Mit dem Fronleichnamsfest (2024: 30. Mai) gedenkt die katholische Kirche der leiblichen Gegenwart Jesu Christi (Realpräsenz) im Sakrament der Eucharistie. Die Bezeichnung Fronleichnam leitet sich vom mittelhochdeutschen vrône lîcham „des Herren Leib“ ab. In der Liturgie heißt das Fest „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“. Im Englischen und anderen Sprachen ist die lateinische Bezeichnung des Hochfestes Corpus Christi eingegangen.
Das Fest der leiblichen Gegenwart Christi in der Eucharistie wurde erstmals 1246 im Bistum Lüttich gefeiert und 1264 von Papst Urban IV. durch die Bulle Transiturus de hoc mundo zum Fest der katholischen Kirche erhoben.
Die Anregung zu der Schaffung dieses Festes geht auf eine Vision der heiliggesprochenen Augustinerchorfrau Juliana von Lüttich im Jahre 1209 zurück. Diese berichtete, sie habe in einer Vision den Mond gesehen, der an einer Stelle verdunkelt war. Christus habe ihr erklärt, dass der Mond das Kirchenjahr bedeute, der dunkle Fleck das Fehlen eines Festes des Altarssakraments. Aus der Einführungsbulle 1264 Transiturus hoc mundo geht aber auch hervor, dass Papst Urban IV. als primären Einführungsgrund des Festes den siegreichen Triumph über die Ketzerei favorisierte, die die Transsubstantiation abgelehnt hatte (Orthodoxe Kirchen).
Das vierte Laterankonzil hatte 1215 die Wandlung der eucharistischen Gestalten mit der Transsubstantiationslehre präzisiert und zum Dogma erhoben. Katholiken glauben, dass in der Heiligen Messe die eucharistischen Gestalten durch die Wandlung wahrhaft zum Leib und Blut Christi werden und Christus darin gegenwärtig ist und bleibt (Realpräsenz: Für die Zunge bleibt es ein Brot, für die Seele Teilhabe an seinem göttlichen Wesen, andere bestreiten diese Definition und sprechen von einer wesenshaften Veränderung des Brotes und des Weines).
Jesus sagt in Johannes 6,54: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.“ Bei der Einsetzung vom Abendmahl bei der letzten Pessachfeier mit seinen Jüngern (Markus 14, 22-24) steht: „Jesus nahm das Brot, dankte und brach’s und gab’s ihnen und sprach: Nehmet; das ist mein Leib. Und er nahm den Kelch, dankte und gab ihnen den; und sie tranken alle daraus. Und er sprach zu ihnen: Das ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird.“
Ist das ein Symbol oder wird Brot und Wein zu Leib und Blut?
Am ersten Apostelkonzil wurde der Verzehr von Blut verboten (Apostelgeschichte 21,25). Im jüdischen Umfeld ist der Verzehr von Blut und Fleisch von einem lebenden Wesen undenkbar. Paulus spricht im Korintherbrief von der Gemeinschaft des Blutes und des Leibes, nicht aber das Brot und Wein es geworden ist (1.Korinther 10,16 Ist der Kelch des Segens, über den wir den Segen sprechen, nicht Teilhabe am Blut Christi? Ist das Brot, das wir brechen, nicht Teilhabe am Leib Christi?).
Luther hielt an der Präsenz von Jesus in Brot und Wein fest.
Offen bleibt auch die Frage, warum der Kelch in der katholischen Kirche den Gläubigen meistens vorenthalten wird und der Priester ihn alleine trinkt. Denn das Blut gibt nach der Bibel die Vergebung der Sünden (Epheser 1,7 / Hebräer 9,22).
Fronleichnam wird am Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitsfest begangen. Der Donnerstag als Festtermin steht in enger Verbindung zum Gründonnerstag und der damit verbundenen Einsetzung der Eucharistie durch Jesus Christus selbst beim letzten Abendmahl. Wegen des stillen Charakters der Karwoche erlaubt der Gründonnerstag keine prunkvolle Entfaltung der Festlichkeit. Aus diesem Grund wurde das Fest Fronleichnam bei seiner Einführung auf den Donnerstag der zweiten Woche nach Pfingsten gelegt. In Ländern, in denen Fronleichnam kein gesetzlicher Feiertag ist, kann das Hochfest auch am darauffolgenden Sonntag gefeiert werden.
An die Heilige Messe schließt sich in der Regel die Prozession an. Es werden jeweils ein Abschnitt aus dem Evangelium vorgetragen, Fürbitten gesprochen und der eucharistische Segen in alle Himmelsrichtungen und über die Stadt erteilt. Die heutige Sinngebung der Prozession geht in der Regel vom Bild des „wandernden Gottesvolks“ aus, dessen Mitte Christus, das „Brot des Lebens“, ist.
Die Reformation (ab 1517) stand dem Fronleichnamsfest ablehnend gegenüber, da es sich biblisch nicht begründen lasse. Für Martin Luther war es Abgötterei (die Anbetung von Brot und Wein).
Das Konzil von Trient (1545–1563) bestätigte das Fronleichnamsfest und wertete es zu einer gegenreformatorischen Demonstration auf.
In der orthodoxen Kirche ist die Verehrung und Anbetung vom Brot unbekannt. Hier lautet ein Grundsatz: Wir verehren die heiligen Gaben, weil wir sie – etwa zur Krankenkommunion – aufbewahren, aber wir bewahren sie nicht auf, um sie zu verehren. Ebenso wie die scholastisch-rationalistische Transsubstantiationslehre wird das Fronleichnamsfest abgelehnt.
In Johannes 1,12 steht: „Allen aber, die ihn (Jesus) aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben„. Jesus in das Leben oder wie einige sagen „Jesus ins Herz“ aufnehmen ist eine geistliche Form. Kaum jemand glaubt, dass er Jesus durch den Magen aufnimmt. Der entscheidende Punkt ist der Glaube. Glaube bedeutet in der Sprache vom Neuen Testament (Griechisch) vertrauen. Übertragen bedeutet es: Wer Jesus sein Leben anvertraut und ihm vertraut, ist eng mit Gott verbunden. Die Taufe ist als einmalige Anfangsfeier gegeben. Das Brechen des Brotes und Trinken des Weines als Erneuerungsfeier.
Text: Hanspeter Obrist