In Europa und den USA gilt Michail Gorbatschow als Symbol der Freiheit, in Russland sehen ihn viele als Totengräber der Sowjetunion. Eines aber bleibt Michael Gorbatschow hier wie dort: ein großer Reformer. Gorbatschow ist Sohn eines russischen Vaters und einer ukrainischen Mutter. Auch seine Frau Raissa war Ukrainerin. Er nannte sie oft liebevoll „meine Ukrainerin“. Erst vor wenigen Monaten schrieb Michail Gorbatschow einen Artikel für die Zeitung „Russia Global Affairs“, in dem er schreibt: „Keine Herausforderung oder Bedrohung, der die Menschheit im 21. Jahrhundert gegenübersteht, kann militärisch gelöst werden. Kein großes Problem kann von einem Land oder einer Gruppe von Ländern im Alleingang gelöst werden.“ 2018 sagte er: „Ein Atomkrieg wäre der letzte Krieg der Menschheit, weil es danach keine Menschen mehr gäbe, die noch einen Krieg führen könnten.“ Diese Mahnung ist sein eigentliches Vermächtnis. Michail Gorbatschow war der Überzeugung: Sieger ist nicht, wer Schlachten in einem Krieg gewinnt, sondern wer Frieden stiftet. mehr Informationen
Der Friedensnobelpreisträger war Chefredakteur der kremlkritischen Zeitung «Nowaja Gaseta». Gorbatschow war Miteigentümer des Blattes, das immer wieder Missstände in Russland aufdeckte.
In der russischen Hauptstadt Moskau hat am Samstag 3.9.22 die Trauerfeier für den ehemaligen sowjetischen Präsidenten Michail Gorbatschow begonnen. Der frühere Staats- und Parteichef soll auf dem Moskauer Prominentenfriedhof am Neujungfrauenkloster in der Nähe des Stadtzentrums neben seiner Frau Raissa bestattet werden. Ein Staatsbegräbnis gab es nicht – anders als nach dem Tod des Präsidenten Boris Jelzin (1931-2007). Russlands amtierender Präsident Wladimir Putin fehlt ebenfalls, nach Angaben des Kremls aus Termingründen. Als einer von wenigen ausländischen Politikern ist auch Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban am Samstag zur Trauerfeier gekommen.