Ziel Bürgerkrieg zwischen Muslimen und Nichtmuslimen

Mit einem Küchenmesser gestikuliert Riaz A. wild vor der Kamera. Er werde eine Märtyreroperation durchführen. „Ich bin ein Soldat des Kalifats“, sagt der 17-jährige in dem kurzen Videoclip. „IS wird euch überall angreifen. In euren Dörfern, Städten und Flughäfen.“ Am Montagabend stieg Riaz A. dann in eine Regionalbahn in der bayerischen Provinz und attackierte mehrere Fahrgäste mit einer Axt und einem Messer.

Am Tag darauf veröffentlichten jubelnde Dschihadisten über soziale Netzwerke das Bekennervideo von Riaz A. Schon kurz nach der Tat hatte der IS den Axtangriff für sich verbucht. In einem knappen Schreiben, das im Internet auftauchte, heißt es, der Angreifer sei „ein Kämpfer des Islamischen Staates“ gewesen. Seine Tat sei eine Reaktion auf die Beteiligung Deutschlands am Krieg gegen den IS.

Statt komplexer Anschlagsplanung setzt der IS nun scheinbar verstärkt auf seine suizidale Fangemeinde im Westen. Ziele, Orte oder Zeitpunkte spielen dabei keine Rolle. Das schlichte Angebot lautet: Werde durch deine Tat einer von uns.

Doch was bezweckt der IS mit dieser Amokstrategie?

Die Attacken sollen einen Konflikt, bis hin zum Bürgerkrieg, zwischen Muslimen und Nichtmuslimen im Westen entfachen. Die Botschaft des IS an seine Feinde lautet: Es gibt keine Sicherheit mehr für euch. Jeder kann einer von uns sein. Die friedliebende und friedlich lebende Mehrheit der Muslime in Europa wird vom IS geradezu instrumentalisiert und will sie ins Chaos zu stürzen. Die vermeintlichen theologischen Rechtsgutachten liefern den Dschihadisten dazu die Lizenz zum Töten frei Haus.

Es geht um eine Einteilung der Gesellschaft in Freund und Feind. Durch aufflammenden Ausländerhass im Zuge der Flüchtlingskrise erhofft sich der IS eine brutale Eskalation zwischen muslimischen und nichtmuslimischen Europäern. Die islamistischen Hardliner setzen auf Gewalt und Gegengewalt.

Der Chef des französischen Inlandsgeheimdienstes, Patrick Calvar, sagte vor Kurzem: „Wir befinden uns an der Grenze zum Bürgerkrieg“. „Ein oder zwei weitere Anschläge, und es wird passieren. Es liegt an uns, dem zuvorzukommen und diese Gruppen daran zu hindern.“

Im IS-Propagandamagazin „Dabiq“ haben die Dschihadisten im Januar 2015 dieses Konzept bereits erläutert. Es gebe nur „zwei Lager in der Welt, für die sich die Menschheit entscheiden kann“, schreiben die IS-Terroristen. Das „Lager des Islams“ auf der einen Seite, und das „Lager des Unglaubens, die Kreuzzügler-Koalition“ auf der anderen Seite. Keine Differenzierung mehr, keine Kompromisse – nur noch Schwarz-Weiß.

Die Zeiten von „Neutralität“ und „Unabhängigkeit“ seien vorbei, schreiben die IS-Ideologen. Muslime müssten sich nun entscheiden: Freund oder Feind, Glaube oder Unglaube, Gut oder Böse. Wer im Westen, im „Land des Unglaubens“, lebe und nicht bereit sei, in den Krieg zu ziehen, wer sich dort integriere oder auch nur Demokratie und andere Rechtssysteme als das des IS akzeptiere, gehöre nun endgültig zu den Feinden. „Die Wiederkehr des Kalifats gab jedem einzelnen Muslim eine konkrete und greifbare Existenz, um sein natürliches Bedürfnis zu befriedigen, zu etwas Größerem zu gehören“, heißt es in dem IS-Essay.

Es werden Aussagen des Propheten Mohammed und Koranverse herangezogen. Sie sollen verdeutlichen, weshalb eine Ausgrenzung positiv und durchaus gottgewollt ist. „Der Islam begann fremd und wird wieder fremd werden, wie er begann“, soll der Prophet Mohammed gesagt haben.  mehr Informationen

2005 ist das Buch „Zarqawi – Al-Qaeda’s Second Generation“ vom jordanische Journalist Fuad Hussein über al-Sarkawi erschienen. Darin beschreibt er auf den Seiten 202 bis 213 die Strategie, welche heute von der IS und anderen islamischen Organisationen umgesetzt werden.

Phase 6: 2016 will man in einen totalen Krieg eintreten. Nach der Ausrufung des Kalifats werde die „islamistische Armee“ die „Schlacht zwischen Glauben und Unglauben“ beginnen.

Phase 7: Die Vision vom „endgültiger Sieg“ ab 2020. Al-Sarkawi und Co. setzten nicht nur auf ihre Strategie, sondern auch auf die demografische Macht. 1,5 Milliarden Muslime auf dem Dschihad würden schlicht die Unterwerfung der Nichtmuslime zur Folge haben. Der Endkampf werde nicht länger als zwei Jahre benötigen.

Die beabsichtigte Strategie scheint zu sein, durch Konflikte Muslime in eine Ecke zu drängen, damit sie in ihrer Not einen Aufstand gegen die Ungläubigen machen und sich so die Scharia weltweit durchsetzen kann. Siehe Artikel Sieben Phasen des Dschihad`s – Strategie des Terrors   19. Nov. 2014

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