Symbolik der Zahlen in der Bibel

Zahlen spielen in der Bibel eine besondere Rolle. Sie dienen oft als Bindeglied und Erinnerung an bestimmte Ereignisse oder Sinnbilder. Sie sind aber nicht absolute Aussagen im Sinne von einem Orakel oder einer verborgenen Prophetie.

Mit der Eins (Hebräisch: echad) verbindet sich der Begriff der Einheit Gottes (5. Mose 6,4). Auch Mann und Frau sollen „ein Fleisch“ werden (1. Mose 2,24). Der Einheit Gottes steht das Misstrauen des Menschen gegenüber Gott und seinem Wohlwollen gegenüber, ein „nicht mehr mit Gott eins sein wollen“. Doch wir sollen mit Gottes Gedanken eins werden (Johannes 17,21). Das jedoch immer im Bewusstsein der Unterschiedlichkeit. Die absolute Eins ist jachid (einer). Jede Persönlichkeit gibt es nur einmal und man ist ein Teil einer größeren Einheit, in der man sich gegenseitig ergänzt. Alles ist auf Ergänzung angelegt.

Zwei ist die Zahl der kleinstmöglichen Gemeinschaft. „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Matthäus 18,20), sagt Jesus. Es ist auch die Mindestzahl von Zeugen in einem Gerichtsprozess (5. Mose 17,6).

Die Zahl drei ist oft mit machtvollen Taten Gottes verbunden. Am dritten Tag wurden der Prophet Jona aus dem Bauch des Fisches befreit und Jesus von den Toten auferweckt (1. Korinther 15,4). Die Drei ist auch ein Ausdruck des Willens und einer Überzeugung. Jesus fragt Petrus dreimal nach der Liebe (Johannes 21,15-17). Dreimal leuchtet Gott einem jeden Menschen mit dem Licht des Lebens (Hiob 33,29-30). Auch der aaronitische Segen ist dreiteilig (4. Mose 6,24-26), so, wie auch Gott sich als Vater, Sohn und im Heiligen Geist offenbart und man auf diese Namen tauft (Matthäus 28,19). Die drei göttlichen Tugenden lauten Glaube, Hoffnung und Liebe (1. Korinther 13,13). Jesus erwählt drei engere Jünger: Petrus, Jakobus und Johannes (Matthäus 17,1 / Markus 14,33).

Die Vier ist die Zahl der göttlichen Ordnung. Es existieren vier Himmelsrichtungen. Die Zahl betrifft daher auch in der Bibel den ganzen Erdkreis (Matthäus 24,31 und Offenbarung 7,1).

Es gibt zwei mal fünf Gebote in 2. Mose 31,18. Im Opfer für die Altarweihe waren in 4. Mose 7 fünf einjährige Lämmer für das Heilsopfer enthalten. Jesus hat als das Lamm Gottes fünf Wundmale und unser Opfer zu unserem Heil.

Die Zahl sechs ist mit dem Menschen verbunden. Am sechsten Tag wurde er erschaffen (1. Mose 1,26). Doch der Mensch vertraute nicht Gott, sondern wollte selbst bestimmen, was für ihn gut ist. So bricht das Düstere ins menschliche Dasein hinein. Über dem sterbenden Christus am Kreuz brach um die sechste Stunde eine Finsternis herein (Matthäus 27,45). Eine menschliche Nachahmung der Göttlichkeit ergibt 666 (Offenbarung 13,18). Sie ist auch ein Ausdruck des Willens (3) vom Menschen (6), der ohne Gott leben will.

Die Sieben ist eine Zahl für die göttliche Fülle. Der 7. Tag ist der Sabbattag, das 7. Jahr das Sabbatjahr, sieben Tage dauern die großen Feste in Israel. Im Tempel stand der siebenarmige Leuchter. Der Pharao träumte von sieben fetten und sieben mageren Kühen (1. Mose 41,2-7). Jesus spricht in der Offenbarung zu sieben Gemeinden (Offenbarung 1,4). Johannes sieht ein Buch mit sieben Siegeln (Offenbarung 5,1). Sieben Engel blasen die sieben Posaunen (Offenbarung 8,6). Sieben Engel gießen sieben Schalen göttlichen Zorns auf die Erde (Offenbarung 15,7). Wenn Gott (1) und die Menschen (6) zusammen harmonieren, ist alles beieinander, was zusammengehört.

Die Acht ist das Symbol der Auferstehung und des Neuanfangs. Acht Menschen wurden durch die Arche gerettet (1. Petrus 3,20). Am Tag nach dem Schabbat, dem ersten Tag der neuen Woche oder eben dem „achten Tag“, ist Jesus von den Toten auferstanden (Matthäus 28,1). Somit finden die Erlösung und Neuschöpfung der Welt am achten Tag statt. Entsprechend versammelten sich die ersten Christen an diesem „achten“ Tag, dem Sonntag (Apostelgeschichte 20,7).

Die zehn Gebote sind die Richtschnur Gottes, die man sich mit den zehn Finger merken kann (2. Mose 20,2-17). Symbolisch liegt der Akzent hier auf der Verantwortlichkeit des Menschen in Bezug auf die Anleitung Gottes, wie das Leben gelingen kann. Es sind 10 Plagen in Ägypten (2. Mose 7-11), welche eine Chance zur Umkehr ermöglichen.

Das Volk Israel hat zwölf Stämme, die von den zwölf Söhnen Jakobs abstammen. Jesus wählt zwölf Jünger aus, und zwölf Tore führen in das himmlische Jerusalem. Johannes erfährt in der Offenbarung, dass die Zahl der „versiegelten“ Israeliten 144.000 beträgt, je 12.000 aus den zwölf Stämmen Israels (Offenbarung 7,4). Wir unterteilen den Tag in zweimal zwölf Stunden und das Jahr besteht aus zwölf Monaten.

Die Vierzig steht für einen geschlossenen Zeitabschnitt der Vorbereitung und Reifung. Vierzig Tage und vierzig Nächte regnet es während der Sintflut (1. Mose 7,4). Vierzig Jahre dauerte die Wüstenwanderung, in der sich die Israeliten vom Manna ernährten (2. Mose 16,35). Vierzig Tage war Mose auf dem Berg Gottes (2. Mose 24,18). Und vierzig Tage fastete Jesus in der Wüste (Matthäus 4,2). Vierzig Tage erschien Jesus nach seiner Auferstehung den Jüngern bis zu seiner Himmelfahrt (Apostelgeschichte 1,3).

Die Fünfzig kann als Zahl der Einheit und Vereinigung nach göttlichem Willen verstanden werden. Im Alten Testament ist das 50. Jahr das Jubeljahr, in dem das Getrennte wieder vereinigt wurde (3. Mose 25,10). Bei der Speisung der 5.000 lässt Jesus die Menschen sich zu Gruppen von je 50 Personen zusammensetzen, damit sie gesättigt werden können (Lukas 9,14). Fünfzig Tage nach Pessach fand das Schawuot / Pfingstfest statt. Für Juden ist es der Tag, an dem Gott seine Gesetze offenbart, und für Nachfolger von Jesus der Tag, an dem Gott seine Gesetze in die Herzen schrieb, indem der Heilige Geist auf die Gläubigen ausgegossen wurde (Apostelgeschichte 2).

Siebzig steht in der jüdischen Tradition für die Zahl aller Völker der Erde ist, weil in 2.Chronik 29,32 siebzig Rinder geopfert wurden. Die Zahl 70 im Judentum hat eine ganz besondere Bedeutung, sagt der orthodoxe Rabbiner Yehuda Teichtal. Die Zahl stehe für Vollkommenheit. Als Moses aus dem Volk Repräsentanten wählen sollte, die das Volk repräsentieren sollten, waren es 70 Personen, erzählt Teichtal. Gott hat später zu Moses gesagt: Wähle 70 Menschen, das Volk zu repräsentieren (2.Mose 24,1). Da stellt sich die Frage: Warum 70 – warum nicht 60 oder 80? Wegen der Vollkommenheit.“

Die Tausend steht für eine von Gott gegebene Zeit. So spricht Johannes in Offenbarung 20,6 von einem tausendjährigen Reich. Die vier Adventssonntage symbolisieren die viertausend Jahre bis zur Ankunft des Erlösers. Die Sechstausend ist dann die Zeit der Menschheit zur Umkehr.

Hanspeter Obrist, Januar 2022

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