Der saudi-arabische Scheich Abdel Rahman al-Barrak erließ eine Fatwa, in der er argumentiert, durch die Befolgung der Regeln des internationalen Fußballs hätten die Muslime „Gewohnheiten der Feinde des Islam angenommen“. Hierbei gehe es um Spiele von „frivolem“ Charakter. Fußball sei „eine Verschwendung von Energie, Zeit und Geld“. Scheich al-Barrak gilt als Vertrauter des saudischen Königshauses.
Anlass für seine Fatwa war die Anfrage eines Muslims auf der Website des Geistlichen, wie die Gläubigen mit der „Bewunderung ausländischer Fußball-Spieler“ umgehen sollten. Der Fußballsport sei verantwortlich für viele „abscheuliche und korrupte Aktionen“, antwortete der Scheich. In diese Kategorie ordnete er auch „Freundschaft und Bewunderung gegenüber ungläubigen Spielern“ ein.
Bereits im Vorjahr hatte der wahhabitische Geistliche den Fußball als „Mutter aller Verbrechen“ beschrieben, der „ungerechtfertigte Freude“ hervorrufe. Er kritisierte die Regierungen islamischer Staaten, die in diesen Massensport investierten und die Ausrichtung von Mega-Veranstaltungen wie die Weltmeisterschaft anstrebten. Das war eine unmissverständliche Anspielung auf sein eigenes Land und das Emirat Katar, wo die übernächste Fußball-WM im Jahr 2022 stattfinden soll.
Al-Barrak ist nicht der einzige ultrakonservative Kleriker, der über den weltweit populären Sport herfiel. Der kuwaitische Scheich Abdel Muhsin al-Mutairi argwöhnte über „ein jüdisch-christliches Instrument zur Unterminierung der islamischen Kultur„. Für einen zweiten saudischen Scheich, Suleiman al-Alwan ist das Fußballspiel dagegen „eine Verschwörung von Freimaurern„.
Dabei finden sich gerade unter islamischen Führern, begeisterte Anhänger des Fußballsports. Zu ihnen zählen der Chef der radikalen Hamas im Gaza-Streifen, Ismail Haniyeh, und der Führer der radikalen Hisbollah im Libanon, Scheich Hassan Nasrallah. Auch der von den Amerikanern in Pakistan getötete Al-Quaida-Chef Osama bin Laden galt als deklarierter Fan.
Jihadisten und Salafisten machen sich indessen den Fußball zunutze. Oft „fischen“ militante Gruppen in Sportclubs junge Kämpfer für ihre militaristischen Zwecke. Ihr Argument: Fußball fördere die Kameradschaft und stärke die Militanz.