Impuls zur Karwoche
Am Palmsonntag ist Jesus mit viel Jubel in Jerusalem eingezogen. Das ganze Volk und die vielen Gäste in Jerusalem hoffen, dass der Messias jetzt gegen die Römer vorgeht.
Doch was tut Jesus am nächsten Tag? Jesus räumt nicht mit den Römer auf, sondern er räumt den Tempelvorhof auf. Und das gerade noch vor dem großen Passafest. „Jesus belehrte sie und sagte: Heißt es nicht in der Schrift: Mein Haus soll ein Haus des Gebetes für alle Völker genannt werden? Ihr aber habt daraus eine Räuberhöhle gemacht“ (Markus 11,17).
Die Hohepriester, Schriftgelehrten und Ältesten kommen in eine bedrängte Lage. Ihre geistliche Führung wird in Frage gestellt. Als Gegenreaktion fragen sie Jesus, wer ihm dieses Recht und den Auftrag gab, so zu handeln. Zuerst bezieht sich ihre Frage auf die Tempelreinigung. In zweiter Linie schließt es die ganze Wirksamkeit Jesu mit ein.
Im 5. Mose steht, dass die Propheten, die Zeichen und Wunder tun, geprüft werden müssen. Wenn sie einen anderen Gott verkünden als der Gott Israels, so soll der Prophet getötet werden (5.Mose 13,2-6).
Die Schriftgelehrten haben über Jesus aber schon entschieden. Denn sie haben beschlossen, dass sie ihn umbringen wollen. Dies lesen wir gerade nach der Tempelreinigung (Markus 11,18). Sie sind sich nur noch nicht im Klaren, wie sie das durchziehen können. Deshalb suchen sie nach einem Grund, der sie berechtigt Jesus zu beseitigen und ihn anzuklagen. Ihre Frage war keine ehrliche Frage.
Beansprucht Jesus göttliche Vollmacht, so ist das nach ihrer Meinung Gotteslästerung. Denn sie sind überzeugt: „Diesen kennen wir, woher er ist; wenn aber der Christus kommt, so weiß niemand, woher er ist“ (Johannes 7,27). Sie erwarten nicht einen menschlichen Messias. Sie wollten von Jesus eine Selbstverurteilung, indem er sich als Mensch göttliche Vollmacht zusprach.
Wenn Jesus die Vollmacht des Königreichs Davids beansprucht, ist er ein politischer Aufrührer gegen die Macht Roms. Dann müssen ihn die Römer ergreifen und verurteilen. Er ist doch vom Volk beim Einzug von Jerusalem vor zwei Tagen, als Sohn Davids ausgerufen worden.
Wenn Jesus keine Vollmacht hat, ist er ein Randalierer.
Jesus stellt eine Gegenfrage: „War die Taufe des Johannes vom Himmel oder von Menschen?“ (Markus 11,30).
Jesus will sie durch die Gegenfrage dahin bringen, dass sie von ihrem Gewissen überführt, und sich selbst die richtige Antwort geben.
Die Schriftgelehrten kommen nun selbst in Bedrängnis. Denn wenn Johannes der Täufer die Vollmacht von Gott hat, so kommt die Vollmacht von Jesus aus derselbe Quelle.
Sie entscheiden sich für die Unkenntnis. Damit legen sie faktisch das Lehramt nieder, weil sie die Propheten nicht beurteilen können. Sie entzogen sich damit selbst das Recht, Jesu Vollmacht weiterhin in Frage zu stellen.
Besser ist, nicht Jesus infrage zu stellen, sondern sich den Fragen des Lebens zu stellen.