Hindu-Extremisten machen Christen in Indien das Leben zunehmend schwer. Menschenrechtler befürchten einen beginnenden Völkermord.
Die Angriffe auf Christen und christliche Gotteshäuser in Indien nähmen generell zu, berichtet die FAZ. Nach Angaben der christlichen Organisation United Christian Forum (UCF) habe es im vergangenen Jahr 486 Angriffe auf Kirchen gegeben. Das sei mehr als je zuvor.
Oft habe es sich um Störungen von Gottesdiensten und Vandalismus gehandelt. Nach Aussage von UCF steckten dahinter meistens fanatische Hindus, die Minderheiten wie die Christen im Land als Bedrohung ansehen. Sie wollten aus Indien, das laizistisch ist – also Kirche und Staat trennt – einen hinduistischen Gottesstaat machen. Diese Gruppen hießen Hindutva-Gruppen und einige ständen politisch der Partei von Indiens Ministerpräsident Narendra Modi nahe, der Bharatiya Janata Party (BJP).
Der christliche Menschenrechtsaktivist John Dayal sagte gegenüber der FAZ, in den Augen der Extremisten seien Christen und auch Muslime Fremde im Land, die kein Recht hätten, Bürger Indiens zu sein. Besonders im Bundesstaat Uttar Pradesh könnten sich Islamophobie und Äußerungen gegen das Christentum ungehindert verbreiten.
Die Organisation Genocide Watch sieht Anzeichen für einen beginnenden Völkermord durch extremistische Mobs.
Menschenrechtler Dayal sagt, es werde ungehindert zum Massenmord an Christen aufgerufen. Während einer Kundgebung in der Stadt Haridwar hätten Hindu-Extremisten kürzlich öffentlich die Tötung von Christen und Muslimen verlangt. Im ganzen Land seien vor kurzem Kirchenangehörige festgenommen worden, weil sie angeblich versucht hatten, Menschen unerlaubt zum Christentum zu bekehren, zum Beispiel im südindischen Karnataka. Dort gelten strenge Anti-Konversions-Gesetze, die den Extremisten in die Hände spielten, schreibt die FAZ. Bis zu zehn Jahre Haft drohten den Christen in diesem Fall.
Schon über den christlichen Glauben zu sprechen, werde als eine Form der Evangelisation angesehen. Zudem überwache der Staat christliche Aktivitäten und die Aktivitäten von Christen im Internet genau. mehr Informationen
Ein Problem ist die indische Rechtssprechung. Es reicht, jemanden zu beschuldigen, ein Verbrechen begangen zu haben, dann wird er verhaftet. Es liegt am Beschuldigten, seine Unschuld zu beweisen, nicht am Staat als Ankläger, dem Beschuldigten seine Schuld zu beweisen.
Im Dezember forderten Mönch Yati Narsinghanand Giri, Leiter eines Hindu-Klosters, und andere religiöse Führer Hindus auf, sich für einen „Völkermord“ an Muslimen zu bewaffnen. „Wenn 100 von uns bereit sind, zwei Millionen von ihnen zu töten, dann werden wir gewinnen und Indien zu einer hinduistischen Nation machen“, sagte Pooja Shakun Pandey, ein nationalistischer Führer der Hindus, und bezog sich dabei auf die muslimische Bevölkerung des Landes. Ihre Aufrufe zu einem solchen Massaker wurden vom Publikum mit Applaus beantwortet. weiterlesen: https://www.obrist-impulse.net/hindu-moench-aufruf-zum-voelkermord