Die Tagespost schreibt:
Wenn Sozialforscher erst einmal mit einer Untersuchung der Kirche und ihrer Mitgliederstruktur loslegen, dann bleibt kein Auge trocken. Bittere Tränen weinen kann man vor allem über zwei Zahlen aus der Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung der EKD, an der erstmals auch die Deutsche Bischofskonferenz beteiligt war. Nur 19 Prozent der Deutschen glauben an Gott, wie er sich in der Bibel den Menschen offenbart hat. Dezidiert gefragt war nach „einem Gott, der sich in Jesus Christus zu erkennen gibt“.
Nicht weniger alarmierend ist eine andere Zahl. Nur 27 Prozent der Katholiken in Deutschland kann sich vorstellen, garantiert nicht aus der Kirche auszutreten. Im Umkehrschluss haben mehr als zwei Drittel der Katholiken die Ausgangstür aus der Kirche mehr oder weniger fest im Blick.
Es fällt ferner auf, dass laut eben jener Studie die größte Kirchenbindung in unserer Zeit nicht durch den Glauben, sondern durch die Sozialwerke der Kirche geschieht. So darf man ohne weiteres auch bei den oben genannten 27 Prozent treuen Katholiken nicht annehmen, dass deren fester Glaube sie primär an die Kirche bindet, sondern der Umstand, dass die Kirche „so viel Gutes tut“ viel wesentlicher sein dürfte.
Auch wenn es im Wesen einer Sozialstudie liegt, nur an der Oberfläche kratzen zu können, legt sie hier Wesentliches offen: Menschen, die mehrheitlich nicht mehr an den Gott und Vater Jesu glauben, werden auf Dauer seine Werke nicht mehr tun wollen. Wenn also nur noch jeder fünfte Deutsche an Jesus Christus glaubt, dann wird sich die soziale Temperatur in diesem Land sehr bald noch weit stärker abkühlen, als wir es jetzt schon sehen.
Gedankenanstoss: Der eigentliche Zweck der Kirche ist Begegnung und Versöhnung mit Gott und untereinander – damit Versöhnung mit dem Leben (Jüngerschaft).