Gott gab dem Pharao zehn Chancen. Auch Israel hatte zehn Chancen, um auf Gott zu vertrauen. Doch sie lernten nicht viel daraus. Deshalb beschloss Gott, dass diese Generation noch nicht ins verheißene Land einziehen sollte.
Durch alle Hochs und Tiefs gab Gott sein Volk nicht auf. Jesus erwähnt eine Geschichte aus der Wüstenzeit, die sehr bedeutungsvoll ist.
Mittwoch, 11. Januar 23, Mose – die verpassten Chancen, Radio Maria Schweiz
Eine Zusammenfassung:
Der Auszug aus Ägypten geht durch Hochs und Tiefs. Als die zwölf Kundschafter ins Lager zurückkamen und zehn der Männer die Leute entmutigen, finden wir in 4.Mose 14,22-23 eine interessante Aussage: „22 Alle Männer, die meine Herrlichkeit und meine Zeichen gesehen haben, die ich in Ägypten und in der Wüste vollbracht habe, und die mich jetzt schon zum zehnten Mal auf die Probe gestellt und doch nicht auf mich gehört haben 23 sie alle werden das Land niemals zu sehen bekommen, das ich ihren Vätern mit einem Eid verheißen habe. Keiner von denen, die mich verachtet haben, wird es zu sehen bekommen.“
Gott gab dem Pharao zehn Chancen. Nun spricht er auch von zehn Ereignissen, in denen das Volk Israel ihm nicht vertraute.
Was sind diese zehn Ereignisse?
1) Als das Volk zwischen dem Meer und dem ägyptischen Heer eingeklemmt war, sagten sie in 2.Mose 14,11: „Gab es denn keine Gräber in Ägypten, dass du uns zum Sterben in die Wüste holst? Was hast du uns da angetan, uns aus Ägypten herauszuführen?“
Gottes Lösung war der übernatürliche Durchzug durch das Rote Meer.
2) Als sie in 2. Mose 15 in Mara ankamen, heißt es in Vers 24: „Da murrte das Volk gegen Mose und sagte: Was sollen wir trinken?“ (2.Mose 15,24)
Gottes Antwort war die Heilung des bitteren Wassers durch ein Holzstück.
3) Als sie in der Wüste Sin waren, steht in 2.Mose 16,2: „Die ganze Gemeinde der Israeliten murrte in der Wüste gegen Mose und Aaron. 3 Die Israeliten sagten zu ihnen: Wären wir doch im Land Ägypten durch die Hand des HERRN gestorben, als wir an den Fleischtöpfen saßen und Brot genug zu essen hatten. Ihr habt uns nur deshalb in diese Wüste geführt, um alle, die hier versammelt sind, an Hunger sterben zu lassen.“
Gott gab ihnen Manna und Wachteln.
4) Als sie nach Refidim kamen, mangelte es wieder an Wasser. 2.Mose 17,2 steht: „Da geriet es (das Volk) mit Mose in Streit und sagte: Gebt uns Wasser zu trinken! Mose antwortete ihnen: Was streitet ihr mit mir? Warum stellt ihr den HERRN auf die Probe?“»
Gottes Antwort war, dass Mose mit den Stab auf den Felsen schlagen musste.
5) Bei der Gesetzgebung wollte das Volk nicht, dass Gott direkt zu ihnen spricht. In 2.Mose 20,19-20 steht: „Sie sagten zu Mose: Rede du mit uns, dann wollen wir hören! Gott soll nicht mit uns reden, sonst sterben wir. 20 Da sagte Mose zum Volk: Fürchtet euch nicht! Gott ist gekommen, um euch auf die Probe zu stellen. Die Furcht vor ihm soll über euch kommen, damit ihr nicht sündigt.“
6) Doch schon bald machten sich ein eigenes Bild von Gott. In 2.Mose 32,1 steht: „Als das Volk sah, dass Mose noch immer nicht vom Berg herabkam, versammelte es sich um Aaron und sagte zu ihm: Komm, mach uns Götter, die vor uns herziehen. Denn dieser Mose, der Mann, der uns aus dem Land Ägypten heraufgeführt hat – wir wissen nicht, was mit ihm geschehen ist.“
In 2.Mose 32,9-12 steht: „Weiter sprach der HERR zu Mose: Ich habe dieses Volk gesehen und siehe, es ist ein hartnäckiges Volk. 10 Jetzt lass mich, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und sie verzehrt! Dich aber will ich zu einem großen Volk machen. 11 Mose aber besänftigte den HERRN, seinen Gott, indem er sagte: Wozu, HERR, soll dein Zorn gegen dein Volk entbrennen, das du mit großer Macht und starker Hand aus dem Land Ägypten herausgeführt hast. 12 Wozu sollen die Ägypter sagen können: In böser Absicht hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge umzubringen und sie vom Erdboden verschwinden zu lassen? Lass ab von deinem glühenden Zorn und lass dich das Unheil reuen, das du deinem Volk antun wolltest!“
7) In 3.Mose 10 steht, dass die Söhne Aarons ein unrechtmäßiges Feuer vor Gott brachten. Das hatte zur Folge, dass sie starben. Mit Gott kann man nicht fahrlässig umgehen.
8) In der Wüste Paran murrte das Volk und brachte Mose zum Nullpunkt. In 4.Mose 11,15 sagt Mose: „Wenn du mich so behandelst, dann bring mich lieber um.“
Gott stellt Mose als Antwort 70 Männer zur Seite.
9) In 4. Mose 12,2 rebellierten Mirjam und Aaron gegen Mose. „Sie sagten: Hat der HERR etwa nur durch Mose gesprochen? Hat er nicht auch durch uns gesprochen? Das hörte der HERR.“
Die Folge war der Aussatz an Mirjam und daraufhin die Fürbitte von Mose.
10) In 4.Mose 14 murrte das Volk, als die Kundschafter zurückkamen und nur Josua und Kaleb darauf vertrauten, dass Gott ihnen helfen würde. Die Folge waren 40 Jahre Wüstenzeit.
Israel hatte zehn Chancen zur Einsicht. Doch sie lernten nicht viel daraus. In der Folge beschloss Gott, dass diese Generation noch nicht ins verheißene Land einziehen sollte.
Gibt es auch eine hoffnungsvolle Geschichte?
Es ist ganz wichtig, zu erkennen, dass Gott sein Volk durch alle Hochs und Tiefs nicht aufgegeben hat. Jesus erwähnt eine Geschichte aus der Wüstenzeit, die sehr bedeutungsvoll ist.
Er erklärt Nikodemus anhand der Geschichte der erhöhten Schlange eine zentrale geistliche Wahrheit.
Zuerst scheint es verheißungsvoll, dass Nikodemus, ein Vertreter der jüdischen Elite, Jesus aufsucht, ihn als Lehrer anspricht und seine Wunder anerkennt. Doch es genügt nicht, fromm und als Jude geboren zu sein, um an Gottes Reich Anteil zu haben, wie Nikodemus denkt. Es ist die persönliche Ausrichtung und Liebe zu Gottes Sohn, mit welcher das ewige Leben beginnt. Es braucht eine Geburt von oben (Johannes 3,3).
Nikodemus kann das nicht einordnen. Er will wissen, wie das geschehen kann (Johannes 3,9). Jesus erklärt es am Beispiel der Schlange in der Wüste (Johannes 3,14). Alle Israeliten, die von den Schlangen gebissen wurden, mussten auf eine Schlange an einem Pfahl sehen, damit das tödliche Gift unwirksam wurde (4.Mose 21,9).
Ich lese aus 4.Mose 21,4-9: „4 Das Volk aber verlor auf dem Weg die Geduld, 5 es lehnte sich gegen Gott und gegen Mose auf und sagte: Warum habt ihr uns aus Ägypten heraufgeführt? Etwa damit wir in der Wüste sterben? Es gibt weder Brot noch Wasser und es ekelt uns vor dieser elenden Nahrung. 6 Da schickte der HERR Feuerschlangen unter das Volk. Sie bissen das Volk und viel Volk aus Israel starb. 7 Da kam das Volk zu Mose und sagte: Wir haben gesündigt, denn wir haben uns gegen den HERRN und gegen dich aufgelehnt. Bete zum HERRN, dass er uns von den Schlangen befreit! Da betete Mose für das Volk. 8 Der HERR sprach zu Mose: Mach dir eine Feuerschlange und häng sie an einer Stange auf! Jeder, der gebissen wird, wird am Leben bleiben, wenn er sie ansieht. 9 Mose machte also eine Schlange aus Kupfer und hängte sie an einer Stange auf. Wenn nun jemand von einer Schlange gebissen wurde und zu der Kupferschlange aufblickte, blieb er am Leben.“
Das Volk murrt, doch dann wird es einsichtig und bereut. Sie erkennen, dass sie etwas falsch gemacht hatten.
Jesus nimmt diese Geschichte und sagt zu Nikodemus:
Zuerst musst du einsehen, dass du Hilfe brauchst.
Dann musst du einen Blickwechsel vom Problem zur besiegten Schlange machen. Denn genauso wie die Schlange wird der Sohn Gottes an einem Pfahl hängen. Und über alle, die auf ihn schauen, wird der Tod keine endgültige Macht mehr haben (Johannes 3,14-15).
Es ist ein prophetisches Wort, dass durch den Kreuzestod das Ende der Macht der Schlange eingeleitet wird (vgl. 1.Mose 3,15).
Der Blick auf die besiegte Schlange macht das Gift der Rebellion gegen Gott unwirksam. Durch unsere Haltung zum Kreuz beginnt neues Vertrauen in Gott und geistliches Leben. Mancher mag seine Schuld einsehen, doch der entscheidende Punkt ist, ob wir akzeptieren, dass jemand an unserer Stelle starb.
Die Schuld löst sich nicht auf, sondern wird von Jesus getragen. Auch heute ist die persönliche Haltung zum Kreuzesgeschehen der Dreh- und Angelpunkt in unserem Leben.
Wir sehen, wie in der Geschichte bei Mose der Weg von Jesus vorgezeichnet wird. Aber wir sehen auch, wo das große Problem liegt.
Wo liegt das große Problem?
Es waren nicht schlechte Taten, sondern das Murren, welche verhinderten, dass die Israeliten das verheißene Land erreichten. Das hebräische Wort lûn („murren“) bezeichnet einerseits einen inneren Groll und Widerstand und andererseits auch eine Unmutsäußerung.
Unzufriedenheit ist das Grundübel. Unzufrieden mit Gott und sich selbst.
Das sehen wir schon im Garten Eden. Der Mensch wollte etwas anderes sein, als Gott ihm zugeteilt hatte.
Diese Haltung ist der Ursprung aller Rebellion gegenüber Gott. Der Lichtengel Luzifer war nicht zufrieden mit seiner Stellung. Deshalb rebellierte er gegen Gott (Jesaja 14,14).
Wir sind nicht zufrieden damit, wie Gott uns gemacht hat – und schon vergessen wir den göttlichen Gedanken der Ergänzung. Anstatt einander zu ergänzen und gegenseitig wertzuschätzen, vergleichen und bewerten wir uns.
Das entspricht nicht der göttlichen Schöpfungsidee.
Murren verhindert den Segen Gottes. Die Sünde des Volkes Israel war keine Tat. Niemand wurde handgreiflich. Schon das reine Reden besitzt unheimliche Macht.
Deshalb sagt Jakobus in Jakobus 3,2-16: „Wer sich in seinen Worten nicht verfehlt, ist ein vollkommener Mann und kann auch seinen Körper völlig im Zaum halten. … 5 siehe, wie klein kann ein Feuer sein, das einen großen Wald in Brand steckt. 6 Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt voll Ungerechtigkeit. Die Zunge ist es, die den ganzen Menschen verdirbt … 8 die Zunge kann kein Mensch zähmen, dieses ruhelose Übel, voll von tödlichem Gift. … 16 Wo nämlich Eifersucht und Streit herrschen, da gibt es Unordnung und böse Taten jeder Art.“
Doch wie wird man ein mündiger Christ?
Die Veränderung beginnt im Denken, schreibt Paulus im Epheser 4.
Paulus ist es wichtig, dass wir uns an dem orientieren, was wahr ist. Wir sollen unser Leben nicht schönreden, sondern es mit der Hilfe Gottes verändern und neu prägen lassen.
Paulus schreibt: „17 Lebt nicht mehr … in … nichtigen Denken! 23 lasst euch erneuern durch den Geist in eurem Denken! 25 Legt deshalb die Lüge ab und redet die Wahrheit 29 Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, auferbaut und denen, die es hören, Nutzen bringt!“
Murren ist ein Grundübel. Wo wird es besonders schwierig?
Da wo im engsten Kreis kein Vertrauen mehr vorhanden ist.
Das sehen wir in 4.Mose 12. Da steht: „1 Als sie in Hazerot waren, redeten Mirjam und Aaron gegen Mose … 2 Sie sagten: Hat der HERR etwa nur durch Mose gesprochen? Hat er nicht auch durch uns gesprochen? Das hörte der HERR. …
4 Da sprach der HERR plötzlich zu Mose, Aaron und Mirjam: Geht ihr drei hinaus zum Offenbarungszelt! Da gingen die drei hinaus. 5 Der HERR kam in der Wolkensäule herab, blieb am Zelteingang stehen und rief Aaron und Mirjam. Beide traten vor 6 und der HERR sprach: Hört meine Worte! Wenn es bei euch einen Propheten gibt, so gebe ich mich ihm in einer Vision als der HERR zu erkennen, im Traum rede ich mit ihm. 7 Anders bei meinem Knecht Mose. … 8 Von Mund zu Mund rede ich mit (Mose) ihm, in einer Vision, nicht in Rätseln. Die Gestalt des HERRN darf er sehen. Warum habt ihr euch nicht gefürchtet, gegen meinen Knecht, gegen Mose, zu reden?
10 Als die Wolke vom Zelt gewichen war, siehe, da war Mirjam weiß wie Schnee vor Aussatz. Aaron wandte sich Mirjam zu und siehe, sie war aussätzig. 11 Da sagte Aaron zu Mose: Mein Herr, ich bitte dich, lege uns die Sünde nicht zur Last, mit der wir töricht gehandelt haben und mit der wir uns versündigt haben!“
Nach sieben Tagen war Mirjam wieder geheilt.
Mirjam und Aron kamen nicht damit zurecht, dass Gott Mose erwählt hatte. Geistliche Machtkämpfe zerstören.
Sie sprachen nicht mit Gott und Mose darüber, sondern verbreiteten ein übles Geschwätz. Doch Gott hörte es.
Gott möchte, dass wir einander ergänzen.
Paulus schreibt in Epheser 4,11-12: „er setzte die einen als Apostel ein, andere als Propheten, andere als Evangelisten, andere als Hirten und Lehrer, 12 um die Heiligen für die Erfüllung ihres Dienstes zuzurüsten, für den Aufbau des Leibes Christi.“
Gott wählt Menschen aus, damit sie gemeinsam die Glaubenden ausrüsten. Das Geheimnis des Himmels ist das gegenseitige Dienen und Wertschätzen.
Petrus hat es in 1.Petrus 4,10 so gesagt: „10 Dient einander als gute Verwalter der vielfältigen Gnade Gottes, jeder mit der Gabe, die er empfangen hat!“
Wo wirkt sich das Murren beim Auszug aus Ägypten außerdem noch verheerend aus?
Eine andere Geschichte ist die der Leviten um Korach in 4.Mose 16.
„1 Korach … Datan und Abiram, … 2 erhoben sich in Moses Gegenwart, zusammen mit zweihundertfünfzig … angesehenen Männern. 3 Sie versammelten sich gegen Mose und gegen Aaron und sagten zu ihnen: Das ist zu viel! Alle sind heilig, die ganze Gemeinde, und der HERR ist in ihrer Mitte. Warum erhebt ihr euch über die Versammlung des HERRN? 4 Als Mose das hörte, warf er sich auf sein Gesicht nieder 5 und er sagte zu Korach und seiner ganzen Gemeinde: … Wen der HERR erwählt, der darf sich ihm nähern.
12 Datan und Abiram, … sagten: Wir kommen nicht hinauf. 13 Ist es nicht genug, dass du uns aus einem Land, in dem Milch und Honig fließen, heraufgeführt hast, um uns in der Wüste sterben zu lassen? Willst du dich auch noch als unser Herrscher aufspielen? 14 Du hast uns nicht in ein Land gebracht, in dem Milch und Honig fließen, und hast uns keine Felder und Weinberge zum Erbbesitz gegeben.
Mose antwortet: 17 Nehmt eure Räucherpfannen, tut Räucherwerk hinein und bringt eure Räucherpfannen vor den HERRN, … Da erschien der ganzen Gemeinde die Herrlichkeit des HERRN. …
28 Dann sagte Mose: Daran sollt ihr erkennen, dass der HERR mich gesandt hat, damit ich alle diese Taten vollbringe, und dass ich nicht aus eigenem Antrieb gehandelt habe. …
31 Es geschah, als er alle diese Worte zu Ende geredet hatte, da spaltete sich der Erdboden unter ihnen 32 und die Erde öffnete ihren Rachen und verschlang sie samt ihren Familien und allen Menschen, die zu Korach gehörten, und den ganzen Besitz.“
Rebellion gegen Gottes Wahl endet tragisch. Mose sagt in Vers 28, dass er seine Aufgabe nicht aus sich selbst heraus gewählt hat. Zu akzeptieren, dass Gott uns Gaben und Grenzen gegeben hat, fällt nicht immer leicht. Doch es ist eine göttliche Ordnung. Gott ergänzt sich selbst im Vater, Sohn und Heiligen Geist.
Paulus schreibt in 1.Korinther 12,14-18: „14 Auch der Leib besteht nicht nur aus einem Glied, sondern aus vielen Gliedern. 15 Wenn der Fuß sagt: Ich bin keine Hand, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört er doch zum Leib. 16 Und wenn das Ohr sagt: Ich bin kein Auge, ich gehöre nicht zum Leib!, so gehört es doch zum Leib. 17 Wenn der ganze Leib nur Auge wäre, wo bliebe dann das Gehör? Wenn er nur Gehör wäre, wo bliebe dann der Geruchssinn? 18 Nun aber hat Gott jedes einzelne Glied so in den Leib eingefügt, wie es seiner Absicht entsprach.
4.Mose 17,6 Am nächsten Tag murrte die ganze Gemeinde der Israeliten über Mose und Aaron; sie sagten: Ihr habt das Volk des HERRN getötet.“
Mit dem blühenden Aaronsstab zeigt Gott, wen er erwählt hat. Damit nahm das Murren ein Ende (4.Mose 17,20).
Das Volk murrte über Gott und Mose. Doch was löste diese Situation bei Mose aus?
Mose ist unheimlich gefordert. Ihm ist Gottes Ehre wichtiger als sein eigenes Leben (2. Mose 32,11-12; 31-33).
Gott sagt in 2. Mose 32,10: „Jetzt lass mich, damit mein Zorn gegen sie entbrennt und sie verzehrt! Dich aber will ich zu einem großen Volk machen.“ Doch Mose tritt für das Volk ein: „11 Mose aber besänftigte den HERRN, seinen Gott, indem er sagte: Wozu, HERR, soll dein Zorn gegen dein Volk entbrennen, das du mit großer Macht und starker Hand aus dem Land Ägypten herausgeführt hast. 12 Wozu sollen die Ägypter sagen können: In böser Absicht hat er sie herausgeführt, um sie im Gebirge umzubringen und sie vom Erdboden verschwinden zu lassen?“
Später setzt er noch hinzu: „32 Jetzt nimm ihre Sünde von ihnen! Wenn nicht, dann streich mich aus dem Buch, das du geschrieben hast. 33 Der HERR antwortete Mose: Nur wer gegen mich gesündigt hat, den streiche ich aus meinem Buch.“
Eine aufschlussreiche Charaktereigenschaft von Mose finden wir in 4.Mose 12,3: „Mose aber war ein sehr demütiger Mann, demütiger als alle Menschen auf der Erde.“
Doch leicht fällt es Mose nicht. In 4.Mose 11,14-17 klagt er: „14 Ich kann dieses ganze Volk nicht allein tragen, es ist mir zu schwer. 15 Wenn du mich so behandelst, dann bring mich lieber um. 16 Da sprach der HERR zu Mose: Versammle mir siebzig von den Ältesten Israels, die du kennst, weil sie die Ältesten des Volkes und seine Listenführer sind; bring sie zum Offenbarungszelt! Dort sollen sie mit dir zusammen hintreten. 17 Dann komme ich herab und rede dort mit dir. Ich nehme etwas von dem Geist, der auf dir ruht, und lege ihn auf sie. So können sie mit dir zusammen an der Last des Volkes tragen und du musst sie nicht mehr allein tragen.“
Mose kommt an den Rand des Ertragbaren. Dann greift Gott ein und stellt ihm 70 Männer zur Seite, die die Verantwortung mit ihm gemeinsam tragen.
Verantwortung zu tragen ist nicht einfach. Deshalb bittet auch Paulus um Gebet für sich. In Epheser 6,18-19 schreibt er: „18 Hört nicht auf, zu beten und zu flehen! Betet jederzeit im Geist; seid wachsam, harrt aus und bittet für alle Heiligen, 19 auch für mich, dass mir das rechte Wort gegeben werde, sooft ich meinen Mund auftue, mit Freimut das Geheimnis des Evangeliums zu verkünden.“
Bei aller Hochachtung vor Mose sehen wir aber auch, dass er einen entscheidenden Fehler beging. Was war geschehen?
Das geschah, als Mose von Gott aufgefordert wurde, mit dem Felsen zu reden.
In 4.Mose 20,8 sagt Gott: „Nimm den Stab und versammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron! Sagt vor ihren Augen zu dem Felsen, er solle sein Wasser spenden! Auf diese Weise wirst du für sie Wasser aus dem Felsen fließen lassen und der Gemeinde und ihrem Vieh zu trinken geben. 9 Mose holte den Stab von seinem Platz vor dem HERRN, wie der HERR ihm geboten hatte.
10 Mose und Aaron riefen die Versammlung vor dem Felsen zusammen und Mose sagte zu ihnen: Hört, ihr Meuterer, können wir euch wohl aus diesem Felsen Wasser fließen lassen? 11 Dann hob er seine Hand hoch und schlug mit seinem Stab zweimal auf den Felsen. Da kam Wasser heraus, viel Wasser, und die Gemeinde und ihr Vieh konnten trinken.
12 Der HERR aber sprach zu Mose und Aaron: Weil ihr mir nicht geglaubt habt, um mich vor den Augen der Israeliten zu heiligen, darum werdet ihr diese Versammlung nicht in das Land hineinführen, das ich ihnen gegeben habe.“
Mose hat schon in Mara erlebt, wie Gott durch ein Holzstück bitteres Wasser trinkbar machte. Am Horeb musste er den Felsen schlagen. Jetzt handelt Mose aus der Erfahrung. Doch das ist der entscheidende Fehler. Gott handelt nicht nach einem Schema. Es gibt keinen geistlichen Automatismus. Wenn Gott bei einem anderen Menschen durch etwas Bestimmtes gehandelt hat, wird er nicht automatisch das Gleiche tun, wenn ich dasselbe tue wie der Andere. Gott ist in seinem Handeln frei. Er hilft und spricht auf unterschiedliche Weise.
Das Entscheidende ist unser Vertrauen in Gott, dass er zu seiner Zeit auf seine Art und Weise mein Gebet erhören wird. Da sind wir alle herausgefordert. Manchmal meinen wir besser zu wissen, wie Gott handeln soll. Doch unsere Aufgabe ist es, die Anliegen von Gott auszubreiten. Seine Aufgabe ist es, so zu antworten, wie es das Beste für uns ist.
Wir sehen: Das Murren wurde Israel zum Verhängnis. Gott nicht zu vertrauen, kann sogar gestandene Menschen ins Trudeln bringen.
Glaube heißt nichts anderes, als täglich Gott zu vertrauen.
Das Volk Israel kommt mit Gott nicht zurecht. Wo liegt der entscheidende Punkt?
Beim goldenen Kalb kommt die eigentliche Fehlhaltung der Israeliten zum Ausdruck.
Sie wollen Gott nicht so haben, wie er sich ihnen offenbart.
Gott soll so sein, wie sie sich das vorstellen.
Deshalb wählen sie ein bekanntes Bild aus Ägypten: das goldene Kalb.
Auch wir leiden heute daran, dass wir Gott vorschreiben, wie er zu sein hat. Wir meinen sogar, Gott werde uns Rechenschaft geben müssen und stellen uns damit an Gottes Stelle.
Doch das ist eine verkehrte Welt. Gott wird Rechenschaft von uns fordern und Gott fragt danach, warum wir uns dagegen aufgelehnt haben, wie er uns geschaffen hat. Ja, weshalb wir uns nicht ergänzt und wertgeschätzt haben.
Wir merken: Glauben fordert uns heraus. Ich bin froh, dass ich auch weiß: Wer Gott seine Verfehlungen bekennt und auf den erhöhten Jesus blickt und anerkennt, dass er für uns gestorben ist, der erhält eine neue Chance. Eine neue Chance, Gott zu vertrauen und sich Tag für Tag vom Heiligen Geist prägen zu lassen.
Was wir hier in der Geschichte von Mose sehen, ist auch heute noch aktuell.
Anstatt einander zu ergänzen und anzuerkennen, dass jeder eine andere Aufgabe von Gott erhalten hat, wird viel verglichen.
Das zehnte Gebot, nicht zu begehren, was der Andere hat, scheint sehr herausfordernd zu sein – und zwar für alle Gesellschaftsschichten.
Würden wir einander mehr wertschätzen, würde vieles anders aussehen.
Auch heute sehen wir noch die gleichen Muster wie damals. Man spricht nicht mit den Betroffenen, sondern redet lieber mit anderen Menschen über andere. Aus diesen Verhaltensweisen auszubrechen, ist für uns alle eine Herausforderung.
Wenn es uns gelingt, ist das auch befreiend. Man trägt anderen nichts mehr nach und das eigene Leben wird leichter.
Frustrierend ist immer, wenn man merkt, dass vertraute Leute lieber mit anderen über uns sprechen.
Demütig zu bleiben ist eine Herausforderung.
Ich finde es auch sehr herausfordernd, darauf zu achten, dass man bei Gott keinen Automatismus erwartet. Wir brauchen Gottes Weisheit, damit wir in jeder neuen Situation passend reagieren. Manchmal sollen wir reden, ein anderes Mal wieder schweigen oder auf andere Dinge hinweisen.
Es ist tröstlich, dass wir auf das Kreuz sehen dürfen. Jesus hat für uns getragen, wo wir nicht so sein wollten, wie Gott es für uns vorgesehen hat. Er führt uns zurück auf den rechten Weg und gibt uns nochmals eine Chance.
Hanspeter Obrist, Januar 2023
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