Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster (Würzburg), fordert von den Organisatoren des 500-jährigen Reformationsjubiläums 2017, den „sogenannten“ messianischen Juden keine Plattform zu bieten. Dabei handelt es sich um Juden, die wie Christen an Jesus Christus als den verheißenen Messias glauben. Er erwarte ferner, dass sich die EKD und die Landeskirchen von evangelikalen Christen abgrenzen. Sie sollten sich „deutlich so positionieren, dass sie ihren christlichen Missionsauftrag nicht gegenüber den Juden sehen“, sagte er dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Der Theologische Leiter und Geschäftsführer des Evangeliumsdienstes für Israel (EDI), Armin Bachor (Ostfildern bei Stuttgart), rief zum Dialog auf: „Bevor wir irgendwelche Entscheidungen über die Teilnehmer an einem rein ,innerprotestantischen‘ Jubiläum treffen, wäre es ratsam, die Betroffenen würden sich an einen Tisch setzen und miteinander reden.“
Der Leiter der messianischen Gemeinde Schma Israel (Höre, Israel), Anatoli Uschomirski (Stuttgart) meinte gegenüber idea, dass im jüdisch-christlichen Dialog kaum über den „jüdischen Jesus“ gesprochen werde. Hier könnten messianische Juden helfen. Uschomirski bedauert, dass es auf beiden Seiten noch „mittelalterliche Klischees“ gebe. mehr Informationen
Dr. Martin Kloke schrieb schon früher zu diesem Thema:
Die Gefahren sollten nicht überstrapaziert werden. In einer pluralistischen Gesellschaft ist die Religionsfreiheit ein hohes Gut. Jüdische wie nichtjüdische Menschen haben das Recht, ihre jeweiligen Gemeinschaften zu verlassen und ggf. eine andere zu wählen. Das Recht auf freie Konversion für jedermann (und jede Frau) ist ein Menschenrecht.
Im Übrigen bin ich fest davon überzeugt, dass sich die jüdische Seite in diesem pluralistischen Prozess auch mittelfristig behaupten kann. Vielleicht vermag der empirische Befund bestimmte, historisch bedingte und nachvollziehbare Ängste ein wenig entkräften: Ich kenne zwar keine Statistik darüber, wie viele christliche Deutsche seit 1945 zum Judentum übergetreten sind; aber ihre Zahl ist deutlich höher als die Zahl der Juden, die seither zum christlichen Glauben konvertiert sind. So weit mir bekannt, sind in den Konversionskursen des israelischen Oberrabbinats die Deutschen, gleich nach den Amerikanern, die zweitgrößte Gruppe. mehr Informationen
Es ist interessant, dass der jüdische Zentralrat bestimmen will, was die Reformierten machen sollen. Es scheint auch unbegreiflich, dass diese kleine Gruppe messianischer Juden für das Judentum so bedrohlich wirkt, wo doch Jesus auch im Judentum in den letzten Jahren immer mehr als jüdischer Rabbi verstanden wird, der den Nichtjuden zu einem Zugang zum jüdischen Gott verhalf.