Paulus weist in Epheser 2,11-22 auf das Zentrale im Glauben an Jesus hin. Es gibt im Reich Gottes keine ethnischen und sozialen Unterschiede. Alle, die sich durch das Blut von Jesus mit Gott versöhnen lassen, haben durch Gottes Geist Zugang zum himmlischen Vater und sind Teilhaber (Bürger) in Gottes Reich. Es gibt keine bevorzugten und zweitklassigen Christen.
Wir sind gemeinsam Gottes Tempel. Gegründet auf Jesus ist Gott in uns allen gegenwärtig (er wohnt in uns). Gott ist nicht fern, er ist nah. Er ist durch den Heiligen Geist in uns.
Wir müssen also nicht an einen bestimmten Ort gehen, um mit dem himmlischen Vater zu reden, sondern haben immer einen direkten Draht zu ihm. Damit wird der Glaube universal und ist nicht mehr an die jüdischen Gebote der Pilgerreisen gebunden.
Im Judentum gibt es eine klare Unterscheidung zwischen Juden und Nichtjuden (Heiden). Zur Zeit von Paulus gab es eine physische Trennmauer auf dem Tempelplatz (siehe Bild). Es war eine ca. 1,2 Meter hohe Steinmauer, welche den eigentlichen Tempelbezirk vom sogenannten Vorhof der Heiden trennte. Der Historiker Josephus schreibt, dass in regelmäßigen Abständen Warnschilder angebracht waren.
Bei Ausgrabungen in den Jahren 1871 und 1935 fand man solche in Stein gemeißelten Warnungen, die auf Griechisch und Lateinisch abgefasst waren. Darauf steht: „Dass kein Fremder eintrete innerhalb der Schranke der Einfriedung des Heiligtums! Wer ergriffen wird, ist für den Tod, der darauf folgen wird, selbst verantwortlich.“ Diese Mauer war das Symbol für den Ausschluss der Nichtjuden von den Segnungen Israels. Ein Nichtjude konnte zwar auf die Hilfe des Gottes von Israel hoffen, doch er war nicht Teil der Verheißungen.
Die zweite Trennung war, dass religiöse Juden nie das Haus eines Nichtjuden betreten haben. Gott musste Petrus mit einer Vision überzeugen, dass er ins Haus des römischen Hauptmanns Kornelius ging (Apostelgeschichte 10).
Im Apostelkonzil wurde dann beschlossen, dass Nichtjuden nicht zum Judentum übertreten müssen, um Jesus nachfolgen zu können (Apostelgeschichte 15).
Paulus hält fest: Jesus hat die Trennung zwischen Juden und Nichtjuden aufgehoben (Vers 15). Das betrifft die rituellen Gebote, nicht aber die moralischen Gesetze.
Gottesdienst heißt, füreinander da zu sein und nicht, sich voneinander abzusondern.
Jesus hat das auf die Spitze getrieben, als er lehrte, dass wir auch die Menschen lieben sollen, die uns gegenüber feindlich gesinnt sind. So hat es uns der himmlische Vater vorgemacht (Lukas 6,35).
Aus allen Nationen kommend sind wir heute in Jesus Christus vereint. Die Beziehung zu Jesus eint uns, nicht die Zugehörigkeit zu einer nominellen Bewegung oder gemeinsame Grundwerte.
Der Wunsch von Jesus war, dass wir in IHM eins werden (Johannes 17,22-23). So können wir unterschiedliche Traditionen und Glaubensstile aushalten, solange sie Jesus als Grundlage haben.
Die jüdische Identität liegt in der ethnischen Schicksalsgemeinschaft begründet. Christen sind eine Christusgemeinschaft. Ihre neue Identität gründet sich auf die direkte Verbundenheit eines jeden einzelnen mit Jesus Christus.
In Afrika bekennen Christen gerne, wenn sie einen anderen Christen treffen: „Wir haben die gleiche Blutgruppe – denn wir sind durch sein Blut erlöst!“
Wenn jemand auf diesem Globus einen Friedensnobelpreis verdient hat, dann ist es Jesus. Er versöhnt Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturen und Erdteilen und macht sie zu einer großen Familie.
Text: Hanspeter Obrist, Oktober 2021
Epheserbrief
Drei Gründe, Gott zu loben, 1. Oktober 2021, Epheser 1,1-14
Jesus ist die Schlüsselperson, 8. Oktober 2021, Epheser 1,15-23
Vom Tod zum Leben, 15. Oktober 2021, Epheser 2,1-10
Ein neuer Tempel, 19. Oktober 2021, Epheser 2,11-22
Gottes Plan, 28. Oktober 2021, Epheser 3,1-21
Aufruf zur Einheit, 11. November 2021, Epheser 4,1-16
Erneuert euer Denken, 22. November 2021, Epheser 4,17-32
Lebt als Kinder des Lichts, 10. Januar 2022, Epheser 5,1-20
Verhalten in der Familie und im Beruf , 28. Januar 2022, Epheser 5,21-6,9
Gerüstet fürs Leben, 15. Februar 2022, Epheser 6,10-24
Versöhnung von Juden und Heiden in Christus
Epheser 2,11-22, Einheitsübersetzung 2016
11 Erinnert euch also, dass ihr früher von Geburt Heiden wart und von denen, die äußerlich beschnitten sind, Unbeschnittene genannt wurdet.
12 Zu jener Zeit wart ihr von Christus getrennt, der Gemeinde Israels fremd und von dem Bund der Verheißung ausgeschlossen; ihr hattet keine Hoffnung und lebtet ohne Gott in der Welt.
13 Jetzt aber seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart, in Christus Jesus, nämlich durch sein Blut, in die Nähe gekommen. 14 Denn er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile und riss die trennende Wand der Feindschaft in seinem Fleisch nieder.
15 Er hob das Gesetz mit seinen Geboten und Forderungen auf, um die zwei in sich zu einem neuen Menschen zu machen. Er stiftete Frieden 16 und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet.
17 Er kam und verkündete den Frieden: euch, den Fernen, und Frieden den Nahen. 18 Denn durch ihn (Jesus) haben wir beide in dem einen Geist Zugang zum Vater.
19 Ihr seid also jetzt nicht mehr Fremde und ohne Bürgerrecht, sondern Mitbürger der Heiligen und Hausgenossen Gottes. 20 Ihr seid auf das Fundament der Apostel und Propheten gebaut; der Eckstein ist Christus Jesus selbst. 21 In ihm wird der ganze Bau zusammengehalten und wächst zu einem heiligen Tempel im Herrn. 22 Durch ihn werdet auch ihr zu einer Wohnung Gottes im Geist miterbaut.