Juden und Christen im Gespräch über das Chanukkafest
Dienstag, 20. Dezember 2022, 20.15 Uhr, Radio Maria Schweiz
In dieser Sendung dabei ist Dr. Richard Breslauer, jüdischer Dozent an der Jüdisch – Christlichen Akademie in Basel, und Hanspeter Obrist, Erwachsenenbilder aus Schmerikon
Nach Johannes 10,22 war Jesus während den 8 Tagen vom Chanukkafest in Jerusalem und nimmt mit seiner Aussage „Ich bin das Licht er Welt“ bezug auf das jüdische Lichterfest.
Eine eine Zusammenfassung:
Der Ursprung des Chanukkafestes liegt in der Geschichte Israels im 2. Jahrhundert vor Christus. Der Höhepunkt der Unterdrückung kam, als Antiochus IV im jüdischen Tempel in Jerusalem einen Zeusaltar errichten ließ, Schweine opferte und ungestraft in das Allerheiligste des Tempels eindrang. Das geschah am 25. Kislew 167 v.Chr. und wurde zum Anlass des Aufstandes der Juden.
Am 25. Kislew 164 v.Chr., drei Jahre nach der Schändung des Tempels, wurde das Fest der Einweihung des gereinigten Tempels gefeiert: Chanukka. Acht Tage dauerte das Fest (2. Makk. 10,1-8). Der Höhepunkt war das Neuanzünden des goldenen siebenarmigen Leuchters im Tempel (Menora) und die Neuweihung des Tempels und des Altars.
Man erwartete, dass das noch vorhandene Öl nur für einen Tag ausreichen würde. Dann geschah ein Wunder: Die sieben Lichtschalen des Leuchters im Tempel brannten mit dem Öl des kleinen Kruges während der ganzen acht Tage des Festes.
Im Gedenken an das Wunder von Chanukka, zündet man jeden Abend am Chanukkaleuchter ein Licht mehr an. Dazu isst man während dieser Zeit ölhaltige Speisen. Ebenso erinnert ein Kreisel an das Wunder.
Das Fest ist von Gott in der Torah nicht geboten. Ist es nun ein religiöses Fest oder gehört es zu den weltlichen Gedenktagen?
Es erinnert an die Rückeroberung von Jerusalem. Zugleich hat es mit dem Wunder eine geistliche Dimension, welche sich in den Segenssprüchen ausdrückt.
Christen und Juden zünden in diesen Tagen Lichter an. Was bedeutet Licht in der jüdischen Tradition?
In 1.Mose 1,3 steht: „Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.“
Doch am 4. Tag schuf Gott unsere Lichtquellen: 1.Mose 1,14 „Und Gott sprach: Es seien Lichter an der Himmelsfeste, zur Unterscheidung von Tag und Nacht, die sollen zur Bestimmung der Zeiten und der Tage und Jahre dienen, 1Mo 1,15 und zu Leuchtern an der Himmelsfeste, dass sie die Erde beleuchten! Und es geschah also. 1Mo 1,16 Und Gott machte die zwei großen Lichter, das große Licht zur Beherrschung des Tages und das kleinere Licht zur Beherrschung der Nacht; dazu die Sterne. 1Mo 1,17 Und Gott setzte sie an die Himmelsfeste, damit sie die Erde beleuchteten 1Mo 1,18 und den Tag und die Nacht beherrschten und Licht und Finsternis unterschieden.
Wie wird diese Problematik gelöst? In der rabbinischen Literatur weist man darauf hin, dass in Psalm 36,10 steht: „In deinem Licht sehen wir Licht?“ Welches ist das Licht, das die Gemeinde Israel sehen wird? Das ist das Licht des Messias . Das zeigt auf, dass Gott auf den Messias und dessen Werke blickte bevor die Welt geschaffen wurde und verbarg es für den Messias. Daher die Bezeichnung Licht des Messias
Was bedeutet Licht in der christlichen Tradition?
In Jesaja 49,6 steht über den Messias: „Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, nur um die Stämme Jakobs wieder aufzurichten und die Verschonten Israels heimzuführen. Ich mache dich zum Licht der Nationen; damit mein Heil bis an das Ende der Erde reicht.“
Als Zacharias bei der Beschneidung und Namensgebung von Johannes dem Täufer wieder die Stimme erhielt, beschreibt er die Bestimmung der zwei Kinder. Johannes ist Wegbereiter (Lukas 1,76) für das göttliche Licht, welches die Menschen im Dunkeln besucht, um sie auf den Weg des Friedens zu lenken.
In Jesaja 9,1 steht: „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf.“
An Weihnachten feiern wir, das in Jesus das göttliche Licht auf die Erde kam, damit wir aus der Dunkelheit ins Licht kommen können.
Mit der alten Sonnenwende feiern wir Weihnachten an dem Tag, an dem immer mehr Licht wird. Der genaue Geburtstag von Jesus wissen wir nicht, da damals nicht der Geburtstag wichtig war, sondern sein Leben. Die ersten Jesusnachfolger, feierten nach jüdischer Tradition den Geburtstag und Todestag am gleichen Datum.
Für Christen ist Jesus das göttliche Licht. Was verbinden Juden mit dem Licht?
Die Tora ist unser Licht.
Rabbi Elieser ben Jose Ha- Gelili (ca. 150 AD) sagte in Avot de Rabbi Nathan: 974 Geschlechter bevor die Welt geschaffen wurde war die Tora geschrieben worden und lag im Schoss Gottes.
Im Johannes 1,1 steht: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Joh 1,2 Dieses war im Anfang bei Gott.“
Wo sieht man, dass Jesus Chanukka gefeiert hat?
Nach Johannes 10,22 lehrte Jesus anlässlich des Chanukkafestes im Tempel.
Da steht: „22 Um diese Zeit fand in Jerusalem das Tempelweihfest statt. Es war Winter 23 und Jesus ging im Tempel in der Halle Salomos auf und ab. 24 Da umringten ihn die Juden und fragten ihn: Wie lange hältst du uns noch hin? Wenn du der Christus (Messias) bist, sag es uns offen! 25 Jesus antwortete ihnen: Ich habe es euch gesagt, aber ihr glaubt nicht. Die Werke, die ich im Namen meines Vaters vollbringe, legen Zeugnis für mich ab; 26 ihr aber glaubt nicht, weil ihr nicht zu meinen Schafen gehört. 27 Meine Schafe hören auf meine Stimme; ich kenne sie und sie folgen mir. 28 Ich gebe ihnen ewiges Leben. Sie werden niemals zugrunde gehen und niemand wird sie meiner Hand entreißen. 29 Mein Vater, der sie mir gab, ist größer als alle und niemand kann sie der Hand meines Vaters entreißen. 30 Ich und der Vater sind eins.“
Jesus wohnte nicht in Jerusalem, sondern er ist zu den Festen gepilgert.
In Johannes 10,23 wird Jesus gefragt: „Wie lange hältst du uns noch hin? Wenn du der Christus bist, sag es uns offen!“ Zu dieser Frage kam es wegen dem Wunder der Heilung des Blindgebornen in Kapitel 9 (siehe Johannes 10,21).
In Jesaja 29,18 steht: „Die Tauben werden an jenem Tag die Worte des Buches hören und aus Dunkel und Finsternis werden die Augen der Blinden sehen.“
In Johannes 10 geht es auch den guten Hirten und seine Schafe.
Das Thema Vater und Sohn welches in Johannes 10,30 angesprochen wird, folgt auf die Aussage von Jesus in Johannes 8,12. Da sagte er: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben.“
So wird aus dem Zusammenhang ersichtlich, dass das Gespräch schon in Johannes 8,12 begonnen hat. Jesus war während den 8 Tagen vom Chanukkafest in Jerusalem und nimmt mit seiner Aussage „Ich bin das Licht er Welt“ bezug auf das jüdische Lichterfest.
In Jesaja 42,67 steht: „Für alle Völker mache ich dich zu einem Licht. Den Blinden sollst du das Augenlicht geben. Alle, die in der Finsternis sitzen, sollst du aus ihrer Gefangenschaft befreien.“
Channuka hat die Eckpfeiler: Licht, Wunder und Öl. Jesus bezeichnet sich als Messias (Öl / als der Gesalbt) indem er bezeugt, dass er das verheißene Licht ist (Johannes 8,12) und einen Blindgebornen heilt, was als ein Schöpfungswunder gilt, da ja von Geburt an kein Augenlicht vorhanden war.
Jesus nimmt also an Chanukka alle drei Themen des Festes auf.
Der jüdische Chanukkaleuchter steht nicht irgendwo versteckt im Haus, sondern wird am Fenster oder beim Eingang aufgestellt. Was bedeutet das für Juden?
Es ist der Wunsch, das Wunder von Chanukka bekannt zu machen.
Wie sieht es bei Weihnachten aus?
Weihnachten ist mehr zu einem Lichtfest geworden, ohne dass es einen direkten Bezug zur Weihnachtsgeschichte hat. Wir sehen uns im dunklen Dezember wieder nach Licht. Meist bringt der Schnee wieder Helligkeit ins Leben. Man kann jedoch nicht sagen, wer Lichter leuchten lässt, möchte damit seinen Glauben ausdrücken.
Viel eher sind es spezielle Lichter, die manchmal einen bekennenden Charakter haben. So eine Weihnachtslaterne oder eine Krippe im Garten.
Wenn wir die neuste Werbekampagne eines Grossisten anschauen, geht es bei Weihnachten nur noch um Party. Früher war es noch ein Fest der Liebe und der Familie. Wir entfernen uns immer mehr vom eigentlichen Inhalt, dass in Jesus uns das göttliche Licht auf dieser Erde besucht.
Es gibt eine Webseite, in der wird in vier Bildern erklärt, um was es an Weihnachten geht. Man findet sie unter: www.weihnachtslaterne.website
Spannend finde ich, dass es zwischen dem jüdischen Chanukka und dem christlichen Weihnachten einen Link gibt. Wir sehnen uns nach dem göttlichen Licht in unserem Leben.