Wurde Gott Mensch?

Gibt es Hinweise im Tenach (Altes Testament, jüdische Bibel), dass Gott Mensch werden wollte?

Gott kommt als Mensch
In 1. Mose 18 erschien Gott dem Abraham (JHWH, Verse 1.13.14.17.18). Es wird beschrieben, dass Abraham drei Männern begegnete (V.2.16). Später gingen zwei Männer weg nach Sodom (V.22), einer blieb zurück. Es heißt dann: „Abraham blieb stehen vor dem HERRN (JHWH)“ (V.22b). Folglich muss der verbliebene Mann Gott (JHWH) gewesen sein. Offensichtlich ist Gott hier Abraham als Mensch erschienen. Gott erscheint Abraham nicht nur in menschlicher Gestalt er ist ganz Mensch. Er isst Butter, Milch und Fleisch (1.Mose 18,8). Wenn das möglich war, warum sollte es Gott nicht möglich sein, Mensch zu werden? Gott sagt im Vers 14: „Ist denn beim HERRN etwas unmöglich?“

Gott zeugt einen Menschen
Nach Psalm 2,7 wird der Messias von Gott gezeugt. Hier lesen wir: „Kundtun will ich den Ratschluss des HERRN (JHWH). Er hat zu mir gesagt: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“ Die Rabbiner beziehen diesen Vers auf den Messias. Bei der Zeugung verschmelzen sich zwei zu einem. Das im Unterschied zu einer Schöpfung. Sollte der Messias also Mensch und Gott zugleich sein?

Göttliche Attribute
In Jesaja 9,5 steht: „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und man nennt seinen Namen: Wunderbarer Ratgeber, starker Gott, Vater der Ewigkeit, Fürst des Friedens.“ Dieses Kind wird den Thron Davids festigen bis in Ewigkeit. Diese Titel sind ausschließlich Gott vorbehalten, was auch das Judentum bestätigt. So lässt der Text keine andere Deutung zu, als dass ein Kind geboren wird, das mit Gott in Verbindung gebracht wird. Jesus sagte: „Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen“ (Johannes 14,9). Jesus repräsentiert den himmlischen Vater.

Das Wunder seiner Geburt
Nach Jesaja 7,14 wird eine Jungfrau schwanger werden und der Sohn wird als Immanuel (Gott mit uns) bezeichnet. Das strittige hebräische Wort „alma“ * kann als Jungfrau oder auch junge Frau übersetzt werden. Es wird jedoch nie in der Bibel für eine Frau verwendet, die nicht Jungfrau ist. Für die damaligen Gelehrten war scheinbar klar, dass es sich um eine Jungfrau handeln musste, um ein Zeichen Gottes zu sein. Deshalb übersetzten die Rabbiner in der griechischen Übersetzung der jüdischen Bibel (LXX) das Wort mit Jungfrau. Tatsächlich wurde die Jungfrau Maria schwanger. Dies widerspricht den Gesetzen der Natur und war somit ein Wunder. Die einzige Erklärung ist, dass die Zeugung nicht menschlich, sondern göttlich war.

Mit unserer menschlichen Logik ist dies nicht erklärbar. Die verschiedenen Stellen in der Bibel lassen aber nur den Schluss zu, dass der Messias gleichzeitig Mensch und Gott ist. Jesus sagte: „Ich und der Vater sind eins“ (Johannes 10,30).

Im Menschen Jesus wurde Gott für uns Menschen erlebbar.

Jesus war ganz Mensch, mit menschlichen Eigenschaften wie Hunger, Durst, Müdigkeit und Trauer. Gleichzeitig war er aber eins mit dem himmlischen Vater. Deshalb ist in seinem Reden und Handeln Gott, der Vater, erkennbar. Letztlich kann man dieses Wunder nicht menschlich erklären, sondern nur im Glauben annehmen, wie es auch Jesus in Johannes 14,11.20 gesagt hat: “ Glaubt mir, dass ich in dem Vater bin und der Vater in mir ist; wenn aber nicht, so glaubt um der Werke selbst willen!“

* Das Wort alma entfaltet sich in Jesaja 54,4. Christophe Rico und Peter J. Gentry schreiben in ihrem Buch „The Mother of the Infant King, Isaiah 7:14: alma and parthenos in the World of the Bible: a Linguistic Perspective“, Seite 106: 

„Die beiden Frauen werden die Schande, die sie bitter erlitten hatten, für immer vergessen und sie werden sich nicht mehr daran erinnern, dass sie ohne Hoffnung auf Nachkommenschaft waren. Der Grund für das absehbare Ausbleiben der Nachkommenschaft ist bei beiden Frauen unterschiedlich. Die erste war verheiratet, aber ihr Mann starb, bevor sie schwanger werden konnte (sie befindet sich in einem Zustand von Almanut „Witwenschaft“). Dieser Almanut-Zustand wird aufhören, sobald ein Goel auftaucht. Was die zweite betrifft, sie hatte noch nie einen Ehemann, da sie sich in einem Alumim-Zustand befindet. Dieser Zustand von ‚Alumim‘ wird aufhören, sobald ein Ba‘al sie zur Frau nimmt. Die Schlussfolgerung, zu der uns dieser strenge Parallelismus führt, ist, dass sich das Wort ‘alma nur auf ein Mädchen beziehen kann, das nie verheiratet war und nie Kinder hatte. Sobald ein Baal auf der Bildfläche erscheint, werden sowohl ihr Zölibat als auch die Abwesenheit von Nachkommen aufhören.“

Die Anrede in Jesaja 7,13 geht nicht an Ahas sondern an das «Haus David» (Plural). Die Aussage im hebräischen Text ist nicht «eine Jungfrau wird schwanger», sondern eine Jungfrau ist schwanger. Was im eigentlichen Sinn nicht geht.

Jesaja spricht in die lokale Situation und spricht von der Hoffnung im kommenden Messias. Manchmal nimmt Jesaja auch lokale Bilder, um die transzendentale Welt (Jesaja 14,12-14) oder zukünftige Ereignisse zu beschreiben (Jesaja 10,33-34). Die jüdische Auslegung nimmt viele Aussagen von Jesaja und interpretiert sie als messianisch (Jesaja 11) und nicht als lokale Ereignisse. Im Zusammenhang ist Assyrien ein Bild für Mächte, die gegen die göttliche Erwählung oder ausserhalb von Israel agieren wie in Esra 6,1.22. So wie auch Babylon oft als symbolischer Name gebraucht wird.

Text: Hanspeter Obrist (2014 / 2019 / 2021 / 2022 ergänzt)

Erstmals erschienen im TEC Heft 4/2014   PDF

Siehe auch Jesus, eine göttliche Inkarnation

6 Gedanken zu „Wurde Gott Mensch?“

  1. Ich bin mit einem Glaubensbruder absolut 1.und dennoch sind wir 2 eigenständige Persönlichkeiten. Warum versucht man immer mit Gewalt Yahoshua als Gott hinzu stellen. Yahoshua hat sicher göttliche Eigenschaften, aber wie schon gesagt hab göttliche was ihn aber noch lange nicht zu G’tt macht. Yahoshua ist definitiv der Sohn des allmächtigen G’ttes Jahwe Elohim

    1. Weil es die Bibel sagt. Siehe die angegebenen Stellen.

      Jeder der Jesus Christus, im Fleisch gekommen, bekennt … 1.Johannes 4,2

      Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns, und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Johannes 1,14

    2. Gluten Tag Klaus.
      Eine sehr interessante Sache zu lernen ist, dass der Herr Jesus denselben Titel trägt wie der himmlische Vater. Der himmlische Vater ist der Herr der Herren und so auch der Herr Jesus.

  2. Lieber Klaus,
    Jesus muss Gott sein, denn wenn er nicht Gott wäre, wäre er nicht ohne Sünde, und wenn er nicht ohne Sünde wäre, könnte er unsere Sünden nicht versöhnen. Er muss göttlich sein, sonst wären alle immer noch dem Satan versklavt. Nur der sündlose Retter konnte Satan, Sünde und Tod besiegen. Wahre Gläubige an Christus Jesus können in dem neuen Leben, das er ihnen gibt, erfahren, dass sie mehr als Eroberer sind. Mit Gottes Hilfe können sie Tag für Tag weniger egoistisch leben.

  3. Die Jünger beteten Jesus an, bevor er zum Kreuz ging. Ein Beispiel dafür ist, als er zu ihnen kam und auf dem Wasser ging! Jesus nahm ihre Anbetung an, weil er sowohl der Sohn Gottes als auch Gott war. Er ist wirklich Emmanuel, Gott mit uns.

    Auch nach der Auferstehung Jesu wurde Thomas, der Jünger, von Gott gesegnet, um die Gottheit Jesu zu verstehen, und erklärte ihn zu „meinem Herrn und meinem Gott“ (Johannes 20,28). Wenn Jesus nicht Herr und Gott wäre, hätte er Thomas korrigiert, aber er tat es nicht, weil Thomas die Wahrheit sprach.

  4. Ja. Nur Gott ist Gott. Die Titel von Jesus zeigen, dass er ewig ist. Nur Gott ist ewig, daher weist die grundlegende Logik darauf hin, dass Jesus ewig ist. Johannes Kapitel 1 lehrt sehr deutlich, dass das Wort Gott ist. Jesus ist das Wort. Diese Lehre findet sich auch im Buch der Offenbarung. Der auferstandene Herr Jesus ist das Wort.

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