In einer Grundsatz-Predigt zum Bibelsonntag erläuterte der Papst am Sonntag im Petersdom, wie er den Auftrag der Kirche versteht. Franziskus betonte, dass Jesus „Grenzen auflöst“, wenn er sagt, dass „die Barmherzigkeit Gottes für alle und nicht nur für die Gerechten da ist„.
Dies gelte genauso für die Kirche: „Es darf nicht passieren, dass wir einen Gott mit einem weiten Herzen verkünden und eine Kirche mit engem Herzen sind„, betonte der Papst. Mit Nachdruck wandte sich Franziskus dagegen, dass die Kirche „die Rettung für alle predigt und gleichzeitig den Weg versperrt, um zu diesem Heil zu gelangen„.
Ebenso wenig dürfe es sein, dass „wir wissen, dass wir berufen sind, das Reich Gottes zu verkünden und doch sein Wort außer Acht lassen, indem wir uns in zweitrangigen Aktivitäten verlieren – und in unnützen Debatten“.
„Wir alle, auch die Hirten der Kirche, stehen unter der Autorität des Wortes Gottes. Wir unterstehen nicht unserem persönlichen Geschmack, unseren Tendenzen und Präferenzen, sondern unter dem einen Wort Gottes. Es formt uns, es bekehrt uns und es verlangt von uns, dass wir einig sind in der einzigen Kirche Christi.“
In den vergangenen drei Wochen hatten in Rom nach dem Tod des ehemaligen Papstes Benedikt XVI. mehrere konservative Kardinäle und Bischöfe mit kontroversen Veröffentlichungen Aufmerksamkeit erregt. Unter anderem kritisierten sie Personalentscheidungen und Reformbeschlüsse des seit knapp zehn Jahren amtierenden Papstes.
Der Papst verteidigte in der Predigt seine Sicht vom Auftrag der Kirche und rief sie auf, von Jesus zu lernen. Die Kirche müsse das Wort Gottes ins Zentrum stellen, die Grenzen weiter machen, sich den Menschen öffnen und ihnen erfahrbare Begegnungen mit Gott ermöglichen.
Im Rahmen des Gottesdienstes berief der Papst feierlich sechs Frauen und vier Männer aus unterschiedlichen Ländern zu Lektoren und Katechisten. Das kirchliche Amt der Katechisten, die als Laien das Wort Gottes verkünden, hatte der Papst im Mai 2021 neu geschaffen. Zuvor gab es Katechisten bereits in Lateinamerika und Afrika, allerdings ohne offiziellen kirchlichen Status. mehr Informationen
Papst Franziskus hatte den Sonntag des Wortes Gottes im Herbst 2019 eingeführt. Im Jahr 2023 ist es also das vierte Mal, das die Kirche den dritten Sonntag im Jahreskreis der Feier, Betrachtung und Verbreitung des Wortes Gottes widmet.
Katholischer Bibelsonntag
Das Wort Gottes ist in der Lage, unsere Augen zu öffnen.
Warum verfügte der Papst einen Extra-Bibelsonntag?
Er will die Rolle der Bibel im Leben christlicher Gemeinden stärken. Prediger sollten sich neu der Bedeutung der Predigt vergewissern und den Sinn der Heiligen Schrift allen verständlich zu erschließen.
Wichtig ist dem Papst der Gedanke, dass die Bibel für alle Christen gedacht ist. Es sollen sich also nicht nur die Priester damit beschäftigen, sondern auch die anderen Gläubigen.