70’000 Christen wurden 2013 wegen ihres Glaubens getötet, schätzte der renommierte Turiner Soziologe Massimo Introvigne. 100 Millionen Christen werden weltweit verfolgt, konstatiert nun Open Doors. Beide Zahlen lassen sich nicht verifizieren. Außer Frage steht jedoch: Keine Religion zählt weltweit mehr Verfolgte als das Christentum.
Am Horn von Afrika ist ihre Situation besonders dramatisch: Der gescheiterte Staat Somalia verdrängte Saudiarabien von Platz zwei, obwohl sich auf der arabischen Halbinsel nichts zum Besseren gewendet hatte. Kirchen sind noch immer verboten, genauso wie jede öffentliche Glaubensbekundung von Nichtmuslimen. Doch in Somalia leben Christen, verfolgt von Clanführern und der islamistischen Shabaab-Miliz, in ständiger Todesangst. „Ein falsches Wort zur falschen Person, und du verlierst im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf“, zitiert Open Doors einen Christen aus dem ostafrikanischen Land.
Syrien schob sich von Platz elf auf Platz drei vor: In dem Bürgerkriegsland beherrschen al-Qaida-Ableger ganze Landstriche und legen dort das islamische Recht, die Scharia, besonders streng und pervertiert aus. Mit dem Irak, Afghanistan, dem Inselparadies Malediven, Pakistan, dem Iran und dem Jemen komplettieren sechs weitere mehrheitlich muslimische Länder die „Top Ten“.
Christenverfolgung beschränkt sich aber nicht auf muslimische Länder: Totalitäre Regimes rund um den Globus sehen in Andersgläubigen den Keim der Opposition, den es auszumerzen oder zumindest unter Kontrolle zu halten gilt. Im kommunistischen Vietnam schränkt seit dem Vorjahr das sogenannte Dekret 92 die Religionsfreiheit ein.
Oft sind die Täter auch nicht der Staat, sondern die engsten Vertrauten: „Bei muslimischen Konvertiten geht die Verfolgung zumeist zunächst von der Familie aus“, sagt Kurt Igler von Open Doors. In einigen Fällen ist es auch die Abwesenheit des Staats, die Verfolgung erst möglich macht.