Die tragische Verschleppung einer Schweizer Missionarin in Mali zog einen Pressewirbel nach sich. Die Vorwürfe, evangelikale Christen würden aus Geltungsbedürfnis die Gefahr suchen und damit Entführungen provozieren, haben mit der Realität allerdings wenig zu tun.
Wie gehen evangelikale Missionen mit den Risiken in gefährdeten Regionen um? Niklaus Meier, Geschäftsleiter der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM), gibt zunächst zu bedenken, dass die Mitarbeiter grundsätzlich auf Einladung vor Ort sind. «Das Gastland muss der Person ja ein Visum ausstellen.» Niemand halte sich verbotenerweise in den Gastländern auf.
Markus Flückiger, Leiter von OM Schweiz,kann nicht bestätigen, dass es besonders «trendy» sei, sich auf Missionseinsätzen in Gefahr zu begeben.
Gemäß Jörn Andre, Gründer der Mission «Neues Leben Ghana», arbeitete die entführte Baslerin Beatrice S. zuerst für sein Werk und später selbstständig. Vor zehn Jahren zog sie in die Oasenstadt Timbuktu, die in der südlichen Sahara liegt. Im «Blick» berichtete Andre, dass sich Beatrice besonders für Kinder und Frauen eingesetzt habe: «Sie sammelte die bettelnden Kinder ein, gab ihnen zu essen. Spielte und sang mit ihnen, erzählte Geschichten aus der Bibel. Hier würde man es Kinderstunde nennen.» Auch habe sie sich für Frauen eingesetzt, ihnen das Nähen beigebracht und sich ihrer Probleme angenommen. «Die Frauen dort dürfen keinen Piep sagen, nur verschleiert rumlaufen. Beatrice versuchte, ihnen Selbstwert zu geben.»
Während den Tagen, in denen Beatrice noch entführt war, zitierte «20 Minuten» den Bündner Expeditionsleiter und Fotograf Andrea Vogel, der in der gleichen Stadt gelebt hatte und Beatrice kennt: «Sie war eine sehr zurückhaltende, bescheidene Frau, die aus tiefer Überzeugung handelte und mit einfachen Mitteln etwas zu bewirken versuchte.» Sie habe allein am Stadtrand gelebt und Kindern aus der Nachbarschaft jeweils Geschichten vorgelesen. Sie sei nie als aufdringliche Missionarin aufgetreten.