Der Ägypter Gamal al-Banna, Bruder des Gründers der Muslimbruderschaft meint: «Wenn die Muslimbruderschaft einmal an der Macht ist, wird sie die so schnell nicht wieder aus der Hand geben. Sie werden alle Gegner und Andersdenkenden gnadenlos und inquisitorisch verfolgen.» Er lehnt die «mittelalterliche» Interpretation der Islamisten ab und verficht einen Islam, der auf der Freiheit des Individuums beruht. Er hofft auf eine Reformation des Islams. Er meint, dass der heutige Islam dort steht, wo sich das Christentum vor 500 Jahren befunden hat. In den schlimmsten Zeiten blutigster Inquisition.
Al-Banna möchte den Islam vom Ballast all der angeblichen Taten und Sprüchen des Propheten Mohammed befreien und ihn so aus dem «Gefängnis der Scharia» entlassen. Gamal al-Banna kennt seinen Koran. Wort für Wort. Buchstabe für Buchstabe. «Man zeige mir auch nur eine einzige Stelle, auch nur einen einzigen Vers im Koran, in dem geschrieben steht, dass eine Frau ein Kopftuch tragen muss. Geschweige denn den Niqab, die Burka.» «Das Kopftuch ist kein religiöses Symbol», hält er fest. Es sei vielmehr eine vorislamische, patriarchalische Stammestradition. Unnötig und in keiner Weise zeitgemäss. «Wenn Allah gewollt hätte, dass Frauen sich mit dem Kopftuch bedecken, sich von Niqab oder Burka gefangennehmen lassen müssen, dann stünde dies genau so im Koran. Wort für Wort. Buchstabe für Buchstabe», lächelt er feinsinnig. «Man zeige mir die diesbezüglichen Stellen. Es gibt sie nicht.»