Tomas Spahn schreibt am 30. März in tichyseinblick: „Wer glaubte, die Menschheit sei in den vergangenen 3.000 Jahren in irgendeiner Weise „zivilisiert“ geworden, sieht sich getäuscht.“
Der Mensch funktioniert leider nicht nach dem Prinzip des Füreinanders, sondern des Schreckens. Gebrochen mit diesem System hat Jesus in der radikalen Forderung der Feindesliebe. Solange der andere das Wohlwollen ausnutzt, muss man sich abgrenzen. Ist das nicht möglich, entsteht Leid.
Wenn man Menschen nicht für das gegenseitige Wohlwollen gewinnen kann, sind wir im Modus der Sanktionen und Abschreckung. Das gilt in persönlichen und in gesellschaftlichen Beziehungen.
Was uns Afghanistan gelehrt hat: Nicht nur die Waffenstärke zählt, sondern der Wille. Ebenso kann man in einer Volksgruppe nicht ein Sozialsystem installieren, dass ihrer Tradition widerspricht.
Auf dieser Welt ist nur jeder achte Staat wirklich demokratisch. Demokratie setzt voraus, dass alle Menschen gleichwertig betrachtet werden, was in vielen Kulturen nicht angelegt ist. Dazu müsste zuerst eine Hinwendung zu einer neuen Kultur stattfinden. Jesus hat mit der Bergpredigt dazu eine Grundlage gelegt. Es braucht die Fähigkeit, einzugestehen, dass man Hilfe und Korrektur braucht.
Nachdem Afghanistan gezeigt hat, dass weder Waffen noch ein Denksystem ausgereicht, kommen wir in den Modus des Schreckens. Der Westen baut dieses auf mit Sanktionen. Putin baut auf die Macht des Schreckens. Wer sich ihm in den Weg stellt, der wird vernichtet. Er hat das in Grosny (Tschetschenien) und in Aleppo (Syrien) gemacht. Er statuiert es nun auch in Mariupol (Ukraine). So haben es auch andere Weltbeherrscher gemacht, wie Alexander der Große in Tyros (332 v.Chr.).
Doch es gibt auch noch einen nicht berechenbaren Faktor. Das ist Gott oder die Natur. Alexander starb an Fieber. Napoleon hat den Winter unterschätzt, wie auch Hitler. Doch auch Stalin versank im Schlamm der Ukraine.
Wer sich Feinde verschafft, braucht unheimlich viel Energie seine Macht zu erhalten, weil sie ihm nicht gegeben, sondern er sie sich genommen hat.
Das biblische Modell ist umgekehrt. Wir sind füreinander und die Macht nimmt man sich nicht, sondern sie wird einem anvertraut, weil man vertrauenswürdig ist. Gott wartet bis der Mensch sich freiwillig ihm zuwendet und ihm die Ehre gibt, weil er ihm vertraut.
Wer sich Gott nicht anvertrauen will, der hat sich selbst ausgegrenzt und erntet die Konsequenzen eines Lebens in dem Gottes heilende Kraft ausgeschlossen wird.
Die Folgen des nicht von Gott geprägten Handelns sehen wir gerade in der Ukraine.
Zu Mariupol
Tomas Spahn schreibt am 30. März in tichyseinblick: Um seinen Eroberungsfeldzug zu gewinnen, ist Mariupol für Putin nicht von Bedeutung. Doch Mariupol, diese strategisch unbedeutende Widerspenstige, ist Symbol von Niederlage und Selbstbehauptungswillen in einem. Im Jahr 2014 endete der russische Versuch, sich den Osten der Ukraine einzuverleiben, an den Ostgrenzen dieser zuletzt über 400.000 Menschen beherbergenden Stadt. Sie brachten dem Kriegsherrn im Kreml so die erste Niederlage in seinem Feldzug gegen die Ukraine bei. Sie, die widerspenstigen Bewohner von Mariupol, hatten es gewagt, dem Vergewaltiger eine Grenze aufzuzeigen. Und deshalb darf nichts von der Stadt bleiben, was an diese Niederlage, an diesen Widerstand erinnert. … Wer sich von der russischen Kolonialherrschaft zu befreien sucht, hat keine Gnade zu erwarten. … Der Despot erhebt sich zum Herrn über Leben und Tod, um sich seiner eigenen Unzulänglichkeit nicht stellen zu müssen. …. Wer sich gegen ihn stellt, hat deshalb jegliches Recht auf Leben verloren. … Putin nennt jeden, der sich ihm zu widersetzen wagt, einen Terroristen, der „Nationalist“ und „Faschist“ ist. … Dabei ist es die Hybris des Nationalisten, nur den eigenen Nationalismus gelten zu lassen. Und es ist das Paradoxon des Faschisten, das eigene faschistische Handeln nicht erkennen zu wollen.
Mariupol city center, today.
Complete devastation. pic.twitter.com/nDTawUBHDI
— Arrow Intel (@IntelArrow) March 30, 2022