Frauenrechtlerin und Islamkritikerin findet Antwort im christlichen Glauben

Sie ist eines der bekanntesten Gesichter einer internationalen Kritik am Islam: Ayaan Hirsi Ali (54). Jetzt hat sich die niederländisch-US-amerikanische Frauenrechtlerin zum Christentum bekannt.

Ayaan Hirsi Ali stammt aus Mogadischu. Sie wuchs zwar in einem eher liberal geprägten Elternhaus auf – ihr Vater war Akademiker und politisch stark engagiert –, wurde aber trotzdem als kleines Mädchen zwangsbeschnitten und sollte als junge Frau gegen ihren Willen verheiratet werden. Zunächst war sie sogar Mitglied der islamistischen Muslimbruderschaft, doch seit ihrer Flucht in die Niederlande und der späteren Ausreise in die USA wurde sie zu einer der profiliertesten Islamkritikerinnen weltweit.

Schon vor 20 Jahren hielt sie fest: «Schluss mit dem Wegsehen im Namen eines Multikulturalismus, wenn dabei die Werte der Demokratie unter die Räder kommen. Das hat mit Respekt vor anderen Kulturen nichts zu tun.»

Hirsi Ali unterstrich immer wieder ihren Atheismus, der für sie ein Ausweg aus einem angstgetriebenen Islam war. Grundlage ihres Denkens war unter anderem ein fast 100 Jahre alter Vortrag des Religionskritikers Bertrand Russell, «Warum ich kein Christ bin».

Daran knüpft sie nun an und schreibt in einem Artikel: «Warum ich nun Christin bin». Hirsi Ali unterstreicht, dass der Atheismus die Welt nicht für die kommenden gesellschaftlichen Auseinandersetzungen ausrüsten könne. Sie begründet ihre Hinwendung zum Glauben unter anderem mit der Bedrohung der westlichen Zivilisation aus drei Richtungen: «dem Wiederaufleben des Autoritarismus und Expansionismus der Grossmächte durch die Kommunistische Partei Chinas und Wladimir Putins Russland, den Aufstieg des globalen Islamismus, der eine grosse Bevölkerung gegen den Westen zu mobilisieren droht, und die virale Verbreitung der Ideologie des Westens, die die Moralvorstellungen der nächsten Generation auffrisst».

Auf der Suche nach einer Lösung entdeckt sie: «Wir können diese gewaltigen Mächte nicht abwehren, wenn wir nicht die Frage beantworten können: Was ist es, das uns eint? Die Antwort ‘Gott ist tot!’ scheint nicht auszureichen. Ebenso unzureichend ist der Versuch, in der ‘auf Regeln basierenden liberalen internationalen Ordnung’ Trost zu finden. Die einzige glaubwürdige Antwort liegt meiner Meinung nach in unserem Wunsch, das Erbe der jüdisch-christlichen Tradition zu bewahren.»

«Ich wäre jedoch nicht ehrlich, wenn ich meine Hinwendung zum Christentum allein auf die Erkenntnis zurückführen würde, dass der Atheismus eine zu schwache und spaltende Lehre ist, um uns gegen unsere bedrohlichen Feinde zu stärken. Ich habe mich auch deshalb dem Christentum zugewandt, weil ich das Leben ohne spirituellen Trost letztlich als unerträglich, ja fast als selbstzerstörerisch empfand. Der Atheismus konnte eine einfache Frage nicht beantworten: Was ist der Sinn und Zweck des Lebens?»

Die Aktivistin betrachtet sich daher «nicht mehr als abtrünnige Muslima, sondern als abgefallene Atheistin». «Natürlich muss ich noch sehr viel über das Christentum lernen. In der Kirche entdecke ich jeden Sonntag ein wenig mehr. Aber ich habe auf meiner eigenen langen Reise durch eine Wildnis der Angst und der Selbstzweifel erkannt, dass es einen besseren Weg gibt, mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen, als ihn der Islam oder der Unglaube zu bieten hatten.»

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