Erstaunliche Tipps vom Blick am Abend von Klaus Heer Paartherapeut Einige Auszüge:
Warum scheint es heute so kompliziert, eine lange Beziehung zu haben? Die Leute lassen sich anfangs begeistert auf eine Liebesbeziehung ein, sie wollen hoch hinaus. Aber nach einiger Zeit merken sie, dass sie überfordert sind.
Fehlen uns in unserer Mediengesellschaft realistische Beziehungs-Vorbilder? Vorbilder brauchen wir gar nicht. Eher realistischere Beziehungs-Ziele. Das Unerreichbare lässt die Beziehung scheitern.
Viele schauen nostalgisch auf die langjährigen Ehen der Grosseltern. War es früher einfacher? Früher gab es zwar weniger Medien, die den Leuten den Kopf verdrehten. Sieben populäre Irrtümer, die wir pausenlos in Filmen, TV-Serien, Romanen und Magazinen hören, blockieren.
Irrtum 1: Verliebtheit ist wichtig für eine Beziehung.
Verliebtheit ist ein Hormon-Rausch, der maximal drei Jahre hält. Danach gilt so ziemlich das Gegenteil. Verliebtheit sorgt also für einen rasanten Start, vernebelt aber auch den Blick.
Irrtum 2: Liebe entsteht, wenn es wirklich der Richtige ist.
Falsch. Liebe entsteht durch eigene Aktivität: Gesten der Aufmerksamkeit, Fürsorglichkeit, Geduld und Unterstützung. Liebe ist kein Gefühl, sondern eine Handlung. Dazu gehört, den Partner nicht zu idealisieren, sondern ihn mit seiner Bedürftigkeit («Fehler») zu sehen und anzunehmen.
Irrtum 3: Es gibt den Richtigen, einen Seelenpartner.
Es hilft, wenn Paare gemeinsame Werte teilen. Aber selbst in den besten Beziehungen ist man sich in erstaunlich vielen Gebieten uneinig. Wer einen «perfekten» Partner sucht, nämlich ein Spiegelbild von sich selbst, kann aufhören – gibt es nicht.
Irrtum 4: Streit ist ein Zeichen, dass es der Falsche ist.
Streit ist die (oft späte) Erkenntnis, dass man doch nicht den perfekten Partner gefunden hat, sondern einen normalen Menschen, wie man selbst einer ist. Mit störrischen Ansichten, alten Verletzungen, enttäuschten Hoffnungen. Das Gute: Im Streit lernt man viel über sich und den anderen – und über wahre Liebe (Geduld, Verzeihen).
Irrtum 5: Es ist schwierig, eine Beziehung zu finden.
Nicht das Finden einer Beziehung ist schwer, sondern das Ablegen der hohen Erwartungen und die Festlegung auf einen (leider recht unvollkommenen) Menschen.
Irrtum 6: Wer ewig Single ist, der ist einfach zu gut.
Dauer-Singles überschätzen möglicherweise ihre Stärken und unterschätzen ihre Schwächen. Ein realistisches Selbstbild hilft gegen überzogene Erwartungen an andere.
Irrtum 7: Die Hochzeit ist der Höhepunkt der Beziehung.
Man sagt: Liebe macht blind, die Ehe öffnet Augen. Die Hochzeit ist also nicht etwa der Höhepunkt, sondern der Start: Man hat sich füreinander entschieden, und nun lernt man sich erst richtig kennen.