Die evangelikalen Kirchen ziehen jeden Sonntag zweimal so viele Gläubige an wie die traditionellen protestantischen Gotteshäuser.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts waren es 52 Millionen, heute sind es fast eine halbe Milliarde: In einem Jahrhundert haben die Evangelikalen die Welt erobert. Ihr fulminanter Aufschwung dürfte nicht so bald zu Ende gehen. Die Evangelikalen öffnen dem Christentum neue Horizonte. Auch in der Schweiz sind die Evangelikalen stark im Kommen.
Prägend ist die Erfahrung, dass Gott in den Alltag der Menschen eingreift. In unser äusserst individualisierten Welt, geprägt von Einsamkeit, entspricht die Idee einer persönlichen Beziehung zu Gott, der die Gebete erhört, Kranke heilen und Wunder bewirken kann, einem spirituellen Bedürfnis. Auch zieht die sehr moderne Art der Gottesverehrung die Jungen an. Gemeinden sind wichtige Begegnungs-Orte, wo sich die Leute gegenseitig helfen.
Die Evangelikalen haben mit Erfolg eine kritische Debatte über die Gesellschaft und deren Errungenschaften lanciert. Die Evangelikalen insistieren weitgehend auf individuelle und spirituelle Gaben. Der Einzelne kann sich mit seinen Talenten, seinen Fähigkeiten ausdrücken und einbringen.
Damit eine religiöse Bewegung erfolgreich ist, muss sie gleichzeitig strikt und nicht fundamentalistisch sein. Passt sie sich zu sehr der allgemeinen Gesellschaft an, wird sie sich abkühlen. Wenn die Bewegung jedoch zu fundamentalistisch ist, schliesst sie sich vom Rest der Gesellschaft aus und verliert an Anziehungskraft.