Am Montag 24.1.22 haben sich 125 katholische Menschen – darunter viele Kirchenmitarbeitende – öffentlich als queer geoutet.
Mehrere Bischöfe und Generalvikare hatten daraufhin betont, das Arbeitsrecht müsse bei der „Bewertung der verschiedenen Lebensformen“ weiterentwickelt werden.
Rund 20 katholische Verbände und Organisationen solidarisieren sich mit queeren Katholikinnen und Katholiken. „Es darf nicht länger hingenommen werden, dass Menschen in kirchlichen Kontexten aus Angst gegenüber Kirchenvertreter*innen ein Schattendasein führen müssen, wenn sie nicht dem von der Kirche normierten Geschlechterbild entsprechen“, heißt es in einer am Montag veröffentlichten gemeinsamen Erklärung.
Unterzeichnet ist die Erklärung unter anderem vom Präsidium des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), vom Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB), der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd), dem Forum katholischer Theologinnen „Agenda“, dem Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) sowie der Arbeitsgemeinschaft katholischer Hochschulgemeinden (AKH).
Auf der Internetseite und im Rahmen einer Fernsehdokumentation haben sich rund 120 queere Menschen in der katholischen Kirche geoutet. Sie sind nach eigenen Angaben haupt- und ehrenamtlich in kirchlichen Einrichtungen beschäftigt. Die Initiative „#OutInChurch – für eine Kirche ohne Angst“ fordert unter anderem, das kirchliche Arbeitsrecht so zu ändern, „dass ein Leben entsprechend der eigenen sexuellen Orientierung und der geschlechtlichen Identität“ nicht zur Kündigung führe.
„Wir stellen uns deshalb ausdrücklich gegen Homophobie und fordern eine Kultur der Diversität in der katholischen Kirche.“
Seit 20 Jahren feiern queere Menschen und ihre Freunde einmal im Monat in München Gottesdienst.
Der Synodale Weg, so zeigte sich der Aachener Bischof Helmut Dieser überzeugt, helfe dabei, die von der Aktion #OutInChurch geforderte Angstfreiheit tatsächlich zu erreichen. Auf der Vollversammlung des Synodalen Weges wird es vom 3. bis zum 5. Februar auch um die Diskussion eines „Handlungstextes“ gehen, der der „Diskriminierung“ von kirchlichen Mitarbeitern, „die entgegen der tradierten kirchlichen Sexualmoral leben“, entgegenwirken möchte.
Anderes sehen im Synodalen Weg einen Angriff auf den Kern der Katholischen Kirche. Der Priester würde nicht abgeschafft werden, aber „zwischen den Reihen sonstigen Pastoralpersonals unsichtbar werden“, fürchtet Pfarrer Guido Rodheudt für den Fall, dass die nun vorliegenden Anträge bei der Synodalversammlung Anfang Februar in Frankfurt angenommen werden. Ziel der synodalen Beschluss-Vorschläge sei es, das Priesteramt durch Maßnahmen wie die Abschaffung des Pflichtzölibats und die „Umformung eines priesterlichen Profils“ unsichtbar werden zu lassen. Der Stellenwert der Sakramente, für die der Priester notwendig sei, solle durch pastorale Angebote von nicht-priesterlichen Personen relativiert werden.
Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck sagte der „Bild“-Zeitung (Montag), Liebe in partnerschaftlicher Verantwortung sei „eine Frage des Respekts, der gegenseitigen Achtung und der tiefen inneren Gefühle und Empfindungen“. Der Dresdner Bischof Heinrich Timmerevers twitterte: „Wir alle sind Geschöpfe Gottes. Und die Kirche muss jedem Menschen Heimat bieten. Dafür will ich mich einsetzen.“
Die Aktion #OutInChurch „outet“ mehr über den Zustand der Kirche in Deutschland als über die Menschen, die hier ihre Schicksale schildern. Der Titel der Aktion #OutInChurch spielt nicht nur auf das Outing der Teilnehmer an, sondern stellt indirekt auch die Frage, wer in der Kirche ist oder sein darf und wer nicht.
Es geht bei der Frage des Arbeitsrechts nicht um Angenommensein, Akzeptanz und Diskriminierung, sondern um die Spielregeln einer Gemeinschaft. Man kann die Spielregeln der Kirche doof finden, ihnen aber nicht vorwerfen, Menschen in ein Doppelleben zu zwingen. Die Grundordnung des kirchlichen Dienstes erwartet von kirchlichen Arbeitnehmern eine Ausrichtung ihres Lebens an der katholischen Glaubens- und Sittenlehre. Jedem Arbeitnehmer ist vor Antritt seiner Stelle voll bewusst, dass er hier eine Loyalitätsverpflichtung eingeht, die sein Privatleben einschließt.
Es gibt ein gravierendes Missverständnis über das Wesen der Kirche. Die Kirche ist nicht dazu da, jeden Lebensentwurf unterschiedslos zu billigen. In der Kirche sind ausnahmslos alle Menschen willkommen, die sich von Jesus Rettung und Heilung erhoffen.
Wer Handball spielen möchte, aber irgendwie im Fußballverein gelandet ist, sollte sich auf Fußball einlassen oder den Verein wechseln, anstatt den Fußballern vorzuwerfen, Handball zu diskriminieren.
Die Kirche in Deutschland fällt weltkirchlich zahlenmäßig kaum ins Gewicht. Wer hier menschliche Schicksale dazu benutzt, um eine Änderung der kirchlichen Lehre zu Ehe und Sexualität herbeizuführen, der spielt mit Hoffnungen, die am Ende nur enttäuscht werden können.