Was motiviert mich, in den Gottesdienst zu gehen?

Reicht es nicht, wenn jeder für sich selbst eine persönliche Beziehung zu Gott hat?

Es ist wichtig, dass wir wissen, weshalb wir in den Gottesdienst gehen und wozu wir auch andere einladen.

Man kann ohne einen Gottesdienst leben. Viele leben dann davon, dass sie virtuell an einem Gottesdienst teilnehmen. Aber es wird auch einiges fehlen. Es ist wie beim Fernsehen: Man denkt man sei ein Teil der Gemeinschaft, aber wenn man nicht mehr zuschaut, merkt das keiner. Niemand fragt, wie es einem geht, niemand nimmt Anteil an dem, was man erlebt. So ist man trotz den technischen Möglichkeiten einsam.

Am letzten Sonntag haben viele schon aufgeschrieben, was sie für den Gottesdienst motiviert. Da steht z.B.: „Gemeinsam vor Gott kommen und ihm die Ehre geben im Singen und Beten“, „Motivation für mich und andere“ und „Liebe auf Distanz ist schwierig“

Es geht also um mich, um andere und um Gott.

Aus meiner Sicht sind die folgenden drei Punkte wichtig:

1) Der Gottesdienst ist eine Zeit der Begegnung mit Gott. Das Motto des Viva-Kirchentages war: „Schön hier. Aber warst du schon mal in der Gegenwart Gottes?“

Jesus versprach in Matthäus 18,20: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich in ihrer Mitte.“ Jemand schrieb letzte Woche: „Gottes Verheißungen gelten der Gemeinde“. Gelebte Gemeinschaft bewirkt also etwas.

Gott ist gegenwärtig – das singen wir in einem bekannten Kirchenlied. Jesus besuchte die versammelten Jünger nach der Auferstehung.

Gott will uns Menschen besuchen. Das hat er schon im Garten Eden getan. Es heißt in 1.Mose 3,8: „Und sie hörten die Stimme des HERRN, Gottes, der im Garten wandelte bei der Kühle des Tages.“

So ist die erste Zeit des Gottesdienstes einfach dem Ankommen in Gottes Gegenwart gewidmet.

Im gemeinsamen Singen proklamieren wir Gottes Zusagen. So wie es David in Psalm 103,2 getan hat: „Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat.“

Was wir sagen, prägt uns. Im Positiven, wie im Negativen. So haben Lieder und gemeinsam gelesene Psalmen eine verändernde Wirkung auf uns selbst. Wir kommen vor Gott zur Ruhe und können alles, was uns belastet, bei ihm ablegen und neue Kraft schöpfen.

Dabei kommt es nicht auf die Art der Musik an, sondern auf die innere Haltung. Anbetung kann ein stilles Gebet auch mitten im Trubel sein. Oder ein ganzheitliches Ausdrücken, was Gott mir bedeutet. Dankbarkeit gegenüber jemandem verändert unser inneres Gleichgewicht.

Das Gemeinsame hat etwas in sich, was das Einsame nicht kann. Auch Jesus hat an den Synagogengottesdiensten teilgenommen.

Gottes Gegenwart verändert uns. Da wir am Sonntag gemeinsam Jesus einladen und willkommen heißen, wird man die Gegenwart Gottes bemerken.

Eine Frau in Israel hatte Besuch von jemandem aus der Esoterikszene. Die Besucherin bemerkte: Hier ist etwas anders. Ich spüre eine gute Aura. Da sagte die Gastgeberin: Diesen Geist kannst du auch empfangen. Es ist der Heilige Geist.

Lasst es auch unser Gebet sein, dass die Gegenwart Gottes erfahrbar wird und man gerne wieder hierherkommt.

2) Der zweite Punkt ist die Beschäftigung mit der Bibel. Die ersten Christen besaßen keine Bibel. Deshalb war das Vorlesen biblischer Texte ein wichtiger Bestandteil ihrer Zusammenkünfte. Seit man Bücher drucken kann, hat jeder von uns Zugang zu mehreren Bibelversionen. Dennoch brauchen wir Impulse, um darin zu lesen. Es gibt bereits Gruppen im Internet, in denen einfach gemeinsam die Bibel gelesen wird. Wo die Bibel gelesen wird, wirkt der Heilige Geist.

Am Anfang meint man vielleicht, man wisse, was in der Bibel steht. Aber wenn man tiefer gräbt, kommt immer mehr zum Vorschein. Wir heben einen Schatz nach dem anderen. Der Gottesdienst ist dazu da, uns neue Impulse zu geben. Wir finden Antworten auf offene Fragen. Man kann ein ganzes Leben in der Bibel lesen und entdeckt immer wieder neue Zusammenhänge. 

In Kolosser 3,16 (Hfa) schreibt Paulus: „Lasst die Botschaft von Christus ihren ganzen Reichtum bei euch entfalten. Unterweist und ermahnt euch gegenseitig mit aller Weisheit und dankt Gott von ganzem Herzen mit Psalmen, Lobgesängen und Liedern, die euch Gottes Geist schenkt.“

Wir wollen uns gegenseitig ermutigen, in der Bibel den Reichtum an Zusagen zu entdecken. Eine Predigt soll den biblischen Text so erschließen, dass wir Neues entdecken und Lust bekommen, selbst mehr in der Bibel zu lesen. Auch ich lese und höre Impulse von anderen und profitiere, wenn ich im Austausch über biblische Texte neue Hinweise bekomme. Viel Inspiration habe ich durch die verschiedenen Bibeltreffen erhalten. Wir brauchen Impulse, die in uns die Sehnsucht nach mehr wecken. So können wir einander einfach erzählen, was uns an der Bibel und am Leben mit Jesus fasziniert.

3) Der dritte Punkt ist Anteil nehmen und geben. Wir müssen umeinander wissen, damit wir auch füreinander da sein können. Jesus sagt in Johannes 13,35„Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“

Ohne Treffen gibt es keine Kontakte. Ohne Kontakte kein „füreinander da sein“. Ein Gottesdienst hat also auch eine starke soziale Komponente. Es geht um das gemeinsame Teilen und das gegenseitige Fördern. Natürlich ist es eine Herausforderung, wenn Menschen aus unterschiedlichen Altersgruppen und sozialen Beziehungsnetzen zusammenkommen und füreinander da sein wollen. Ein Knackpunkt ist immer wieder, dass wir einander als Menschen wahrnehmen und nicht die soziale Stellung. In Bezug auf den Glauben sind wir einander gleichgestellt, auch wenn es gesellschaftliche Unterschiede gibt, die wir auch nicht ignorieren.

Paulus schreibt in Galater 3,28: „Da ist nicht Jude noch Grieche, da ist nicht Sklave noch Freier, da ist nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid einer in Christus Jesus.Gleichzeitig schreibt Paulus in Epheser 6,5: „Ihr (Angestellten) Sklaven, gehorcht euren irdischen Herren mit Furcht und Zittern, in Einfalt eures Herzens, als dem Christus“.

Eine Kirche ist ein ungewöhnliches soziales Projekt, weil wir nicht nur ein gemeinsames Hobby haben, sondern Leben teilen wollen. Es geht also um mehr als nur gemeinsam in einem Raum sitzen und eine Veranstaltung erleben. Ein Ausdruck der Anteilnahme ist das Gebet füreinander. Spontan oder im stillen Kämmerlein.

Und was motiviert dich?

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