Gott ist selten Thema in wissenschaftlichen Fachartikeln. Chinesische Forscher aber sehen ihre Studie nun als Beweis, dass ein Schöpfer die menschliche Hand erschaffen hat. Das renommierte Magazin „PLOS One“ muss den Artikel zurückziehen.
In einem Aufsatz für das renommierte Wissenschaftsmagazin „PLOS One“ berichten chinesische Forscher über die besondere Biomechanik der Hand im Alltag und stellen darin einen überraschenden Bezug her: Die Hand sei das „Design des Schöpfers“, um damit eine Vielzahl täglicher Aufgaben bequem erledigen zu können, heißt es bereits im Abstract, der Zusammenfassung des Aufsatzes.
Im 16-seitigen Text taucht der Begriff „creator“ noch zwei weitere Male auf. Gleich zu Beginn, als das Rätsel der Handkoordination mit der Erfindung des Schöpfers in Zusammenhang gebracht wird. Und ganz am Ende in der Diskussion. Die Arbeit könne bestätigen, dass „der mechanische Aufbau das eigene Design des Schöpfers ist“.
Immerhin erwähnen Ming-Jin Liu von der Huazhong University of Science and Technology in Wuhan (Provinz Hubei) und seine Kollegen noch, dass auch die Millionen Jahre dauernde Evolution eine Rolle gespielt haben könnte.
Der Artikel war bereits am 5. Januar 2016 erschienen, die Verweise auf göttliches Design waren jedoch zunächst offenbar niemandem aufgefallen. Der Verweis auf göttliches Design wurde zunächst in einem Forum auf „PLOS One“ diskutiert. Dabei rechtfertigte ein User mit dem Namen Mingjin, offenbar der Mitautor Ming-Jin Liu, ausdrücklich die Nennung von „creator“. „Es gibt keine künstliche Hand, die den faszinierenden Fähigkeiten der menschlichen Hand nahekommt„, schreibt er. Die Hand sei so wunderbar, dass man denke, sie sei das Meisterwerk eines Schöpfers. Im Übrigen tauche das Wort „creator“ ansonsten nicht in der Studie auf.
Im Forum und auch via Twitter empörten sich daraufhin immer mehr Wissenschaftler: „Nehmt diese Narren von eurer Seite! Ihr verliert von jede Minute an Glaubwürdigkeit“, schreibt ein Forumsteilnehmer. „Ich schlage vor, das zu löschen“, ergänzt ein anderer. „Liest eigentlich irgendjemand die Texte bei PLOS One?“, fragt der Wissenschaftsjournalist Ed Yong.
Fünffingrigkeit gilt als gemeinsames Merkmal aller höheren Wirbeltiere mit vier Gliedmaßen. Die Fünffingrigkeit ist in den sogenannten HOX-Genen angelegt. Sie ist dabei an die Ausprägung der Fortpflanzungsorgane gekoppelt, beide liegen auf demselben Gen, was die Fünffingrigkeit in der Entwicklungsgeschichte besonders stabil machte: Jede Abweichung ist mit dem Risiko der Unfruchtbarkeit verbunden – verändert man das eine, verändert man auch das andere. Ob das ein Beweis oder eine Bestätigung ist, dass die Hand erschaffen wurde?
Das Magazin hat inzwischen reagiert. In Anbetracht der geäußerten Bedenken ziehe man den Artikel zurück, schreiben die Herausgeber in einer Stellungnahme. Zuvor hatten sie sich bereits dafür entschuldigt, dass der Artikel nicht ausreichend geprüft worden war. Der kritisierte Artikel über die Anatomie der menschlichen Hand ist jedoch nach wie vor online abrufbar – inklusive der Hinweise auf den Schöpfer (Stand 7. März 2016).
Anscheinend ist die Vorbedingung für Wissenschaftlichkeit die Leugnung Gottes.