Weil der Westen einen israelischen Militärschlag fürchtet, spielt er in den Verhandlungen mit Iran auf Zeit. Doch dadurch wächst erst recht die Gefahr eines großen Krieges im Nahen Osten.
Während die Fronten in der Sache nahezu aussichtslos verhärtet sind, verfolgen die beteiligten Parteien mit den Verhandlungen gleichwohl ein gemeinsames Ziel: möglichst viel Zeit zu gewinnen.
Das Terrorregime in Teheran, das seine demokratische Opposition mit Mord und Folter ausgelöscht hat und wesentlich dafür mitverantwortlich ist, dass sich sein syrischer Verbündeter Assad mit denselben Methoden an der Macht halten kann, verfügt über reiche Erfahrungen darin, den Westen an der Nase herumzuführen.
Seit Jahren spielt Teheran erfolgreich sein Spiel, die Nerven der westlichen Öffentlichkeit mit apokalyptischen Drohungen zu zerrütten, um dann Andeutungen von Kompromissbereitschaft als Beruhigungsmittel für mehr Zeit zu verabreichen. Während daraufhin westliche Atomunterhändler nach Signalen ernsthaften Willens des Iran zum Einlenken forschen, kann dieser sein atomares Aufrüstungsprogramm ungestört fortsetzen und dem „Point of no Return“ ein weiteres Stück näherbringen.
Und die Erfolgsaussichten Irans sind dabei gar nicht so schlecht. Denn auch den beteiligten westlichen Führungsmächten ist daran gelegen, die jetzt anlaufenden Verhandlungen so weit wie möglich in die Länge zu ziehen. Namentlich die Europäer wollen die Gespräche lieber ergebnislos in der Schwebe halten als sich den Konsequenzen eines Scheiterns zu stellen.
Nicht nur die Einstellung der iranischen Anreicherung von Uran auf 20 Prozent und die Schließung der unterirdischen Atomanlage bei Ghom, sondern auch Garantien, dass der Iran sein Streben nach der Bombe nicht wieder aufnimmt, sind nämlich notwendig, um den Konflikt dauerhaft zu entschärfen. Dass Teheran dazu bereit sein könnte, glauben nicht einmal die größten Optimisten.
Sanktionen haben aber noch nie einen friedlichen Untergang eines totalitären Systems ausgelöst.