Papst Franziskus bittet die Waldernser: „Im Namen Christi, vergebt uns!“ Papst Franziskus hat die älteste evangelische Kirche um Vergebung für die historische Verfolgung durch die römisch-katholische Kirche gebeten. Bei einem Besuch der waldensischen Kirche „Tempio“ (Tempel) in Turin am 22. Juni 2015 sagte er: „Ich bitte euch von Seiten der katholischen Kirche um Vergebung für all jene unchristlichen, ja unmenschlichen Handlungen und Einstellungen, die wir in der Geschichte, vermeintlich im Namen Christi, gegen euch gerichtet haben. Im Namen Christi, vergebt uns!“
Es war der erste Besuch eines Papstes in einer Waldenser-Gemeinde. Diese älteste evangelische Kirche hat weltweit etwa 100.000 Mitglieder. Gründer war der französische Kaufmann Petrus Waldes (1140-1206), der unter anderem wegen seiner Ablehnung von Ablass, Fegefeuer und Fürbitten für Verstorbene von der katholischen Kirche als Ketzer bezeichnet wurde. Die Gemeinschaft breitete sich nach massiven Verfolgungen in Frankreich und Italien in Mitteleuropa aus und schloss sich nach der Reformation vielfach evangelischen Kirchen an.
Papst Franziskus bedankte sich bei den Waldenser-Pastoren Eugenio Bernardini und Paolo Ribet für die Einladung. Bernardini hatte laut Radio Vatikan den Papst auch um Gemeinschaft im Abendmahl gebeten. Dazu ist es laut Franziskus zu früh, aber es sei der Wunsch aller Christen, auch zur Einheit in der Eucharistie zu gelangen. Zum Abschluss der Begegnung beteten Waldenser und Katholiken gemeinsam das Vaterunser. Mit dem Besuch setzte der Papst ein weiteres Zeichen der Versöhnung mit Protestanten.