Gegenfrage? Warum nicht?“

Für Muslime steht Sodom für eine außer Kontrolle geratene Welt. Auf einer muslimischen Webseite wird das so beschrieben: „Das Volk von Lot lebte in einer Gesellschaft, die der unseren sehr ähnlich gewesen ist. Sie war korrupt, die Menschen schämten sich nicht, Kriminelle und Verbrechen waren allgegenwärtig und diejenigen, die an der Stadt Sodom vorüberreisten, riskierten, beraubt und körperlich missbraucht zu werden.“ „In diese Stadt hat Gott den Propheten Lot gesandt; seine Botschaft bestand darin, Gott allein anzubeten. … Das Volk von Lot war mit ihren korrupten Wegen zufrieden, und sie hatten nicht den Wunsch, sich zu zügeln. Lot wurde zu einer Belästigung und seine Worte ignoriert. Der Prophet Lot … zeigte ihnen ihre Korruption, ihre kriminellen Aktivitäten und ihre unnatürlichen sexuellen Verhaltensweisen.“ Lot kritisiert, dass die Männer ihre Frauen vernachlässigen und sich mit Männern abgeben. Der Koran stellt fest, dass die Bewohner von Sodom die Ersten gewesen waren, die Homosexualität praktiziert haben. Nach Sure 29,29 trieben die Leute von Sodom Spott mit Lot, indem sie sagten: „Bring uns die Strafe Gottes her, wenn du die Wahrheit sagst!“

Der Islam lehnt ab, dass der Prophet Lot den Leuten der Stadt seine eigenen Töchter angeboten habe. Die Gelehrten des Islam erklären, dass Lot, als er das Wort „Töchter“ verwendete, die Frauen von Sodom meinte. Er bat darum, dass die Männer von Sodom sexuelle Erfüllung in erlaubten Ehen suchen sollten. Ebenso wird aus Lot, der nach dem biblischen Bericht eher von Gott wegtreibt und von seinem Umfeld negativ geprägt wird, im muslimischen Glauben zu einem gottesfürchtigen Prophet gemacht.

Was können wir aus dieser Geschichte mitnehmen?

Nach der Sintflut und dem Turmbau zu Babel ist Sodom das dritte Gericht Gottes, von dem wir in der Bibel lesen. In allen Geschichten haben Menschen Gott ignoriert. Gott greift ein, damit die Menschen gewarnt werden, wohin das führt.

Sodom hat den Weckruf Gottes nicht verstanden. Sodom hat Melchisedek nicht erkannt. Gott bietet uns in Brot und Wein seine Reinigung respektive Heiligung an. Jesus hat sich in der Synagoge von Kafarnaum als das himmlische Brot und der reinigende Wein offenbart (Johannes 6,59). In der letzten Passahfeier hat Jesus seinen Tod am Kreuz mit dem Kelch der Erlösung und dem Brot des Auszuges aus der Sklaverei verbunden.

Die Bibel ist voll Sinnbilder, die uns helfen sollen, Gott nicht aus den Augen zu verlieren. Melchisedek steht für Jesus, der uns als König und Priester mit dem himmlischen Vater versöhnt und uns in seinem Frieden wohnen lässt.

Was hätte den Untergang von Sodom und Gomorra verhindert?

Als Paulus in Apostelgeschichte 9 vor Damaskus blind wurde, veränderte er sein Leben und er ließ sich die Vergebung durch Hananias zusprechen. Als die Leute in Sodom mit Blindheit geschlagen wurden, hätte es zu einer Umkehr kommen können wie bei Jona in Ninive. Viele Menschen meinen zu sehen und sind doch blind, wie Gott sich in ihrem Leben offenbart hat. Gott sucht nach Menschen, die sich an seiner Gerechtigkeit orientieren. In Jesus haben wir einen König und Priester, der uns unter den Segen Gottes stellt. Dazu sind wir alle eingeladen, uns an Jesus zu wenden.

War Melchisedek ein realer König?

Er war real da. Doch vieles ist unklar. Jerusalem bedeutet „Stadt des Friedens“. Melchisedek bedeutet „mein König von Frieden“. Deshalb denken viele, er sei der König von Jerusalem gewesen. Als David die Stadt eroberte, wird die Stadt in 1. Chronik 11,4Jebus“ genannt. Als Abraham Isaak opfern wollte, wird der Ort als Morija bezeichnet. In 2. Chronik 3,1 wird dieser Ort mit dem heutigen Tempelberg in Jerusalem gleichgesetzt. Abraham opferte aber wohl kaum vor einer Stadt.

Vielleicht liegt die Lösung im heutigen Namen Jerusalems. Im Hebräischen heißt die Stadt „Jeruschalajim“. Es ist ein Ausdruck, den wir im Deutschen so nicht kennen. Es ist die Bezeichnung für ein Paar. Jerusalem ist also der zweite Teil von einem Ganzen. Man könnte auch sagen, es ist das Spiegelbild des himmlischen Jerusalems. So ist Melchisedek ein Spiegelbild des himmlischen Königs und Priesters, der uns in Jesus begegnet. Oder anders gesagt: In Melchisedek tritt der König der Gerechtigkeit aus der unsichtbaren Welt des Friedens in unsere irdische Welt ein.

Fortsetzung der Reihe Abraham:

Abraham Repräsentant Gottes, Montag, 1. November, 14 Uhr,

1.Mose 21,22 sagt Abimelech und Pichol zu Abraham: „Gott ist mit dir bei allem, was du unternimmst.“ Sie schließen mit Abraham einen Bund, weil sie Gott sehen, der hinter Abraham steht. Was ist das Geheimnis von Abraham? (Sein Vertrauen in Gott)

Alle Beiträge über Abraham können als PDF-Dokument bestellt werden.

https://youtu.be/fz-M9CuOJ4k

Der Gott Abrahams, 27. Januar 2021, Erst wenn wir verstehen, wie Abraham Gott erlebt hat, können wir beurteilen, ob wir an den Gott von Abraham glauben oder ob wir einem eigenen Gottesbild folgen.

Abraham – erwählt zum Segen, 1. Februar 2021, Segen ist nicht Wohlstand, sondern die Gegenwart Gottes.

Abraham – mit Gott im Bund, 4. März 2021, Ein spannender Einblick, wie Gott die Dinge sieht.

Abraham – Glauben, ohne zu sehen, 29. März 2021, Glaube ist ein inneres Wissen um Dinge, die man nicht sieht, welche sich im Leben bestätigen.

Abraham – Segen durch Aufgabe, 7. Juni 2021, Kaum erwählt und reich gesegnet – schon Probleme. Das Miteinander geht auseinander.

Abraham – Leben mit Schwächen, 5. Juli 2021, Versuchung ist, selbst in die Hand zu nehmen, was Gott uns geben möchte.

Abraham – Leben durch ein Opfer, 7. September 2021, Der Opfergang von Abraham und Isaak in 1.Mose 22,1-19 ist eine der schwierigsten Stellen in der jüdischen Bibel. Der Text wirft viele Fragen auf …

Abraham und Melchisedek, Montag, 4. Oktober 2021, Melchisedek begegnet Abraham inmitten vom Drama um Sodom und Gomorra. Zwei schwierig nachvollziehbare Geschichten haben ihre Logik in der Kombination. 

Abraham – Repräsentant Gottes, Montag, 1. November 2021, Abraham wird respektiert, weil Gott hinter ihm steht.

Abraham – Versöhnung am Grab, Montag, 6. Dezember 2021, Ismael und Isaak geben immer wieder Anlass für wilde Spekulationen und Theorien. Doch ein genaues Hinhören in die biblischen Texte lohnt sich.

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