Das twitterte der saudische Intellektuelle Ibrahim Al-Shaalan. „Wenn unsere Curricula gut sind, dann handelt der IS richtig. Wenn das aber alles falsch ist, wer trägt dann die Verantwortung?“
Der Siegeszug des „Islamischen Staates (IS)“ schockiert den Orient. Die Zahl der Kämpfer des IS ist inzwischen auf zirka 30’000 in Syrien und 20’000 im Irak angewachsen. Allein im Juli sollen sich mehr als 6000 neue Kämpfer, darunter 1000 aus dem Ausland, den Extremisten angeschlossen haben.
An der Spitze des IS stünden Iraker mittleren Alters, die die zentralen Ressorts Finanzen, Waffen, lokale Regierung, Militäroperationen und Anwerbung neuer Kämpfer leiteten. Viele davon habe al-Baghdadi vor rund zehn Jahren im amerikanischen Militärgefängnis Bucca kennengelernt. Ein Drittel der 25 Führungskräfte habe unter Saddam Hussein als Offiziere gedient.
Diese IS-Kommandeure haben die irakische Militärakademie besucht, verfügten zugleich über traditionelle militärische Fähigkeiten als auch über Erfahrung im Terrorkampf, die sie im Kampf gegen die Amerikaner erworben haben. Dazu kommen gute Ortskenntnis und gute Kontakte. Sie sind erst nach 2003 religiös geworden. Einst hochrangige Militärs wie Fadel al-Hajali, Adnan al-Sweidawi oder Abu Ali al-Anbari, die mit dem Sturz Saddam Husseins alles verloren haben, stehen nun auf der Gehaltsliste von IS und feiern ihr Comeback.
Die Bereiche Religion, Anwerbung und Pressearbeit überlässt al-Baghdadi dagegen den Ausländern. mehr Informationen
Saddam Husseins älteste Tochter Raghad ist berüchtigt für ihr Luxusleben im jordanischen Exil. Mit ihrem Millionenvermögen sponsert Raghad Hussein offenbar die Terrormiliz „Islamischer Staat“. Sie scheint plötzlich den Glauben für sich entdeckt zu haben. Normalerweise äußert sich Raghad Hussein nur selten politisch. Es ist die Bedingung dafür, dass die jordanische Königsfamilie weiterhin ihre schützende Hand über sie hält. Nun finanziere die Hussein-Tochter die Radikalen.
Raghad Hussein hat die Zeichen der Zeit erkannt. Sie ist ein Machtmensch genauso wie ihr Vater. Als ältestem Kind stünde ihr sein politisches Erbe zu. Statt Saddam mit Whiskey sieht man den Diktator auf einmal mit dem Koran oder in den schlichten Gewändern eines Pilgers nach Mekka, dazu die Überschrift: „Märtyrer der Islamischen Glaubensgemeinschaft“. Nun wird IS vereint zum Sammelbecken für junge Radikale – und Veteranen aus der Hussein-Ära. mehr Informationen
Publizist Jamal Khashoggi sagt: „Alle, die von einer ausländischen Verschwörung faseln, verdrängen die Wahrheit und schließen die Augen vor unseren eigenen Fehlern.“
Mohammed Habash, syrischer Islamgelehrter und ehemaliges Mitglied des Parlaments in Damaskus, meint: „Das Reden vom Kalifat war immer eine Ausflucht, um unser Versagen, unsere Niederlagen und Verluste zu rechtfertigen und unsere Unfähigkeit, mit der übrigen Welt mitzuhalten.“
Der pakistanische Publizist und Blogger Asif Zaidi schreibt: „Das Schweigen oder die Duldung der sogenannten Gemäßigten verstärkt den Eindruck, dass die Muslime eine Gruppe sind, die ihre extremen Ränder nicht kontrollieren wollen oder können.“
Der bekannte schiitische Publizist und langjährige Bürgermeister von Qatif, Jafar Alshayeb, geht noch weiter: Er bescheinigt seiner Gesellschaft praktisch auf allen Ebenen Sympathie für den IS, ein Befund, der offenbar auch die saudische Führung beunruhigt. „Ich bin erstaunt über das Ausmaß an Zustimmung, das der Isis in lokalen Zirkeln genießt, besonders unter jungen Leuten, teilweise auch unter Intellektuellen und Gelehrten„, heißt es in seinem Editorial für die Zeitung Al-Sharq mit dem Titel Isis unter uns. In Saudi-Arabien gebe es „viele Bürger, die die gleiche Orientierung und die gleichen Ideen haben wie diese Leute, und die Terrorakte gegen politische Regime und soziale Gruppen gutheißen„.
Eine erste, natürlich nicht repräsentative Umfrage in sozialen Medien ergab tatsächlich, dass eine erhebliche Zahl von Bürgern der Ansicht ist, der Isis liege auf einer Linie mit den Werten des Islam und der Scharia.
Angesichts dessen sieht der kuwaitische Kolumnist Ahmad Al-Sarraf für sich nur noch die Flucht in bitteren Sarkasmus: Er fordere die Christen auf, die Region sofort zu verlassen, damit sich die Muslime endlich gegenseitig abschlachten könnten, schrieb er in der Zeitung Al-Qabas. „Haut ab, wir hassen euch, wir wollen euch nicht mehr unter uns. Wir haben das alles satt – Fortschritt, Zivilisation, Offenheit, Toleranz, Liebe, Brüderlichkeit, friedliches Zusammenleben und Nachsicht. Haut endlich ab.“
Der geistige Mentor der Muslimbruderschaft in Qatar, Scheich Yusuf Al-Qaradawi, erklärte das „Islamische Kalifat“ als nicht mit der Scharia vereinbar, ohne näher zu erläutern, was er damit meint.
Der Obermufti von Ägypten, Shawki Allam, warf den Radikalen vor, sie verletzten alle Prinzipien und Vorschriften des Islam. mehr Informationen
Erst vor wenigen Tagen drohte die Terrororganisation Islamischer Staat (IS) Israel offen. Sie werde „jeden Abtrünnigen niederschlagen, der als Hindernis auf dem Pfad in Richtung Palästina steht“, hieß es nach Medienberichten in einer Mitteilung des IS. Es sei nur „eine Frage von Zeit und Geduld“, bis der IS „Palästina erreicht, um die barbarischen Juden zu bekämpfen“. Und die „Befreiung“ Jerusalems haben sich die Islamisten auch auf die Fahnen geschrieben.
Doch viele Muslime wundern sich, wie viele Muslime trotz allem der ISIS anhängen.
Der evangelikale Islam-Experten Pfarrer Eberhard Troeger (Wiehl bei Gummersbach) schreibt er in einem Kommentar für die Evangelische Nachrichtenagentur idea (Wetzlar): Eine Aberkennung der Zugehörigkeit zum Islam sei nicht vorgesehen: „Deshalb können muslimische Extremisten, auch wenn sie aus westlicher Sicht Verbrecher und Mörder sind, nicht aus dem Islam ausgeschlossen werden.“
Den westlichen Waffenlieferungen an die kurdische Autonomieregierung stehen die Jesiden äußerst skeptisch gegenüber. Auch in der kurdischen Autonomieregion gibt es viele Sympathien mit dem Islamischen Staat, 700 junge Kurden sollen schon auf ihre Seite übergelaufen sein. Muslimische Geistliche predigen in der Autonomieregion ungehindert gegen die jesidischen „Ungläubigen“. Die Jesiden haben das Vertrauen in die kurdische Autonomieregierung verloren, das ist überall zu hören.
Kampflos und fluchtartig sollen sich die Peschmerga der KDP aus der Sindschar-Region zurückgezogen haben, als die IS-Kämpfer heranrückten, obwohl sie wussten, dass sie damit die als „Ungläubige“ geltenden Jesiden Tod und Versklavung auslieferten.
Die Volksverteidigungseinheiten der kurdischen Partei der Demokratischen Union (PYD) aus dem benachbarten Syrien hat dann eingegriffen. An der Rettungsaktion waren auch viele weibliche Kämpfer beteiligt. Mehrere von ihnen sind im Kampf gegen die IS-Terroristen gefallen.
Das Verhältnis zwischen Jesiden und kurdischer Autonomieregierung ist zur Zeit äußerst angespannt. Nach den Ereignissen von Sindschar kann nicht mehr als selbstverständlich vorausgesetzt werden, dass die Peschmerga den Schutz dieser religiösen Minderheit gewährleisten.
Auch bei den Peschmerga, („Die dem Tod ins Auge Sehenden”) handelt es sich um keine homogene Truppe, sondern um eine leicht bewaffnete Einheit, die sich größtenteils aus den beiden Großparteien der Region zusammensetzt: der Demokratischen Partei Kurdis-tans (KDP) und der Patriotischen Union Kurdistans (PUK). Beide Gruppierungen führten von 1994 bis 1997 gegeneinander Krieg, bei dem mitunter auch die PKK mitmischte und der laut Schätzungen bis zu 5000 Menschen das Leben kostete. mehr Informationen
Die Kurden sind das biblische Volk der Meder. Von ihnen heißt es in Jesaja 13: 17 Denn siehe, ich will die Meder gegen sie (Babilonier) erwecken, … 19 So soll Babel, das schönste unter den Königreichen, die herrliche Pracht der Chaldäer, zerstört werden von Gott wie Sodom und Gomorra.