Leseprobe Kapitel 18 vom Buch: Zu Fuß als Ehepaar nach Jerusalem
In Italien stoßen wir auf ein interessantes Phänomen, das sich auf der ganzen Reise weiterzieht: „Bei uns ist es recht sicher, aber das nächste Land wird schwierig für euch.“ Wir spüren in jedem Land die Angst vor dem Unbekannten hinter der Grenze. In der Türkei kommt sogar noch die Angst innerhalb des eigenen Landes hinzu.
Vorerst sind wir gespannt, was uns in Slowenien erwarten wird. Kein anderer Grenzübertritt ist so einfach und schön wie dieser hier im Wald. Lediglich ein Schild am Wegrand lässt uns wissen, dass wir uns nun im nächsten Land befinden. Kein Zoll, keine Kontrolle, rein gar nichts. Ohne es geplant zu haben, kommen wir über die grüne Grenze nach Slowenien. Im ersten Dorf treffen wir zu unserer Überraschung auf einen großen Lebensmittelladen. „Sieh dir nur all die feinen Sachen an! Und dazu noch so günstig! Wenn das die Leute in Italien wüssten!“ Wir kaufen gleich Proviant für zwei Tage.
Als wir später am Straßenrand mit einem Ehepaar ins Gespräch kommen, laden sie Hanspeter mitten in der Unterhaltung zu einem Glas Schnaps ein. Und das am helllichten Tag! Andere Länder, andere Sitten. Hanspeter lehnt dankend ab und trinkt stattdessen Saft. Auch auf die vielerorts am Spieß gegrillten und am Straßenrand feilgebotenen Spanferkel verzichten wir gerne.
Dafür können wir uns an der lieblichen Landschaft beinahe nicht sattsehen. Während einer Pause auf einer sonnigen Wiese erinnern wir uns an die Worte von Petrus auf dem Berg der Verklärung: „Hier gefällt es uns! Wir wollen gleich drei Hütten bauen.“ In vollen Zügen genießen wir die wohlige Wärme und die herrliche Aussicht. Dann aber entschließen wir uns, den schönen Ort zu verlassen, um weiter nach Jerusalem zu wandern. Nur wenn wir uns immer wieder aufraffen und uns auch widrigen Umständen stellen, werden wir Neues entdecken und das Ziel erreichen.
„Bei uns können Sie nicht übernachten. Wir haben in allen Zimmern nur heißes Wasser“, werden wir im ersten Gästehaus empfangen. Schon wieder ein „Nein“ in Kroatien. „Kein Problem. Wir können das Wasser ja abkühlen lassen.“ „Das geht nicht. In der Dusche kommt auch nur heißes Wasser. Wir müssen das zuerst reparieren. Ich rufe einen Kollegen an. Sie können bei ihm schlafen.“
Bereits an der Grenze zu Kroatien waren wir mit einem „Nein!“ konfrontiert worden. Nichtsahnend hatte Annemarie dort ein Foto gemacht. „Geben Sie mir sofort den Fotoapparat“, fuhr uns darauf der Zollbeamte barsch an, nahm die Kamera und hantierte daran herum. „Dafür können Sie fünf Jahre Gefängnis kriegen.“ Wir waren sehr überrascht, da wir von einem solchen Fotoverbot nichts gesehen, gelesen oder gehört hatten. Hanspeter war dem Beamten behilflich, das Foto wieder zu löschen.
Wie uns später von einem Polizisten in Rijeka bestätigt wird, steht auf das Fotografieren im Grenzbereich tatsächlich dieses Strafmaß. Dankbar, dass wir die Kamera zurückbekamen und von einer Gefängnisstrafe abgesehen wurde, setzen wir unsere Reise Richtung Süden fort. Wir müssen an die vielen Christen denken, die nur wegen ihres Glaubens im Gefängnis sitzen. Oder an Joseph, dessen Geschichte wir im Moment in der Bibel lesen. Er wurde in Ägypten ins Gefängnis geworfen, weil er sich weigerte, mit der Frau des Potifar, eines hohen, königlichen Beamten, die Ehe zu brechen. Gottes Wege führen uns manchmal durch dunkle Täler, aber er steht uns bei und gibt uns Kraft und Trost auf solchen Wegstrecken. Und immer wieder zeigt er uns, wie er sich um die kleinsten Details kümmert.
So auch um unsere Stöcke, die wir bereits seit mehreren Jahren benutzen. In vielen Sonnen- und Regenstunden haben sie treu ihre Dienste geleistet. Kurz vor Novi Vindolski beginnt der Korken bei einem Handgriff zu rutschen. „Das kommt bestimmt davon, dass wir sie am Anfang der Reise nachts vor dem Zelt ins nasse Gras gelegt haben. Wir müssen uns einen geeigneten Klebstoff besorgen.“ Im nächsten Dorf gibt es ein kleines Lebensmittelgeschäft. Wir füllen unseren Proviant auf und setzen uns gleich vor dem Laden zu einer Essenspause hin. Als wir wieder aufstehen, sieht Annemarie einige Münzen verstreut auf dem Boden liegen. Wir heben die „Kunas“ auf und marschieren los. Ein paar hundert Meter weiter taucht vor uns ein kleines Anglergeschäft auf. Der Verkäufer kennt sich aus und hält uns im Nu einen Spezialleim hin. „Wow, jetzt hat Gott sogar das nötige Kleingeld in der richtigen Währung mitgeliefert. Und wieder dieses geniale Timing!“ Annemarie freut sich riesig über Gottes liebevolle Führung.
Auszug aus dem Buch: “Zu Fuß als Ehepaar nach Jerusalem”
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