Christen denken an diesem Tag (29. April 2024) an den Kreuzestod von Jesus. Er starb freiwillig (Johannes 10,18) als „Gottesknecht“ (Jesaja 53) und versöhnte Gott und die Menschen (Kolosser 1,20). Durch Tod und Auferstehung von Jesus wird allen Menschen, die das wollen, Vergebung der Sünden, Errettung aus dem Tod und ewiges Leben zuteil (Johannes 1,12). Der Karfreitag (althochdeutsch kara ‚Klage‘, ‚Kummer‘, ‚Trauer‘) ist der Freitag vor Ostern.
Im jüdischen Talmud heißt es: «Die Sühne erfolgt nur durch das Blut» und in 3. Mose 17,11: «Das Blut ist die Versöhnung, weil das Leben in ihm ist.» Das Blut musste auf den Sühnedeckel der Bundeslade gesprengt werden (3. Mose 16,15) und auf den Altar (Vers 18).
Nach der Bibel ist ein Opfer nötig, damit der Mensch, der Gott und seinen Anweisungen nicht vertraute, Gemeinschaft mit Gott haben kann.
Jesus ist das Lamm Gottes (Johannes 1,29), das uns vor dem Gericht Gottes errettet (Passah – vorüberziehen lässt) und uns von der Sklaverei der Sünde befreit. Mit dem Tod von Jesus wurde das Passahfest erfüllt (Jesaja 53; Johannes 1,29.35.36).
Wenn man die Konsequenzen eines Lebens ohne Gott anerkennt, indem man den stellvertretenden Tod von Jesus am Kreuz für sich in Anspruch nimmt, wendet man sich Gott zu und wird als sein Kind angenommen (Johannes 1,12; 3,16).
So wurde die Opferung eines Tieres zur Sühnung zwischen Gott und Mensch im christlichen Glauben hinfällig. Der Mensch lebt nun mit Gott, nicht um von ihm angenommen zu werden, sondern weil er durch Jesus angenommen ist und aus Dankbarkeit mit ihm sein Leben gestalten will. (Vergleiche Artikel: Mega geliebt).
In Deutschland und den meisten Kantonen der Schweiz ist Karfreitag ein gesetzlicher Feiertag; Ausnahmen bilden die zwei katholischen Kantone Wallis und Tessin.
Da es sich um einen „stillen Tag“ bzw. „stillen Feiertag“ handelt, gelten für den Karfreitag besondere Einschränkungen wie das Tanzverbot. Es verbietet verschiedene öffentliche Veranstaltungen, etwa sportliche Veranstaltungen, solche in Räumen mit Schankbetrieb und alle sonstigen öffentlichen Veranstaltungen zur Unterhaltung, „außer wenn sie der geistig-seelischen Erhebung oder einem höheren Interesse der Kunst, Wissenschaft oder Volksbildung dienen und auf den ernsten Charakter des Tages Rücksicht nehmen.“ Auch Theater und Opern müssen in ihrem Spielplan den Karfreitag berücksichtigen.
In Österreich, Italien und Luxemburg ist der Karfreitag kein gesetzlicher Feiertag für die Allgemeinheit.
Diverse Bräuche werden am Karfreitag gepflegt: Christen essen Fisch statt Fleisch und manche begehen den „Kreuzweg“.
Die Bezeichnung „guter Freitag“ geht zurück auf Luther.
Der Karfreitag ist vollkommen unbrauchbar, um die Konsumwirtschaft anzukurbeln und ist für viele ein unfassbarer Feiertag. Vielleicht ist dieser Bedeutungsverlust des Karfreitags eine logische Folge der schrumpfenden Bedeutung des Christentums. Der Karfreitag hingegen ist tatsächlich eine christliche Spezialität: Eine grausame Hinrichtung als Dreh- und Angelpunkt der Erlösung der Menschen von dem Bösen. Diese Idee ist alles andere als selbsterklärend. Schon zu Paulus‘ Zeiten war das Kreuz, wie er an die Gemeinde in Korinth schrieb, „den Juden ein Ärgernis, den Heiden eine Torheit“ (1. Korinther 1,23).
Auch die Frage, wer Jesus ans Kreuz gebracht hatte, führte zu schrecklichen Prognomen. Juden durften zur Zeit von Jesus keine Todesurteile mehr fällen. Sie stachelten darum die Römer zur Verurteilung an, denn eine Kreuzigung als Hinrichtungsmethode war ganz klar die Spezialität der Römer. Keines wäre ohne den anderen geschehen. Von der Bibel her gesehen ist das auch irrelevant, denn in Jesaja 53,5 heißt es: „Aber er ist um unserer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.“ Also müssen die Christen den Juden und Römern dankbar sein, dass sie nun durch die Kreuzigung Frieden mit Gott und Heilung erfahren.
I.N.R.I ist die Abkürzung des lateinischen Satzes “Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum”, was soviel wie “Jesus von Nazareth, König der Juden” bedeutet. Nach dem Johannes-Evangelium stand dies auf drei Sprachen auf einer Tafel, die oberhalb von Jesus auf seinem Kreuz befestigt wurde. Der Grund: Der Rechtsgrund der Verurteilung bzw. die öffentliche Bekanntgabe der Schuld war damals ein römischer Brauch. In den anderen Evangelien lautet die Tafelinschrift nur “König der Juden”.
Vergleiche auch Artikel: Der Tod von Jesus aus jüdischer Sicht
Marc Chagall malte das erstaunliche Bild: „Die Weiße Kreuzigung“
Watch The Lamb mit deutscher Übersetzung
Siehe auch: Inspiration durch Karfreitag und Ostern