Nur jede fünfte Person ortet über 45 Jahre einen Generationengraben. Doch spricht eine Mehrheit (57 Prozent) der 18- bis 25-Jährigen davon, dass Jung und Alt auseinanderdrifteten. «Das sind nicht nur sehr viele Junge, sondern viel mehr als in den letzten Jahren. Das müssen wir ernst nehmen», sagt Till Grünewald. Er ist Gesamtleiter des Generationenhauses in Bern, des Auftraggebers der Studie.
Der Soziologe und Generationenforscher François Höpflinger meint: «Krisen treiben Generationen grundsätzlich auseinander. So hat man die grössten Differenzen lange Zeit zwischen Kriegs- und Nachkriegsgeneration festgestellt.»
Im Vergleich zu den Vorjahren ist die Zufriedenheit in der Bevölkerung gestiegen. Fast neun von zehn Befragten geben an, mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Allerdings gibt es grosse Unterschiede zwischen den Generationen: Von den älteren Befragten (über 55 Jahre) ist fast die Hälfte «sehr zufrieden». Bei den Befragten zwischen 18 und 25 Jahren ist es nur noch jede Fünfte. Damit sind die Jungen im Lauf der letzten Jahre deutlich unzufriedener geworden: 2020 bezeichnete sich noch jeder Dritte aus der «Generation Z» als sehr zufrieden.
Eine Rolle spielen auch unterschiedliche Definitionen von Lebensqualität. Bei den älteren Menschen stehe der materielle Wohlstand im Vordergrund, sagt Generationenforscher Höpflinger: «Bei den Jungen gelten andere Massstäbe. Soziale Beziehungen etwa werden höher gewichtet.»
Eine klare Mehrheit der Befragten (65 Prozent) findet, dass der Enkel-Hütedienst nicht gratis sein, sondern von der öffentlichen Hand vergütet werden sollte.
Die Empathiefähigkeit wird als stark abnehmend empfunden. Für das Zusammenleben bildet die Fähigkeit, sich in andere einfühlen zu können, eine wichtige Grundlage. Allerdings sind 77 Prozent der Befragten der Meinung, dass das Einfühlungsvermögen in der Gesellschaft eher abnimmt als zunimmt. Frauen gelten mit Abstand als die einfühlsamste Bevölkerungsgruppe: Die Hälfte der Befragten findet Frauen besonders ei nfühlsam und kaum jemand findet sie wenig empathisch. Männer hingegen gelten als deutlich weniger einfühlsam. Auch ältere Menschen und die Landbevölkerung gelten als besonders empathisch. Fast zwei Drittel der Befragten geben an, mehrmals im Monat oder öfter mit Andersdenkenden zu sprechen. Gleichzeitig spricht mehr als ein Drittel (36%) praktisch nur mit Gleichgesinnten über politische Themen und tauscht sich nur wenige Male im Jahr oder überhaupt nicht mit politisch Andersdenkenden aus. mehr Informationen