Anti-Terror-Einsatz in Dschenin

5.7.23 Es war der grösste Militäreinsatz Israels im Westjordanland seit Jahrzehnten. Nun ziehen sich die Truppen wieder aus Dschenin zurück. Es folgen Raketenangriffe aus dem Gazastreifen – und prompte Vergeltung. Aus der abgeschotteten Küstenzone flogen in der Nacht erstmals seit Mai wieder Raketen Richtung Israel, die nach Angaben der Streitkräfte abgefangen und mit Luftangriffen erwidert wurden.

Nach Angaben des Militärs wurde ein Soldat im Kampf getötet. Es ist David Yehuda Yitzhak. Mindestens zwölf Palästinenser wurden getötet und mehr als 100 verletzt. Nach Angaben des Militärs soll es sich bei den Toten um bewaffnete Kämpfer gehandelt haben. Ausserdem seien Kommandozentralen, Waffenlager und Waffenproduktionsstätten zerstört sowie 30 Verdächtige festgenommen worden.

Zuvor war der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern durch einen Anschlag auf Zivilisten in Tel Aviv zusätzlich befeuert worden. Am Dienstag verletzte ein palästinensischer Angreifer bei einem Anschlag in Tel Aviv mindestens sieben Menschen. Er war an einer Bushaltestelle in eine Fussgängergruppe gerast und hatte anschliessend auf sie eingestochen. Israelischen Medienberichten zufolge soll eine der Verletzten ihr ungeborenes Kind nach dem Angriff verloren haben. Seit Beginn des Jahres kamen zwei Dutzend Menschen bei Anschlägen von Palästinensern ums Leben.

4.7.23 Nach einer relativ ruhigen Nacht setzte die Armee ihre Militäroperation „Haus und Garten“ in Dschenin auch am Dienstag fort.

Nach mehreren Luftschlägen in der Nacht zum Montag 3.7.23 rückte die Armee mit Bodentruppen in die palästinensische Stadt Dschenin ein. In der Stadt kam es über Stunden zu heftigen Feuergefechten. Dschenin solle jedoch nicht weiter „ein sicherer Hafen für Terroristen“ sein. Berichten zufolge sollen mehr als Tausend Soldaten an dem Einsatz beteiligt sein. Die Armee entdeckte laut eigenen Angaben im Laufe des Tages unter einer Moschee Lager mit Waffen und Sprengstoff, die sie beschlagnahmten. Die Armee beschlagnahmte Sprengsätze und Waffen. Nach Angaben des Militärs waren diese „ausschließlich in zivilen Gebieten gelagert, ohne Rücksicht auf die Menschen, die dort leben“.  Die Soldaten zerstörten außerdem weitere „terroristische Infrastruktur“. Darunter befanden sich „Einsatzräume“ oder „Kommandozentren“ mit Monitoren zur Beobachtung der israelischen Truppen. Die dicht besiedelte Stadt Dschenin und das dazugehörende Flüchtlingslager mit rund 17.000 Einwohnern gelten seit Jahren als Hochburg militanter Palästinenser. Finanziert werden sie größtenteils vom Iran. Allein im Flüchtlingslager halten sich nach Schätzungen der Militärs 300 bewaffnete Kämpfer auf. Bei den Kämpfen wurden bislang zehn Terroristen getötet.

Am Montagabend flohen rund 3.000 der 18.000 Bewohner des Flüchtlingslagers, weil sie weitere Kämpfe erwarteten. Sie kamen in Schulen und anderen Unterkünften in der Kernstadt unter. Entgegen einiger Medienberichte hatte die Armee keine Evakuierung angeordnet. Doch sie ließ die Menschen, die dies wollten, ziehen. mehr Informationen

3.7.23 In jüngster Zeit gingen mehr als fünfzig Terroranschläge von Dschenin aus, und mehr als neunzehn Terroristen haben versucht, nach der Ausführung von Anschlägen dorthin zu fliehen. Die Sicherheitslage in Israel und den palästinensischen Gebieten ist seit langem angespannt und hatte sich zuletzt nach einem tödlichen Anschlag zweier Palästinenser auf vier israelische Siedler nochmals verschärft. Seit Beginn des Jahres kamen mehr als zwei Dutzend Menschen bei Anschlägen von Palästinensern ums Leben.

Die Al-Ansr-Moschee in Dschenin, in der sich Dutzende bewaffneter Terroristen verstecken und sich weigern, sich zu ergeben, wurde aus der Luft bombardiert.

Heilige Stätten wie die Al-Nasr-Moschee sollten nicht als Deckmantel für den Terrorismus genutzt werden. Die Moschee ist vollgepackt mit Munition und zwei unterirdischen Gruben mit Sprengsätzen.

Sprengstofflabore mit Hunderten von Bomben und Geräten wurden gefunden und zerstört.

Inzwischen erhielt die von langer Hand vorbereitete IDF-Aktion den Namen «Bait VeGan» (Haus und Garten).

Die Israelischen Verteidigungsstreitkräfte (IDF) haben am Sonntagabend ihre größte Operation in Dschenin seit dem »Zweite Intifada« genannten Terrorkrieg in den frühen 2000er Jahren eingeleitet.

Zuletzt kam es vor gut 20 Jahren während des zweiten Palästinenseraufstandes (2000-2005) zu einem vergleichbaren Einsatz. Im Jahr 2002 lieferten sich israelische Soldaten und militante Palästinenser in den engen Gassen des Lagers tagelange Gefechte. Mehr als 50 Palästinenser und 23 israelische Soldaten wurden damals getötet.

Laut Chefsprecher der IDF, Brigadegeneral Daniel Hagari, besteht Israels Strategie darin, den tief verwurzelten und systematisch aufgebauten Terrorapparat in Dschenin zu zerschlagen, der über mehrere Monate gewachsen und völlig außer Kontrolle geraten ist. Die IDF achteten darauf, keine Sicherheitskräfte der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) anzugreifen, und Hagari erklärte ausdrücklich, dass sich die Operation gegen lokale Terrorgruppen in Dschenin und nicht gegen die PA richte.

Der IDF-Sprecher sagte, die Operation sei vor zehn Tagen genehmigt worden, aber die Armee hätte das Ende der örtlichen Feiertage und bessere Wetterbedingungen abgewartet. Israel hatte die USA bereits vor einer Woche gewarnt, dass es bald entschlossen gegen den Terror in Dschenin vorgehen werde, ohne jedoch genaue Einzelheiten der Operation zu nennen, berichtete der israelische TV-Sender Kan. Gleichzeitig sei die Heimatfront jedoch in höchster Alarmbereitschaft, falls die Terrorgruppen im Gazastreifen, die Hisbollah oder andere Organisationen versuchen sollten, einzugreifen und Israel anzugreifen.

Die Vorsitzenden der größten Oppositionsparteien brachten am Montagmorgen ihre Unterstützung für die Operation zum Ausdruck. »Ich unterstütze die Sicherheitskräfte, die derzeit in Dschenin operieren. Wir stehen alle hinter ihnen«, schrieb der Vorsitzende von Yesh Atid, Yair Lapid, auf Twitter. »Wir bilden alle eine Front gegen den Terrorismus. Jede entschlossene und verantwortungsvolle Aktion der Regierung wird volle Unterstützung erhalten«, erklärte der Vorsitzende der Partei der Nationalen Einheit und ehemalige Verteidigungsminister Benny Gantz.

Berichten zufolge erhielten die Einwohner von Dschenin zu Beginn der Operation Nachrichten von den IDF, in denen es hieß: »Die Sicherheitskräfte gehen in der Gegend gegen die Militanten vor. Bleiben Sie zu Hause und schützen Sie Ihre Familie.«  mehr Informieren

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) kamen bei den Luftschlägen acht Palästinenser ums Leben. Mindestens 27 Menschen seien verwundet worden.

Die örtliche Terrorgruppe „Dschenin-Bataillon“ gab bekannt, ihre Mitglieder hätten das Feuer auf israelische Truppen eröffnet und Militärfahrzeuge mit Sprengsätzen angegriffen.

Bereits am 21. Juni hatte Israel mit einer Drohne ein Auto angegriffen, in dem nördlich von Dschenin drei bewaffnete Palästinenser unterwegs waren. Sie wurden dabei getötet. Es war laut Armee der erste Einsatz dieser Art im Westjordanland seit 2006.

Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas hat wegen der groß angelegten Offensive der israelischen Armee im Westjordanland den Kontakt und die Sicherheitskoordination mit Israel ausgesetzt. Das teilte Abbas‘ Büro am Montagabend mit.

Die USA bekräftigten unterdessen Israels Recht auf Selbstverteidigung – und riefen das Land zu einer Wiederaufnahme der Sicherheitskooperation mit der Palästinensischen Autonomiebehörde auf. „Wir unterstützen Israels Sicherheit und sein Recht, die Bevölkerung gegen die Hamas, den Palästinensischen Islamischen Jihad und andere terroristische Gruppen zu verteidigen“, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Washington am Montag.

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